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Pestizidverzicht? Illusion!

Wisent, Wolf und Wasserschutz: Die Delegiertenversammlung des Solothurner Bauernverbandes stand im Zeichen der Agrarpolitik.

 

 

Wisent, Wolf und Wasserschutz: Die Delegiertenversammlung des Solothurner Bauernverbandes stand im Zeichen der Agrarpolitik.

«In der Medizin wären wir auch nicht bereit, zu Kraut- und Essigwickeln zurückzukehren.» Der das sagt, ist kein Arzt, sondern Andreas Vögtli, Präsident des Solothurner Bauernverbandes (SOBV).

Unwort des Jahres

Dessen Delegierte trafen sich am Montag vergangener Woche am Wallierhof in Riedholz zur jährlichen Versammlung. Doch nicht die geschäftlichen Belange standen im Mittelpunkt – Budget und Rechnung einstimmig verabschiedet, Zahlen befriedigend, Siglinde Jäggi aus Seewen jubelnd in den Vorstand gewählt –, sondern die Politik.

Genauer, die zwei Abstimmungen, über die voraussichtlich im kommenden November befunden wird: die Trinkwasserinitiative und die Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide. «Pestizid», sagte Vögtli, «ist für mich das Unwort des Jahres.» Man versuche, die Bauern mit einem Bashing in die Knie zu zwingen, fast täglich werde man angegriffen.

Vergleich mit Medizin

Sein eingangs erwähnter Vergleich mit der Medizin bezieht sich auf die Vorstösse, dem chemischen Pflanzenschutz in der Schweiz Einhalt zu gebieten. Verböte man den Pflanzenschutz, so Vögtli, sei das vergleichbar mit dem Verbot der modernen Medizin. Darum ist er überzeugt: «2020 wird zum Schicksalsjahr für die Schweizer Landwirtschaft.»

Der SOBV-Präsident war noch nie um deutliche Worte verlegen. Darum überraschte es die praktisch voll besetzten Reihen in der Aula der Landwirtschaftsschule auch nicht, als er leicht säuerlich sagte: «Ohne Tablet und Smartphone kann man heute nicht mehr leben; ohne Nahrungsmittel geht es offensichtlich.»

Ein Treuebruch

Peter Brügger, Geschäftsführer des SOBV, beschrieb die Trinkwasserinitiative in seinem agrarpolitischen Ausblick gar als Treuebruch und Zechprellerei gegenüber der Landwirtschaft. Die Einheit der Materie sei nicht gewährleistet, ja es sei eine Sauerei, dass eine derartige Verknüpfung von Pflanzenschutzmitteln und Direktzahlungen in einem Initiativtext überhaupt möglich sei.

Auch Brügger war um deutliche Worte nicht verlegen: «Solange Konsumenten die schönen Produkte kaufen, solange ist es eine Illusion, auf Pflanzenschutzmittel verzichten zu können.» Sollte also die Initiative für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide angenommen werden, fuhr Brügger fort, wären die Folgen das Ende des Schweizer Rapsöls, ein Anstieg der Palmöleinfuhren, nach vietnamesischen Standards produziertes Fleisch und mit Glyphosat totgespritzter Weizen, um Trocknungskosten einzusparen. Was die Frage aufwirft, ob die Konsumenten diese Umkehrschlüsse nicht kennen. Ob sie sie nicht wahrhaben wollen. Oder ob sie sie negieren. Der November wird Klarheit bringen.

Rückkehr des Wolfs

In ihrer Grussbotschaft ging auch die Vorsteherin des Amts für Landwirtschaft, Regierungsrätin Brigit Wyss, auf diesen Punkt ein: «Die Konsumenten geben widersprüchliche Signale; sie kaufen Bio – aber eben nur manchmal.» Sie versprach den Anwesenden, dass der Handlungsspielraum der kantonalen Politik zwar klein sei, «aber jenen, den wir haben, nutzen wir».

Und da sind zwei latent brodelnde lokalpolitische Themen noch gar nicht erwähnt: die sich anbahnende Rückkehr des Wolfs ins Mittelland und ein angestrebtes Wiederansiedlungsprojekt für das Wisent. «Mit der hohen Mobilität des Wolfs wird sogar die Weidehaltung im Talgebiet gefährdet», sagte Andreas Vögtli. Und der Wisent? Peter Brügger: «Wir haben genügend Probleme. Und die Gefahr, dass der Wisent zu Problemen führen würde, ist sehr gross.»

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