Bis zu 52% des Konsumentenfrankens kämen zu den Bauern. Das liess das BLW diese Woche verlauten. Nein, sagt der Bauernverband. Es seien nur etwa 20%. Recherchen zeigen: Bei gewissen Produkten ist es noch viel weniger.
Im Jahr 2015 lag der Anteil, den die Schweizer Produzenten bei niedrig verarbeiteten Produkten vom Konsumentenfranken erhalten, zwischen 34% und 52%. Den tiefsten Anteil wiesen der Käse und die Früchte auf, den höchsten das Kalb- und das Rindfleisch. Dies geht aus dem jüngsten Newsletter des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) hervor.
Doch der Schweizer Bauernverband (SBV) wehrt sich gegen diese Darstellung: Das BLW habe vor allem die Preise von wenig verarbeiteten Lebensmitteln in seine Berechnung einbezogen, sagt SBV-Präsident Markus Ritter. Dies, weil die Marktspanne bei wenig verarbeiteten Produkten einfacher zu berechnen sei. Stark verarbeitete Produkte und sogenannte Convenience- und Lifestyle-Produkte mit viel Marketingaufwand habe das BLW ausgeblendet. Zudem nehme der Wertschöpfungsanteil der Bauern ständig ab, gleichzeitig aber Handels- und Verarbeitermargen ständig zu (siehe Grafik).
Ritter nennt als Beweis sogar ein Papier des Bundesrates selber. Dieser habe im Bericht zum Postulat «Massnahmen zur Verstärkung der Instrumente des Agrarmarktes» von SBV-Direktor und Nationalrat Jacques Bourgeois (FDP, FR) einräumen müssen, dass nur noch etwa 20% des Konsumentenfrankens bis zu den Bauern kämen. «Der Detailhandelspreis wird heute mehr von den Arbeitskosten, den Kosten für Infrastruktur und Vertrieb, den Marketingausgaben und den Energiekosten bestimmt als von den landwirtschaftlichen Rohstoffen, die nur noch etwa 20% des Endpreises ausmachen», heisst es im Bericht.
Doch von stark verarbeiteten Produkten erhalten die Bauern noch viel weniger. Der «Schweizer Bauer» hat ein paar bekannte Schweizer Markenartikel unter die Lupe genommen und analysiert, welcher Anteil des Verkaufspreises bis zum Bauern kommt. Am wenigsten von einem Konsumentenfranken kommt für das Lifestyle-Milchmischgetränk Caffè Latte von Emmi zum Bauern. Milchbauern und Zuckerrübenproduzenten erhalten gerade mal 2,2% des Ladenpreises.
Nicht viel besser ist es bei Coca-Cola (2,4%). Aber auch für Kambly-Buttersablés (7,2%), Ramseier-Apfelschorle (12,7%) sowie für Zweifel-Kartoffelchips (18,0%) erhalten die Bauern weniger als 20% des Ladenpreises. Besser sieht es beim Rindfleisch aus (48%).