Parkinson ist eine Krankheit, die die Hirnzellen angreift. Sie zeigt sich in verlangsamten Bewegungen, versteiften Muskeln, einem Ruhezittern oder gar in Depressionen und Verdauungsproblemen. Die Lebensqualität sinke deutlich. Personen, die in der Landwirtschaft tätig sind, seien von dieser Krankheit besonders betroffen, berichtet die «Luzerner Zeitung».
Pestizide als Ursache für die Parkinson-Krankheit
Welche Rolle Umwelteinflüsse bei dieser Nervenkrankheit spielen könnten, sei noch nicht abschliessend geklärt. Ein Luzerner Chefarzt äussert jedoch einen Verdacht. Überdurchschnittlich viele Personen, welche seine Parkinson-Sprechstunde nutzten, kämen aus einem landwirtschaftlichen Umfeld. Dr. Stephan Bolhalter , Chefarzt am Luzerner Kantonsspital und eine in Fachkreisen unbestrittene Kompetenz, fragt sich wieso und hat eine Vermutung.
Wie es sich für Wissenschafter gehört, geht er mit einer Hypothese, also einer Vermutung, an seine Beobachtungen heran. Sie lautet wie folgt: Sehr wahrscheinlich sind es Umweltfaktoren, die dafür verantwortlich sind, dass immer mehr Menschen in der Schweiz an Parkinson erkranken. Und als solche Umweltfaktoren zieht er Pestizide in Betracht. In der Schweiz erkranken jährlich rund 1’500 Personen an dieser Krankheit.
Internationale Studien als Beleg
Eine Untersuchung innerhalb des Kantonsspitals Luzern habe ergeben, dass Parkinson-Patienten häufiger in der Landwirtschaft arbeiten würden.
Seine vorläufigen Schlussfolgerungen kann er jedoch nur auf eine sehr dünne Datensammlung abstützen. In der Schweiz gäbe es kein nationales Erfassungssystem auch gäbe es für unser Land keine Studien, die einen Zusammenhang zwischen Parkinson und Pestiziden eindeutig nachgewiesen hätten. Einzig auf internationaler Ebene sei ein solcher Zusammenhang nachgewiesen worden.
Höheres Risiko
Das Ergebnis einer Meta-Analyse, also einer Untersuchung mehrerer Studien, hätte gezeigt, dass Menschen, die mit Pestiziden zu tun haben, ein mehr als 50% höheres Risiko hätten, an Parkinson zu erkranken. Auch eine Studie aus Kalifornien hätte einen solchen Zusammenhang nachgewiesen. Diese hätte auch eine Auffälligkeit bei den Substanzen Kupfersulfat und MCPA nachgewiesen. Gewisse Substanzen würden die Krankheit nicht nur auslösen, sondern deren Symptome auch noch stark verschlimmern.
Folgendes SRF-Video zeigt, wie ein Zulassungsprozess für ein Pflanzenschutzmittel abläuft. Das SRF hat dabei im Juni dieses Jahres auch aufgedeckt, dass Chemiekonzerne diesbezüglich Studien zurückgehalten haben . Es scheint also, als ob dadurch der Bund seine Entscheidungen hinsichtlich der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln unter solchen Umständen auf unvollständigen Informationen abstützen würde.
Schweiz übernimmt hauptsächlich EU-Norm
Die Zulassungsbehörden prüfe bisher mögliche schädliche Langzeitwirkungen eines Pflanzenschutzmittels gar nicht. Sie konzentriere sich darauf, ob der einzelne darin enthaltene Wirkstoff- also etwa Kupfersulfat - die gesetzlichen Anforderungen erfülle, heisst es im Artikel der «Luzerner Zeitung». Wie sich aber das Zusammenspiel verschiedener Wirkstoffe im Produkt auswirke, ist vielfach noch unbekannt.
Dass beispielsweise Glyphosat bei der einen Institution als krebserregend gilt, bei der anderen aber nicht, sei darauf zurückzuführen, dass einmal der Wirkstoff isoliert untersucht wird, ein anderes Mal in seiner Wirkung im Pflanzenschutzmittel.
Die Schweizer Behörden stützen sich bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln stark auf die EU-Behörde. «Sie beurteilt Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe in ihrer reinen Form einzeln. Aber auch die formulierten Produkte werden anhand weniger Studien auf ihre akute Toxizität geprüft», wird das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit von der «Luzerner Zeitung» zitiert.
Parkinson gilt in Nachbarländern als Berufskrankheit
Insgesamt seien Landwirte gesünder als Beschäftigte in anderen Bereichen. Sie würden aber häufiger an spezifischen Krankheiten leiden, wie eben an Parkinson. Auch in der Schweiz seien Dutzende Produkte zugelassen, die einen der von kalifornischen Forschern untersuchten Wirkstoffe enthalten würden. Französische Studien belegen, dass Parkinson vor allem bei Winzern gehäuft vorkommen würde, vermutlich weil sie direkt mit Pestiziden zu tun haben. In Frankreich und Italien gilt Parkinson offiziell als Berufskrankheit.
Bis mehr Daten über die Verbindung von Parkinson und Pestiziden vorliegen, wird es noch Jahre dauern. Vermutlich wird Stephan Bohlhalter dazu beitragen, dass die Datensammlung, die ein Zusammenhang zwischen Pestiziden und der Parkinson-Krankheit kontinuierlich anwachsen wird.
Die Chancen stehen also gut, dass Stephan Bohlhalter mit seinen Ansätzen zur Datensammlung schon früher belastbare Daten zum Parkinson-Pestizid-Komplex liefern kann, schliesst die «Luzerner Zeitung» ihren Bericht .
Kommentare (5)