Die Fenaco-Tochter Volg verärgert mit einigen Produkten im Sortiment die Bauern. So wurden bereits Anfang April ausländische Erdbeeren und Spargeln mit hohen Rabatten verkauft. Gegenüber schweizerbauer.ch nimmt die Detailhändlerin Stellung.
Derzeit gibt es diese Produkte überall im Detailhandel zu kaufen. Erdbeeren aus Spanien und Italien sowie Spargeln aus ganz Europa und Übersee. Um die Kunden auf die Produkte aufmerksam zu machen, werden sie mit hohen Rabatten beworben.
«Fenaco sollte sich schämen»
Beispielsweise bietet Coop diese Woche Erdbeeren aus Italien und Spanien mit einem Rabatt von 44 Prozent an. Auch die Fenaco-Tochter Volg hat solche Produkte im Sortiment. Und auch Volg hat Erdbeeren und Spargeln mit hohen Rabatten in Inseraten beworben. So gab es vor Ostern 500 g Erdbeeren (Spanien/Italien) zum Preis vom 1.95 Fr. zu kaufen. Beworben wurde dies mit einem Rabatt von 44 Prozent. Ein Kilo Spargeln wurde zum Preis von 5.90 Fr. verkauft, der Rabatt wurde hier mit 39 Prozent angegeben.
Das stösst vielen Bauern sauer auf. «Als treuer Kunde von Landi und Volg Regional tue ich mich sehr schwer, ja es dreht mir fast den Magen um, wenn ich solche Inserate sehe. Unsere Ernte danach lässt grüssen. Fenaco als sogenannte Bauerngenossenschaft mit Vertretern aus der produzierenden Landwirtschaft sollte sich schämen», so ein Leserbrief-Schreiber im «Schweizer Bauer».
«Kunden wünschen sich Produkte»
Muss Volg solche Angebote im Sortiment haben? Und wird Volg einheimische Produzenten unterstützen? schweizerbauer.ch hat bei der Fenaco-Tochter nachgefragt. Die Detailhändlerin weist darauf hin, dass Produkte aus der Schweiz bei Volg grundsätzlich und seit jeher einen hohen Stellenwert einnehmen. «Sie geniessen ganz klar Priorität. Deutlich über 70% des Umsatzes erzielen wir mit Produkten, die aus der Schweiz stammen», sagt Mediensprecherin Tamara Scheibli.
Doch weshalb werden solche Importprodukte wie Erdbeeren und Spargeln überhaupt ins Sortiment aufgenommen? Hier macht Volg die Kunden verantwortlich. «Nicht nur das Angebot, sondern auch die Nachfrage spielt eine wichtige Rolle für die Akzeptanz und Beliebtheit eines Detailhändlers», fährt Scheibli for. Die Erfüllung der Kundenbedürfnisse sei elementar. «Die Kunden wünschen sich im Frühling, insbesondere in der Osterwoche, Spargeln und Erdbeeren. Diese Produkte jetzt nicht anzubieten, wäre nicht im Sinne eines kundenorientierten Handelns», macht sie deutlich.
Aktionen machen attraktiv
Volg will also mit dem Anbieten dieser Produkte einem Kundenwunsch nachkommen. Nebst der Nachfrage orientiert sich Volg aber auch am Angebot von Coop, Migros, Aldi und Lidl.
«Nebst Freundlichkeit, Frische und der Nähe tragen auch Aktionen von beliebten Produkten auch für preisbewusste Kunden oder Familien zur Attraktivitätssteigerung bei. Dieses Kundensegment würde sonst eine andere Verkaufsstelle aufsuchen», macht die Mediensprecherin deutlich.
«Fokus auf eine Aktion ist verkürzt»
Die Listung von Erdbeeren und Spargeln aus dem Ausland in den Volg-Regalen stösst vielen Landwirtinnen und Landwirt sauer auf. Kann Volg diesen Ärger nachvollziehen? «Dass sich Schweizer Bauern ihre Produkte in den einheimischen Läden bevorzugen, ist nachvollziehbar», so Scheibli. Man räume Schweizer Produkten möglichst Priorität ein.
