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Die Wohnzimmer-Schönheit aus dem Labor

Melina Griffin, lid |

 

Die meisten Zier-Orchideen in europäischen Stuben entstammen einem asiatischen Labor und werden in Europa über Monate in Gewächshäusern grossgezogen. Mit Unterstützung aus Taiwan wagt ein Unternehmen in Paraguay den Schritt. Floricultura bringt Hybriden-Setzlinge in den heimischen Markt, schafft Arbeitsplätze und ebnet den Weg für andere Blumenprodukte.

 

Fast in jedem Wohnzimmer steht eine. Die Schmetterlings-Orchidee ist bei Schweizerinnen und Schweizern für ihr exotisches Aussehen beliebt. Gleichzeitig ist sie pflegeleicht und kostengünstig. Für weniger als 10 Franken kriegt man im Detailhandel ein blühendes Exemplar. Und wenn man ihr Sorge trägt, belohnt uns die Orchidee immer wieder mit frischen Blüten, bis zu zehn Jahre lang.

 

Die meisten Phalaenopsis kommen aus südostasiatischen Ländern wie Thailand, Vietnam, Taiwan. Entweder wird die ganze Pflanze importiert oder nur die geklonten Setzlinge, die dann in den Gewächshäusern Europas (vor allem in den Niederlanden und Deutschland, aber auch in der Schweiz) zu verkaufsfertigen Pflanzen herangezogen werden.

 

Unzählige Hybride

 

Die Schmetterlings-Orchidee ist eine Pflanze aus der Familie der Orchideen, Gattung Phalaenopsis. Ursprünglich aus den tropischen Regenwäldern von Südost-Asien, wurden die ersten künstlichen Hybriden 1886 in London gezüchtet.

 

Innerhalb der Gattung und über die Gattungsgrenzen hinweg gibt es unzählige Hybriden, über 25‘000 davon sind offiziell registriert. Hybride sind rein gärtnerisch gezüchtete Blumen, die so nicht in der Natur vorkommen, sondern im Labor gemacht werden.

 

Pinke Schmetterlings-Orchidee mit lila und weissen Flecken.
Melina Griffin

 

Viele davon sind patentiert und werden geklont, um sie zu vermehren. Bei den industriellen Züchtungen sind Blühfreudigkeit und Robustheit sowie möglichst viele und grosse Blüten das Hauptziel.

 

Platz für 70‘000 Pflanzen

 

Seit Juli letzten Jahres steht auch in Paraguay ein Gewächshaus, das die aus Taiwan importierten Setzlinge zu verkaufsfertigen Zimmerpflanzen heranzieht. Dank einer seit 1957 etablierten Zusammenarbeit zwischen Paraguay und Taiwan war die Idee herangereift, von den taiwanesischen Spitzenprodukten und ihrem Wissen zu profitieren und die Orchideen-Klone einzuführen.

 

Aus der Kooperation mit dem Landwirtschafts-Ministerium von Paraguay ist das Unternehmen Floricultura Paraguay entstanden. Auf 3‘200 Quadratmetern gibt es Platz für 70‘000 Setzlinge respektive Orchideen pro Jahr. In einem nächsten Schritt bis 2025 soll das Gewächshaus erweitert werden, sodass eine Kapazität von 100‘000 Orchideen erreicht werden kann. 9 Personen arbeiten in Vollzeit für Floricultura.

 

Fast vollautomatisch

 

Guido Cardozo, Verantwortlicher für die Gewächshaustechnik bei Floricultura Paraguay, erklärt, dass sie momentan zwei separate Gewächshäuser mit unterschiedlichen Temperaturen haben. «Eines mit der Temperatur von 34° Grad, wo die Pflanzen wachsen können. Das andere mit konstanten 22° Grad, wo die Pflanzen zum Blühen angeregt werden», so Cardozo.

 

Extrem platzsparend sind die Setzlinge in kleinen Töpfen auf Tischen aufgereiht, die mit wenigen Handgriffen verschoben werden können. Vier Dächer öffnen und schliessen sich automatisch, je nachdem, wie viel Licht die Pflanzen gerade benötigen.

 

Die Setzlinge sind dicht aneinandergereiht und wachsen bei 34°Grad.
Melina Griffin

 

Die Anlage ist topmodern und vollautomatisiert – bis auf die Bewässerung. «Wir bewässern von Hand, einmal pro Woche», sagt Guido Cardozo. «So können wir gleichzeitig die Pflanzen beobachten und sicherstellen, dass wir bei einem Krankheitsbefall schnell eingreifen.» Das Düngemittel wird zum Regenwasser beigegeben, so braucht es nur einen Durchgang pro Woche.

 

Arbeitsplätze schaffen

 

Zwei verschiedene Orchideen-Gattungen sind im Gewächshaus von Floricultura zu finden. Die meisten sind Schmetterlings-Orchideen (der Gattung Phalaenopsis), Floricultura hat aber auch sogenannte Tiger-Orchideen (der Gattung Oncidium) im Angebot. Es handelt sich dabei um Triebe, die kleinere, aber viele Blüten tragen.

 

Einblick in den „Kindergarten“, wo die Setzlinge zu stattlichen Pflanzen heranwachsen.
Melina Griffin

 

Der Name „Tiger-Orchidee“ rühmt von ihrer gelb-orangen und getigerten Färbung. Sie kommt aber auch gefleckt daher.Vorerst sollen die Orchideen die heimische Nachfrage abdecken, verkauft werden sie zwischen 15 und 25 Franken. In Zukunft, sagt Guido Cardozo, sollen auch Nachbarländer beliefert werden.

 

Ausserdem wolle man sich auch auf andere Blumen ausweiten. Aber nicht nur der Verkauf der Pflanzen liegt Floricultura am Herzen: Das Unternehmen will in einem zweiten Schritt Räume für Erholung und Bildung schaffen wie Gärten und Cafés, erzählt Cardozo. So könnten noch mehr Leute angestellt werden, ein grosses Ziel des Projekts.

 

Einheimisch in der Schweiz

 

Wilde Orchideen wachsen fast überall: nur Wüstenstaaten wie Katar oder junge Inseln wie Kiribati haben keine einheimischen Orchideen. Auf Schweizer Wiesen, insbesondere in der Bergzone, wachsen über 60 einheimische Orchideenarten.

 

Im Monat Juni können sie im Gasterntal (BE), auf dem Chilpen bei Diegten (BL), oder auf dem Orchideenlehrpfad bei Erlinsbach (AG) bestaunt werden. Weitere Infos bei der „Arbeitsgruppe Einheimische Orchideen“ (AGEO) Schweiz.

 

Guido Cardozo zeigt eine mittelgrosse Orchidee.
Melina Griffin

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