Die Umweltverbände wollen ein Ja zur Ernährungssicherheit bei der Abstimmung vom kommenden 24. September als Auftrag für eine klar ökologisch ausgerichtete Landwirtschaftspolitik interpretiert haben. Sie fordern entsprechende Anpassungen im Landwirtschaftsgesetz.
So seien Regeln für eine standortangepasste Landwirtschaft nötig, um die massiven Nährstoffüberschüsse zu reduzieren und den Rückgang der Biodiversität zu stoppen, forderte die Allianz für eine ökologische Landwirtschaft am Dienstag an einer Medienkonferenz in Bern.
Böden schützen
Zudem müssten klare Bestimmungen zur Senkung der Belastung der Gewässer mit Pestiziden und Nährstoffen erlassen werden. Schliesslich seien griffige Massnahmen zum Schutz des Bodens notwendig, um die Überbauung und Erosion der Böden zu verhindern und so die Lebensmittelproduktion langfristig zu sichern.
Hinter der ursprünglichen Volksinitiative des Bauernverbandes sei noch klar die Absicht gestanden, die Produktion von Lebensmitteln in der Schweiz zu intensivieren und so die konventionelle Landwirtschaft zu stärken, sagte Werner Müller, Geschäftsführer von BirdLife Schweiz. Dies wäre angesichts der offensichtlichen ökologischen Defizite der Schweizer Lebensmittelproduktion nicht zu verantworten gewesen.
Der Gegenvorschlag sei hingegen ein ausgewogener Kompromiss, der in Richtung einer ökologischeren Landwirtschaft ziele. Darum werde er von der Allianz für eine ökologische Landwirtschaft unterstützt.
Entwicklungen negativ
Der Bundesrat selber habe festgehalten, dass keines der im Jahr 2008 erlassenen 13 Umweltziele in den Bereichen Biodiversität, Landschaft, Klima, Luft, Wasser, Boden und Gewässerraum bis heute erfüllt wurde, rief Thomas Vellacott, Geschäftsführer von WWF Schweiz, in Erinnerung. Dies sei bedenklich.
Die Entwicklungen seien in vielen Bereichen sogar negativ. Die Schweizer Landwirtschaft produziere heute intensiv und auf Rekordniveau. Das wirke sich negativ auf Natur und Landschaft aus. Die Bodenfruchtbarkeit und die Biodiversität nähmen ab. Die Gewässer hätten einen zu hohen Pestizidgehalt. Ein massiver Nährstoffüberschuss gefährde Ökosysteme und das Klima. Zu viel fruchtbares Kulturland werde überbaut.
Für Verena Mühlberger, Co-Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz, sind vor allem ökologische Fortschritte im Bereich der Pestizidreduktion dringend notwendig. Denn die Schweiz gehöre zu den Ländern mit einem besonders hohen Pestizideinsatz. Pestizide seien giftige Chemikalien, die sich in der Natur unkontrolliert ausbreiteten.
Über 100 Pestizide im Wasser
Über 100 Pestizide seien in Schweizer Fliessgewässern nachgewiesen worden. Über die Nahrung würden wir täglich einen ganzen Cocktail an Pestizidrückständen aufnehmen. Das sei ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Von der Politik erwartet Greenpeace ambitionierte Reduktionsziele sowie Verbote von besonders gefährlichen Pestiziden.
Für Urs Leugger-Eggimann, Zentralsekretär von Pro Natura, muss das Ziel sein, die typische Vielfalt an einheimischen Tier- und Pflanzenarten auf der ganzen landwirtschaftlichen Nutzfläche zu erhalten und diese in Gebieten mit tiefer Artenvielfalt wieder zu erhöhen. Dies sei überlebenswichtig für das ganze Ökosystem und somit mittel- und langfristig auch für eine sichere und gesunde Lebensmittelproduktion.