Ein erfolgreich am Markt tätiges Unternehmen nütze den Bauern am meisten. Denn von jedem Einkauf profitierten auch Schweizer Produkte. Dazu sei ein attraktives und konkurrenzfähiges Angebot unerlässlich. «Den Fokus jeweils kurzfristig auf ein einzelnes Produkt oder eine einzelne Aktion zu legen, wäre eine verkürzte Betrachtung», macht sie deutlich.
Ohne Import-Erdbeeren weniger Kunden
Die Frage stellt sich nun, ob wirklich viele Kunden nicht mehr zu Volg kommen würden, sollten Import-Spargeln und -Erdbeeren fehlen. Würden also weniger Kunden in die Läden kommen? «Ja, davon sind wir überzeugt. Die Frischprodukte sind ein entscheidender Einkaufsfaktor, vor allem im täglichen Bedarf, auf welchen wir uns mit unseren Sortimenten fokussieren. Wir können uns aber nicht den zeitgemässen Kundenbedürfnissen entziehen», hält Scheibli fest.
Volg weist auch den Vorwurf zurück, dass der Verkauf von ausländischen Erdbeeren den Absatz von einheimischer Ware negativ beeinflusst. Die Erdbeere sei vom Saisonstart im April bis zum Saisonende sehr gefragt. Sie nehme bei den Frischprodukten in diesen Monaten konstant einen der höchsten Ränge ein. «Im Mai und Juni, wenn die einheimischen Erdbeeren Saison haben, ist die Beliebtheit gemäss unseren Verkaufszahlen sogar am grössten», verteidigt sich Scheibli.
Keine speziellen Aktionen für Schweizer Produkte geplant
Insbesondere bei den Schweizer Spargeln zeichnet sich eine sehr schwierige Marktsituation ab. Wichtige Abnehmer wie die Gastronomie und Hotellerie fallen weg. Wird Volg sich hier engagieren, damit Schweizer Produzenten mehr Spargeln anbieten können? Ist das auch bei anderen Produkten geplant, beispielsweise beim Kalbfleisch oder beim Schweizer Wein?
Zu dieser Frage gibt es von Volg keine konkreten Antworten. Das Unternehmen verweist auf den bereits hohen Anteil von Schweizer Produkten. Es gehöre zur Philosophie von Volg, wenn immer möglich Produkte aus Schweizer Produktion anzubieten, wenn diese verfügbar seien. Beim Kalbfleisch verkaufe man nur Schweizer Fleisch. «Der Anteil Schweizer Fleisch beläuft sich übrigens bei uns auf 98%», so Scheibli. Auch verkaufe man nur Schweizer Eier.
Mehr Kunden wegen Coronakrise
Auch Volg hat seit dem Ausrufen der ausserordentlichen Lage den Umsatz und Kundenfrequenz steigern können. Dies fällt regional unterschiedlich aus. Zu Beginn wurden Artikel wie Mehl, Zucker, Hefe und WC-Papier stark nachgefragt. Die Situation hat sich gemäss Scheibli aber inzwischen wieder normalisiert.2019 setzten die 587 Volg-Dofläden rund 1,17 Milliarden Franken um. Damit konnte die Fenaco-Tochter im Vergleich zu 2018 um 1,3% Prozent zulegen. Der durchschnittliche Umsatz eines Volg-Ladens erhöhte sich auf 1,99 Millionen Franken (2018: 1,96 Mio. Fr.). Weitere 68 Millionen Einnahmen erzielte Volg durch das Beliefern von total 226 freien Detailhandelsgeschäften, die mehrheitlich unter dem Namen «Prima» operieren.
Die eher kleinflächigen Dorfläden bieten ein Sortiment für den täglichen Bedarf an. Und sie nehmen auch immer mehr Aufgaben wahr, die von anderen Anbietern aufgegeben werden. Mittlerweile sind in 363 der total 588 Volg-Läden Postagenturen integriert. Und seit einigen Wochen bieten alle Läden die Möglichkeit des Bargeldbezugs an.