Vor eineinhalb Monate lancierten die Gruppe Wolf Schweiz, WWF, Pro Natura und Bird Life Schweiz die Petition für den Erhalt des Nationalparkrudels. 37'656 Unterschriften wurden gesammelt.
Begriff Nationalpark «irreführend»
Am Dienstag nahm die Bündner Regierung dazu Stellung. Dabei bekräftigte sie, dass das besagte Wolfsrudel nicht ein reines Nationalparkrudel sei. Ein bedeutender Teil des Streifgebiets befinde sich ausserhalb des Gebiets des Nationalparks im Münstertal und im Unterengadin sowie im grenznahen Italien. «Die Verwendung des Begriffs Nationalpark-Rudel ist irreführend und suggeriert der Bevölkerung, dass im Nationalpark Wölfe zum Abschuss freigegeben worden sind», hält die Regierung fest.
Deshalb bekäme es auch keine Sonderbehandlung. Wolle man dies ändern, müsste dies auf Bundesebene erfolgen. Dem Anliegen der Petition könne daher nicht Folge geleistet werden.
Die Regierung erwähnt auch den positiven Einfluss des Wolfs. Er könne einen positiven Einfluss auf die Biodiversität haben. «Wölfe haben das Potenzial, die Bestände von Huftieren zu senken und ihre räumliche Verteilung zu beeinflussen», heisst es in der Mitteilung. Das könne sich auch positiv auf die Waldverjüngung auswirken.
Rote Linie überschritten
Stand Montag wurden bereits 13 Wölfe des Rudels geschossen, sagte die zuständige Regierungsrätin Carmelia Maissen (Mitte) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Rudel umfasst schätzungsweise 15 bis 17 Tiere.
Nach dem Riss zweier Rinder wurde die Tötung des ganzen Fuorn-Rudels durch den Bund bewilligt. Dem Anliegen der Petition könne daher keine Folge geleistet werden, so die Regierung vor den Medien in Chur. Risse von Tieren der Rinder- und Pferdegattung würden eine rote Linie überschreiten. Eliminiere man solche Wölfe nicht, sei eine Koexistenz unmöglich, so Maissen.
Bedauern beim Nationalpark
Bereits Ende September als die Abschussbewilligung des Bundes eintraf, nahmen die Verantwortlichen des Nationalparks diese «mit grossem Bedauern zur Kenntnis». Laut der Forschungskommission des Schweizerischen Nationalparks wurde mindestens eines der beiden Rinder von einer Jungwölfin gerissen, die gar nicht mehr zum Rudel gehört.
Die Umweltorganisationen WWF und Pro Natura kritisierten bereits damals die Abschussverfügung: Das Augenmass sei gänzlich verloren gegangen. «Ein ganzes Wolfsrudel zu töten, das hauptsächlich im Nationalpark lebt, nur weil ein daraus abwandernder Jungwolf zwei Kälber erlegt hat, ist unverhältnismässig.»
Trotz dieser Kritik und der zwischenzeitlich eingegangenen Petition setzten sich die Behörden durch. Der lange Reaktionszeit auf die Petition sei auf viele anderweitige Arbeiten in der Verwaltung zurückzuführen, sagte Maissen zu Keystone-SDA.
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