In ganz Europa demonstrieren Bauern für besser Arbeitsbedingungen. Auch in der Schweiz drückt sich diese Unzufriedenheit jetzt auch in Protesten aus. Zu gross sei der administrative Aufwand, zu gering die Wertschätzung, zu niedrig die Produzentenpreise, heisst es.
Doch ob Demonstrationen der richtige Weg sein könnten, um die Arbeitsbedingungen in der Schweizer Landwirtschaft zu verbessern, sind sich längst nicht alle einig.
Geteilte Meinungen
Die letzte Umfrage des «Schweizer Bauer», ob die Leserinnen und Leser an einem Protest teilnehmen würden, endete unentschieden. Auch die Kommentare zum Bericht des «Schweizer Bauer» über die Basler Bauerndemo , die so genannte Sternfahrt, fallen unterschiedlich aus. So meint etwa «Ein alter Seeländer Bauer»: «Das macht ihr gut, gefällt mir».
Anders hingegen äussert sich Sepp Müller: «Uns Bauern in der Schweiz geht es gut. Ich würde darum vorsichtig sein mit solchen Aktionen». Zu dieser Vorsicht mahnt auch Marc Brodbeck, Präsident des Bauernverbands beider Basel, heisst es in einem Bericht der «Basler Zeitung». Trotz seiner offenen Kritik an der Basler Sternfahrt, unterstützt Brodbeck die Forderungen der demonstrierenden Schweizer Bauern und verlangt faire Preise.
«Wir dürfen Bevölkerung nicht verärgern»
Die Basler Sternfahrt lief zwar friedlich ab, doch im Internet hätte es dazu viele negative Kommentare gegeben, heisst es im Bericht weiter. So sei den Bauern vorgeworfen worden, dass sie immer nur jammern würden, obschon ihnen Milliardenbeträge zukommen, mit denen sie sich die neuesten und grössten Traktoren kaufen könnten.
Für Brodbeck seien Demonstrationen nicht der richtige Weg. Er erinnert daran, dass die Landwirtschaft in Bern gut vertreten sei. «Wir sollten aufpassen, dass wir die Menschen nicht zu sehr verärgern», sagt Brodbeck der «Basler Zeitung».
Proteste sollen sich nicht gegen Konsumenten richten, die ja auch von gestiegenen Lebenshaltungskosten betroffen sind. Die Kritik solle dem Detailhandel und dem Vertrieb gelten. «Wir wollen nicht mehr Steuergeld, wir wollen eine faire Bezahlung unserer Produkte», sagt Brodbeck.
Immerhin können sie sich einen Protesttag leisten. Wer in der Privatwirtschaft keine Lohnerhöhung erhält muss die höheren Preise auch bezahlen und wer streikt erhält die Kündigung.
— salubash 🌝 (@salubash1) February 3, 2024
Check out Protestaktion: Traktoren-Sternfahrt von Basel-Land in den Aargau https://t.co/c65I0u5tID
Gestiegene Preise kommen nicht bei Bauern an
Brodlbeck stelle ein Ungleichgewicht in der Preisentwicklung fest, heisst es im Bericht weiter. Aufgrund der Inflation seien die Preise für viele Produkte und Dienstleistungen gestiegen. Diese Preiserhöhungen seien jedoch nicht bei den Bauern angelangt, stellt der ehemaliger SVP-Gemeindepräsident von Buus BL fest.
Die den Bauern bezahlten Grundpreise müssten um fünf bis zehn Prozent steigen, damit die in den letzten Jahren gestiegenen Kosten gedeckt werden könnten. Brodbeck stehe deshalb auch hinter den Forderungen, die zur Sternfahrt-Aktion geführt haben.
Angeregt wurde diese Aktion gewiss von den, seit Januar anhaltenden Bauern-Protesten in ganz Europa. Die Probleme in der Schweiz seien aber weit weniger gravierend, weil das Verständnis für die Landwirtschaft grösser sei und die Bauern gut organisiert seien, erkenne Brodbeck.
Marc Brodbeck, Präsident des Bauernverbandes beider Basel BVBB, fordert für Bäuerinnen und Bauern höhere Preise für ihre Produkte.
Lucas Huber
Brodbeck weist Vorwurf zurück
Ein Dorn im Auge sei ihm auch die Entmündigung, die er beispielsweise bei der Planung der Biodiversitätsflächen erfahre. So würden ihm Planungsbüros vorschreiben, wo er einen Steinhaufen zu platzieren hätte, obschon diese Büros nichts von der Bewirtschaftung eines Landwirtschaftsbetriebes verstehen würden. Auch von solchen Erfahrungen seinen Landwirten zunehmen genervt, sagt Brodbeck.
Der Vorwurf, dass Bauern zu teure und zu grosse Maschinen hätten, weisst Brodbeck aber entschieden zurück. Mit der zunehmenden Mechanisierung der Landwirtschaft sei es für jeden Bauer zwingend, einen eigenen Fuhrpark zu haben, sagt er. Das Teilen und Ausleihen von Fahrzeugen würde weiterhin gut funktionieren, s agt Brodbeck der «Basler Zeitung» abschliessend .