Die Landwirte und insbesondere die Viehhalter in Neuseeland müssen zukünftig einen spürbaren Beitrag zur Senkung der Treibhausgas-(THG)-Emissionen leisten.
Am vergangenen Mittwoch hat die unabhängige Klimakommission ihren Abschlussbericht veröffentlicht und teilweise einschneidende Massnahmen vorgeschlagen, die vom Ausstieg aus Kohle und Gas in der Industrie und bei Wohnhäusern über das Verbot von Autos mit Verbrennungsmotoren bis hin zu klimafreundlichen Verpackungen und dem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs reichen.
Viehbestände reduzieren
Die Vorschläge sind Empfehlungen für einen Emissionsreduktionsplan, den die Regierung bis Jahresende beschliessen will. Im Bereich Landwirtschaft wird unter anderem vorgeschlagen, die Viehbestände bis 2030 im Vergleich zu 2018 um rund 14 % abzubauen, um die biogenen Methanemissionen bis dahin um ein Zehntel zu senken.
Die Milch- und Fleischerzeugung werde durch Produktivitätsfortschritte jedoch sehr viel weniger abnehmen und ihr Niveau weitgehend beibehalten, prognostiziert die Kommission. Einige Betriebe könnten die Tierhaltung auch zugunsten des Gartenbaus aufgeben. Zusätzlich sollten durch Zuchtfortschritte Schafe und Kühe gehalten werden, die weniger Methan ausstossen.
Düngemittelverbrauch einschränken
Auch müsse der Düngemittelverbrauch durch effektiveres Management - insbesondere bei Stickstoff - eingeschränkt werden, damit weniger Lachgas freigesetzt werde. Die Kommission schlägt vor, mineralische Stickstoffdünger in den Emissionshandel zu integrieren und zu bepreisen.
Für die Emissionen der Viehhaltung und des Primärsektors insgesamt ist bereits ein eigenes System des Emissionshandels vorgesehen. Empfohlen wird von den Fachleuten zudem, die Forschung im Bereich von Impfstoffen oder Futterzusatzmitteln zu intensivieren, über die der Methanausstoss ebenfalls verringert werden könne.
Bauernverband: Marktlösungen statt Regulierungen
Der nationale Bauernverband (FF) reagierte in einer ersten Stellungnahme verhalten auf die Vorschläge der Kommission. Er betonte, dass die Umsetzung eines Klimaplans von erheblichen staatlichen Investitionen und personellen Ressourcen in die Forschung begleitet werden müsse, und die Farmer auch Zugang zu neuen Technologien erhalten müssten.
Zu berücksichtigen sei, dass die Landwirte bereits unter Regulierungsänderungen, unsicheren internationalen Märkten und dem ausgeprägten Arbeitskräftemangel litten. «Es wäre für uns ermutigend gewesen, zu sehen, dass die Kommission diesen Druck anerkennt und weniger regulatorische Lösungen empfiehlt», erklärte FF-Präsident Andrew Hoggard.
Marktwirtschaftliche Lösungen seien meist effektiver als ordnungspolitische Vorgaben. Es bleibe zu hoffen, dass der bis Ende des Jahres fällige Emissionsmassnahmenplan der Regierung «uns gemeinsam weiterbringen kann, ohne die Landwirte überhart zu belasten».
Milchbauern: Neue Technologien nötig
Der Geschäftsführer des neuseeländischen Milcherzeugerverbandes (DairyNZ), Tim Mackle, zeigte sich erleichtert, dass es bei Methan bei dem Reduktionsziel von 10 % bis 2030 geblieben sei und wegen der Unterschiede zu CO2 differenziert werde. Doch auch dies sei «eine grosse Herausforderung» für die Milchbauern, die aber ihren Beitrag leisten wollten.
Allerdings seien diese bereits weltweit führend bei der Herstellung nachhaltiger und emissionseffizienter Milchprodukte und dürften nicht überfordert werden. «Wir wollen das gleiche oder mehr mit weniger Emissionen produzieren, und das ist ein grosses Ziel für uns», betonte Mackle.
Dafür brauche es pragmatische Ziele und vor allem neue Technologien zur Vermeidung von THG-Emissionen. Notwendig sei ein langfristiger Plan für Investitionen in Forschung und Entwicklung von der Regierung zusammen mit der Industrie. Die Milchbauern bräuchten wissenschaftliche Unterstützung und Instrumente zur Erreichung der Methanminderung, die nicht einfach nur durch Bestandsabbau erreicht werden dürfe.

Ulrike Steingräber
Angst vor Flächenverlust
Die Branchenorganisation Beef+Lamb New Zealand (B+LNZ) stellte fest, dass sie die Verringerung von THG-Emissionen grundsätzlich unterstütze, aber auch Kritik an den Vorschlägen der Kommission habe. Diese betreffe vor allem das Ziel, grosse Mengen an CO2 mit Hilfe der Aufforstung von exotischen Bäumen auf Acker- und Weideflächen einzusparen, wodurch bis zu 20 % der Flächen verlorengehen könnten.
«Dies wird erhebliche negative Auswirkungen auf die Schaf- und Rinderzucht sowie die ländliche Gemeinden haben», warnte B+LNZ. Es seien deshalb strenge Grenzen dafür nötig, wie viel die Emittenten fossiler Brennstoffe durch das Pflanzen exotischer Bäume ausgleichen dürften. Zu begrüssen sei, dass die Kommission weiterhin den „Split-Gas-Ansatz“ unterstütze, um kurzlebige und langlebige Treibhausgase und deren differierende Wirkung auf die Erderwärmung zu unterscheiden, die nach wissenschaftlicher Erkenntnis bei Methan geringer seien.
Dass jedoch die methanemittierenden Sektoren aufgefordert würden, kurzfristig mehr und schneller zu handeln, sei «ungerecht, zumal die Schaf- und Rinderzüchter seit 1990 mit 30 % bereits erhebliche Reduzierungen erreicht haben», betonte die Organisation.


