Durch die AP 14–17 werde das Sektoreinkommen der Landwirtschaft steigen. Davon zumindest ging Agroscope 2012 aus. Drei Jahre später zeigt sich: Nicht nur wegen Unvorhergesehenem ist die Modellberechnung falsch.
Welche Auswirkung die Umsetzung der Agrarpolitik 14–17 (AP14–17) auf die Schweizer Landwirtschaft haben wird, wurde bereits vor ihrer Einführung mit Swissland simuliert. Ein Modell der Forschungsanstalt Agroscope, das unter anderem dazu dient, die Folgen von agrarpolitischen Massnahmen und Markteinflüssen auf die Einkommensentwicklung abzuschätzen.
So modellierte das Programm 2012, dass durch die Agrarreform 2014–2017 das Sektoreinkommen der Landwirtschaft steigen wird. Insgesamt 3,1 Mrd. Fr. sollen die Bauern im Jahr 2017 verdienen. Dies sind 13 Prozent mehr, als wenn die alte Politik weitergeführt worden wäre.
Sektoreinkommen sinkt
Und heute? Diese Woche hat das Bundesamt für Statistik (BFS) die Einkommensschätzungen für das laufende Jahr 2015 bekannt gegeben.
Nachdem sich die Einkommen in den Jahren 2013 und 2014 tatsächlich verbessert hatten, müssen Landwirte dieses Jahr eine Einbusse von voraussichtlich über 10 Prozent hinnehmen. Das Sektoreinkommen 2015 wird auf 2,9 Mrd. Fr. geschätzt und wird damit dem Mittel der letzten fünf Jahre entsprechen. Gründe für den Rückgang sind in erster Linie die schlechten Milch- und Schweinepreise. Bemerkenswert dabei: Das Modell Swissland ging 2012 davon aus, dass gerade die Einkommen der Milch- und Fleischproduzenten steigen würden. 2 Prozent sollten sie durch die AP 14–17 mehr verdienen. Dabei ging man für das gesamte Jahr 2015 von einem Milchpreis von 63,2 Rappen aus.
In Anbetracht der Differenz zwischen Berechnung und Realität erklärt Agroscope heute, dass die politischen Veränderungen, die damals in ihrer Ausgestaltung noch nicht absehbar gewesen seien, nicht hätten berücksichtigt werden können. «Das impliziert, dass politische Krisen (z.B. der Ukraine-Konflikt), Naturkatastrophen (z.B. Dürren) und andere schwer vorhersehbare Ereignisse, die erhebliche Preisschwankungen auf den internationalen Agrarmärkten zur Folge haben, in ihren Auswirkungen nicht einbezogen wurden», schreibt die Forschungsanstalt und ergänzt, dass man aus diesem Grund das relativ hohe Preisniveau 2014 in der Tendenz unterschätzt und das tiefe Preisniveau 2015 eher überschätzt habe.
Rekordhohe Pachtzinsen
Ein weiterer, von Agroscope nicht erwähnter Faktor, der aber gemäss Berechnungen ebenfalls massgeblich zu einem besseren Einkommen der Bauern hätte führen sollen: sinkende Pachtzinsen. Aber auch diese Berechnungen von 2012 erscheinen drei Jahre später etwas gar optimistisch. Tatsache ist, dass im Jahr 2013 insgesamt Pachtzinsen von über 235,25 Mio. Fr. bezahlt worden sind. Das war Rekord.
Dass die Pachtzinsen in einem Land, wo der Boden jeden Tag knapper wird und durch die Agrarreform mehr Flächenbeiträge entrichtet werden, kaum sinken dürften, darauf verwies 2012 bereits der Schweizerische Pächterverband (SPV). «Die gestiegenen Beiträge für Ökoflächen könnten die Pachtzinsen in die Höhe treiben», warnte dieser damals.
Das BLW relativiert zwar heute, dass die im Mittel pro Hektare gezahlten Pachtzinsen 2014 gut 700 Franken betrugen und damit leicht unter dem Mittel der drei Vorjahre lagen. Laut SPV-Präsident Peter Kistler sind aber diese offiziellen Zahlen wenig aussagekräftig. «Die Pachtverteuerung geschieht heute inoffiziell», so Kistler und schätzt, dass aktuell für einen grossen Teil der Flächen um die 2000 Fr./ha Pacht bezahlt würden. Er fügt zudem an, dass man sich zumindest im Talgebiet von den preistreibenden Direktzahlungen lösen und stattdessen kostendeckende Produzentenpreise erhalten müsste. «Es soll mir auch keiner erzählen, dass das nicht möglich ist. Beim Gemüse funktioniert es bereits, und ich bin überzeugt, dass der treue Konsument von Schweizer Milch für diese auch 20 Rp. mehr zu zahlen bereit ist.»