Die Beliebtheit der Zweinutzungsrasse steigt seit Jahren. Zucht, Agrarpolitik und Betriebsverhältnisse machen es möglich. Eine Öffnung für rückgekreuzte Braunvieh-Kühe kommt für die OB-Züchter vorerst nicht infrage.
Am 1. Januar 2017 betrug die Anzahl lebender Original- Braunvieh-Kühe (OB) in der Schweiz 9996 Tiere, teilte ob-news.ch mit. Somit wurde in diesen Tagen die 10000er-Marke geknackt. Seit Jahren nimmt der Bestand zu. 2006 wurden noch 5960 Rinder gezählt. Bis 2013 stieg der Wert auf 8736 Tiere. Ab 2014 hat sich das Wachstum gar beschleunigt.
Einfachere Kühe
«Immer mehr Landwirte erkennen die wirtschaftlichen Vorzüge der Zweinutzungsrasse», heisst es denn auch in der Mitteilung der Original-Braunvieh-Züchter. Auch Ruedi Meier, Sire-Analyst bei Swissgenetics, kennt die Rasse. Er hat in seinem Job viel in der Praxis zu tun und meint gegenüber dem «Schweizer Bauer», dass gewisse Züchter eine einfachere Kuh wollen. Zahlen belegen diese Aussage deutlich. In den vergangenen Jahren hat sich die Anzahl Betriebe, die OB-Tiere halten, von 1000 auf 1535 erhöht. Dies ist umso erstaunlicher, da sonst im Verband von Braunvieh Schweiz die Herdebuchzahlen für die Rasse Braunvieh über die Jahre betrachtet negativ sind.
Wer sind die Betriebe, die auf OB umsteigen? Es sind vor allem Betriebe, die mit der Brown-Swiss-Kuh an ihre Grenzen stossen. Offiziell gibt es dafür keine Bestätigung. Gespräche mit Besamern, Tierärzten und Bauern bestätigen dem «Schweizer Bauer» aber diese Aussage. Die Anforderungen an das Management von Braunviehkühen ist gestiegen. Dies führt auch dazu, dass für gewisse Betriebe mit gleichbleibender Umwelt die Rasse nicht mehr zum Betrieb passt und nicht mehr standortgerecht ist. Das kann sich auch für Biobetriebe zum Problem entwickeln. Mit intensiverer Fütterung kann und darf aus Sicht der entsprechenden Produktionsrichtlinien das Verhältnis nicht korrigiert werden.
Züchterisch sehr grosse Fortschritte
Andere versuchen, die Haltung und die Umwelt zu verbessern – jedoch zu einem hohen Preis. In einer Zeit, wo die Milchpreise sinken, geht dies nicht immer gut. Nicht selten rät die Beratung zu einer Extensivierung des Betriebes. Das landwirtschaftliche Einkommen wird durch Optimierung der Direktzahlungen und weniger Ausgaben in der Produktion verbessert. Auch die Frage einer genügsameren Rasse wird gestellt. Es wird dabei auch zur Rückkreuzung mit OB-Stieren oder gar zum Kauf einiger OB-Kühe geraten. Bei den Kreuzungen kommt dann der Heterosiseffekt zum Tragen, und die Gesundheitsparameter zeigen oft in eine positive Richtung.
Zudem hat sich die OB-Kuh bestens entwickelt. Züchterisch habe man sehr grosse Fortschritte gemacht, betont Ruedi Meier. Der Experte für lineare Beschreibung und Einstufung, Florian Pfulg aus Romoos LU, sieht auch bei den Eutern und bei der Leistungssicherheit grosse Fortschritte. Pfulg hat nicht nur als LBE-Experte Kontakt mit OB. Der BS-Züchter absolvierte auch beim Spitzenzüchter Walter Roos ein Lehrjahr und lernte dort die Rasse kennen.
OB könnte noch wachsen
Der Bestand der OB-Tiere könnte sogar noch wachsen, wenn man die Blutgrenze nach unten korrigieren würde. Denn als OB gilt nur, wer 100 Prozent OB-Blut-Anteil in der Abstammung hat. Rückkreuzungen werden folglich nie OB. Markus Zemp, Alt-Präsident von Braunvieh Schweiz, wollte die Blutgrenze für OB lockern, wie Felix Honegger, Präsident der Schweizer Originalbraunviehzüchter, erklärt. Laut Honegger würde das bei den OB-Züchtern nie eine Mehrheit finden.
«Wir verlieren genau bei diesen Züchtern, die stets treu Originale gezüchtet haben, und harte Zeiten erlebt haben.» Inzwischen feierten die Originalen im Dezember an der Joba das 35-Jahr-Jubliäum ihres Verbandes. «Der Erfolg an der Joba und die Zunahme der Herdebuchtiere geben uns recht, zudem würden die OB an Exklusivität verlieren», so der Präsident. Auch die Jungzüchter hätten sich klar gegen eine Öffnung ausgesprochen.