Senn Kevin Skarplik stammt aus dem deutschen Bundesland Thüringen. Der gelernte Käser aus Weimar verbringt bereits seine fünfte Saison auf einer Alp, derzeit die zweite im Bünder Safiental. Er ist einer von rund 2’200 Ausländern, die heuer auf einer Schweizer Alp tätig sind.
Die Suche nach Personal für die Schweizer Alpen ist schwierig geworden. Einen Einstieg in die Arbeitswelt der Alpenregionen bietet die Online-Alpstellenbörse zalp.ch. Sie bringt Stellensuchende und Stellenanbieter zusammen. Auch Jonas Koch und seine Freundin Linda Zaiser aus Deutschland haben über diese Plattform zu ihren Jobs als Zusennen auf der Alp im Safiental gefunden.
Verantwortung und Zusammenhalt
Jonas Koch und Linda Zaiser verbringen dieses Jahr die erste Saison auf einer Schweizer Alp. Sie studieren an der Universität Kassel. Ihr Hauptfach: Ökologische Landwirtschaft. Ihre Motivation einen Sommer auf einer Schweizer Alp zu verbringen lässt sich also durch ihre Studienwahl erahnen. Koch gefällt bei der Arbeit auf der Alp jedoch auch das strukturierte Leben über einen begrenzten Zeitraum, verrät er dem «St. Galler Tagblatt». Besonders gefalle ihm der Zusammenhalt bei dieser herausfordernden Arbeit.
Das Käsen au f der Alp erfordert viel Handarbeit (Symbolbild).
Daniel Wüthrich
Seine Freundin schätzt die grosse Verantwortung, die Eigenständigkeit der Tätigkeit und dass sie von Anfang bis Schluss miterleben kann, wie Käse hergestellt wird. Anfang Jahr haben Koch und Zaiser bei Alpmeister Dario Zinsli den Vertrag für die dreimonatige Alpsaison unterzeichnet. Auch die beiden Deutschen sind über die Online-Alpstellenbörse zalp.ch zu diesem Job gekommen.
Mit der ganzen Familie
Es war Senn Kevin Skarplik, der auf der Plattform zalp.ch ein Stelleninserat aufgegeben hat. Für Skarplik ist es das erste Mal, dass er die Hauptverantwortung für ein Team hat. Für ihn sei es deshalb auch wichtig gewesen, das Team selbst zusammenstellen zu können. Darüber hinaus sei ihm aber auch die Wertschätzung des Alpmeisters und der beteiligten Bauern wicht.
Entscheidend war für Skarplik auch, dass er seine Familie mitbringen durfte. Für seine Frau und seine beiden Kinder Johan (4) und Eliott (1 ,5) sei es ein ganz besonderes Erlebnis auf der Alp zu sein. Skarplik hat aber auch ganz pragmatische Gründe den Alpsommer in der Schweiz zu verbringen. Denn der Lohn sei attraktiv. Alpangestellte verdienten fast doppelt so viel wie in Österreich, schreibt das «Tagblatt».
«Frauen sind zuverlässiger»
Auf den rund 6'700 Schweizer Alpen arbeiten etwa 17'000 Personen. Branchenkenner schätzen, dass 2'200 dieser Personen aus dem Ausland kommen, meistens aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Polen und Slowenien. Sie seien mittlerweile zu einem tragenden Element der Schweizer Alpwirtschaft geworden, heisst es im Bericht.
Selina Droz, Geschäftsführerin des Alpwirtschaftlichen Verbandes, weiss, dass es herausfordernd geworden ist, langjähriges Alppersonal zu rekrutieren. Alpmeister Dario Zinsli ergänzt, dass die Meisten nicht genügend Durchhaltewille zeigen würden . Frauen seien in der Regel zuverlässiger. Gelegentlich würden sich Personen mit viel zu romantisierten Ansichten für die Alparbeit melden. Es ginge vergessen, dass man als Älpler fast rund um die Uhr für die Tiere da sein muss und zunehmend auch der Wolf eine Bedrohung werde.
Selina Droz, Geschäftsführerin des Alpwirtschaftlichen Verbandes, weiss wie herausfordernd die Suche nach Alppersonal ist.
zvg
Skarplik habe selbst erfahren, wie ein Zusenn bereits nach fünf Tagen den Bettel hingeschmissen hat. Heute aber sei er froh, dass er mit Jonas Koch und Linda Zaiser motiviertes und gewissenhaftes Alppersonal gefunden hat. Alpmeister Zinsli erkenne dabei, dass der Lohn ein entscheidendes Argument sei, den Job in den Schweizer Alpen attraktiv zu machen. Könnte es aber noch andere Gründe geben?
Wie kann der Alpen-Job attraktiver werden?
Langjähriges Alppersonal zu rekrutieren ist herausfordernd. Die Arbeit ist hart, die Tage sind lang und die Löhne eher bescheiden. Für Alpbetriebe ist es deshalb besonders wichtig, die Rahmenbedingungen so attraktiv wie möglich zu gestalten. Es zeige sich, dass neben dem Lohn auch Führungsqualitäten und Aspekte der Sozialversicherungen entscheidend seien. Was genau jedoch eine Stelle auf der Alp langfristig attraktiv macht, wird zurzeit im Projekt «Motiviertes und treues Alppersonal - Rahmenbedingungen für den Arbeitsort Alp» erforscht.
Das Projekt wird geführt von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl), dem Schweizerischer Alpwirtschaftlicher Verband (SAV) und Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Das Projekt untersucht die Voraussetzungen einer wiederkehrenden Beschäftigung von Alppersonal.
Anders als frühere Untersuchungen liegt hier der Fokus spezifisch auf der «wiederkehrenden Alpbeschäftigung». Was bringt also jemanden dazu, nicht nur einmal, sondern auch ein zweites oder drittes Mal auf einer Alp zu arbeiten? Das Projekt läuft voraussichtlich bis Ende Juli 2025. Bis die ersten Resultate veröffentlicht werden wird also noch mindestens ein weiterer Alpsommer vergehen.
Lesen Sie zum Thema «Ausländer in Schweizer Alpen» auch den Artikel «Das Alpsystem ist hier besser als andernorts».
kurze Frage: Darf Personal aus England auf einer Alpe arbeiten?
Und dann ist man immer gegen die Ausländer!