Journalist Adrian Krebs erklärte am Forschungsfest von Agroscope in Zürich vor Agronomen und Gästen den fundamentalen Unterschied zwischen Forschern und Journalisten.
Adrian Krebs, Agronom und stellvertretender Nachrichtenchef bei der NZZ beurteilte die Arbeit der Forschungsanstalten Agroscope aus Sicht der Medien und kam unumwunden zum Schluss: „Kommunikation ist wichtig und das hat Agroscope längst gemerkt. Ich finde, Sie machen Ihre Arbeit als ‚Futtermüller‘ im Dienste der Medien sehr gut.“
1083 Erwähnungen 2011
In einer Resonanzanalyse in der Schweizerischen Mediendatenbank hat Krebs für das zurückliegende Jahr 1‘083 Erwähnungen von Agroscope gefunden: „Die Agroscope war damit im vergangenen Jahr durchschnittlich dreimal täglich in den Medien erwähnt. Das ist eine reife Leistung“, lobte der Medienmann die Forscher von Agroscope.
Adrian Krebs verglich die Arbeit eines Forschers mit derjenigen des Journalisten und kam zum Schluss: Forscher arbeiten über Jahre an einem Thema, ohne dass sie eine Garantie für ein brauchbares Ergebnis hätten. Journalisten hingegen würden sich jeden Tag in neue Themen stürzen und müssten sofort darüber berichten, obwohl sie oft kaum eine Ahnung davon hätten.
Journalisten sind wie hungrige Nutztiere
Unmittelbar könnten sie dann die Ergebnisse ihrer Arbeit vor einem grossen Publikum ausbrieten und erhielten Resonanz: „Diese kommt fast nur dort vor, wo die Berichterstattung schlecht angekommen ist.“ Dabei tröste die Journalisten oft der Reim "Mach Dir keinen Kummer, morgen kommt die nächste Nummer.“
Medienhäuser sind für Krebs wie grosse Bauernbetriebe. Im Stall würden grosse hungrige Nutztiere stehen, welchen man täglich Unmengen an Informationsfutter in den Rachen schieben müsse, damit sie daraus Nachrichten, Berichte und Reportagen produzierten. Und dies geschehe alles unter steigendem Zeitdruck, sagte Krebs.
"Den Schreibknechten die richtige Futtermischung liefern"
Zudem verlangten die Medientiere nach einer reich belegten Speiseplatte. Sie wollten „neben dem faserreichen Grundfutter leicht verdaubare Häppchen“, so Krebs gegenüber den Grünlandforschern. Weiter sagte er: „Nun kommen Sie als Institution ins Spiel. Denn die Futtersuche auf der unüberblickbaren Prärie der möglichen Themen ist anstrengend. Viel einfacher ist es, wenn man das Futter frei Hof geliefert erhält. Sie übernehmen in diesem Geschäft quasi die Rolle des Futtermüllers. Indem Sie den Schreibknechten des Medienwesens die richtige Futtermischung liefern, können Sie die Produktion der medialen Nutztiere, also die Berichterstattung, bis zu einem gewissen Grad steuern oder mindestens beeinflussen.“
Nicht umsonst würden viele Firmen, Politiker und behördliche Institution heute Kommunikationsabteilungen von der Grösse einer mittleren Zeitungsredaktion unterhalten, betonte der NZZ-Journalist. Alleine die Stadt Zürich unterhalte derzeit nicht weniger als 85 Kommunikationsabteilungen.


