Junge Erwachsene erhalten Informationen zur Nutztierhaltung immer weniger durch direkten Bezug zur Landwirtschaft, sondern immer mehr über soziale Medien. Das geht aus einer Umfrage aus Österreich hervor.
Das Interesse für diesen Bereich ist im Vergleich zu anderen Themen eher gering, und nur knapp die Hälfte der Befragten gab an, die Definition des Begriffes «Nutztier» genau zu kennen. Das geht aus einer Studie hervor, die von Martina Rieberer gemeinsam mit Josef Plank, Obmann des Vereines «Wirtschaften am Land», und Hannes Royer, Obmann von «Land schafft Leben», am Dienstag in einem Online-Pressegespräch präsentiert wurde.
99% nutzen soziale Medien
99% der 400 im Juni 2021 befragten Wienerinnen und Wiener nutzen soziale Medien (Messenger-Dienste wie WhatsApp und Telegram, Media-Sharing-Plattformen wie YouTube, Mobile Communities wie Instagram und Snapchat sowie Netzwerke wie Facebook und Twitter).
Informationen zur Nutztierhaltung erhalten die Befragten laut eigenen Angaben vorwiegend über Instagram, Facebook und YouTube. «Knapp ein Drittel veröffentlicht selbst Medieninhalte zur Nutztierhaltung, die restlichen zwei Drittel der Befragten verhalten sich in den sozialen Medien überwiegend wie stumme Beobachter oder Sammler», erläutert Rieberer, die diese Umfrage in Kooperation mit dem Institut für Markt- und Meinungsforschung Demox Research durchgeführt hat.
Themenhoheit nicht Kritikern überlassen
Neben Bildern, Filmen und Videos informiert sich mehr als ein Drittel der Befragten zudem über Texte und Artikel in Foren, Online-Zeitungsartikeln oder WhatsApp-Nachrichten. Audioformate wie Podcasts, Hörbücher oder Radio werden weniger oder gar nicht genutzt, um sich mit dem Thema Nutztierhaltung zu beschäftigen.
«Die Befragten informieren sich bei Fragen zur Haltung oder Fütterung von Nutztieren in Plattformen wie Wikipedia. YouTube ist hier die zweite Wahl», so Rieberer. Sie spricht sich für die verstärkte Nutzung von sozialen Medien aus, um auch die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung besser mit Informationen zu versorgen. «Bäuerinnen und Bauern sowie deren Vertreter können soziale Medien optimal für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Feedback lässt auf interaktiven Online-Plattformen meist nicht lange auf sich warten und kann manchmal auch unhöflich sein. Trotzdem: Bäuerinnen und Bauern sollten die Themenhoheit in sozialen Medien nicht jenen überlassen, die Nutztierhaltung romantisieren oder skandalisieren», rät Rieberer zur verstärkten Nutzung sozialer Medien zur Informationsvermittlung.
Mehr über Herstellung von Lebensmitteln sprechen
«Der sinkende Anteil der bäuerlichen Berufsgruppe und die zunehmende Urbanisierung führen zu einer Entfremdung junger Bevölkerungsgruppen von der Nutztierhaltung. Dies hat zur Folge, dass sich die gesellschaftlichen Erwartungen an die Haltung von Nutztieren geändert haben. Die Bürger hinterfragen Landwirte und deren Beruf zunehmend kritisch in sozialen Medien», unterstreicht Plank.
Als Obmann des Vereins «Wirtschaften am Land» unterstützt er Projekte, die zur verbesserten Bewusstseinsbildung beitragen. «Die Landwirtschaft muss professioneller kommunizieren und auf die Fragen und Wünsche der Jugend eingehen», so Plank.
«Wir müssen alle gemeinsam wieder mehr über die Herstellung unserer Lebensmittel sprechen. Je mehr Wissen und Bewusstsein bei den Konsumenten vorhanden ist, desto mehr Wertschätzung wird auch wieder entstehen. Die Menschen interessieren sich immer mehr dafür, woher ihr Essen kommt, und genau hier haben wir eine Möglichkeit, Verbraucher wieder für die landwirtschaftliche Produktion zu begeistern», sagt Royer. Die Bewusstseinsbildung fange bei den Kindern in der Schule an.