Entgegen den Beteuerungen von Bell-Chef Lorenz Wyss ist der Schweizer Fleischverarbeiter doch vom Pferdefleisch-Skandal betroffen. Die Spur führt zur Liechtensteiner Hilcona, die knapp zur Hälfte Bell gehört, und möglicherweise ins st. gallische Gossau.
Von der dort ansässigen Suttero (Fenaco-Tochter) oder aber vom deutschen Hersteller Vossko aus Ostbevern stammen die Fleischlieferungen für Tortelloni, in welchen Pferdefleisch festgestellt wurde, wie das Unternehmen Hilcona auf seiner Webseite schreibt.
Nach Angaben des deutschen Discounters Lidl wurde das Fleisch von Hilcona in Schaan im Fürstentum Liechtenstein zu «Combino Tortelloni Rindfleisch» verarbeitet. Lidl verkauft die Tortelloni unter Hilconas Handelsmarke Gusto in Deutschland und Österreich.
Nachdem die österreichischen Gesundheitsbehörden in den Tortelloni Pferdefleisch nachgewiesen hatten, nahm der Lidl die Teigwaren umgehend aus den Regalen. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda versicherte Hilcona am Samstag, dass das Produkt in der Schweiz nicht erhältlich ist. Weitere Informationen sollen folgen, sobald neue Erkenntnisse vorliegen.
Der Fleischwarenhersteller Suttero war für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar. Obwohl die Tortelloni nicht in der Schweiz verkauft wurden, sind doch mehrere Schweizer Unternehmen indirekt betroffen: Hilcona gehört knapp zur Hälfte dem Schweizer Fleischverarbeiter Bell, der seinerseits mehrheitlich im Besitz von Coop ist.
Noch an der Bilanzmedienkonferenz vom Freitag hatte Bell-Chef Lorenz Wyss zugesichert, weder Bell noch Hilcona seien vom Pferdefleisch-Skandal betroffen. Coop musste vor wenigen Tagen wegen falsch deklariertem Fleisch eine Fertiglasagne zurückziehen.
Nicht betroffen vom Pferdefleisch-Skandal ist offenbar die Migros. Für die Schweiz gaben die Kantonschemiker am Freitag Entwarnung: Sie hatten in umfangreichen Tests keine weiteren Fertigprodukte mit nicht deklariertem Pferdefleisch gefunden.



