Bekömmlich, hoher Magnesium- und Kaliumgehalt sind nur zwei Vorteile, die häufig angepriesen werden, wenn es um Dinkel geht. Für gewisse Personen kann Dinkel durchaus eine verträglichere Alternative als Weizen darstellen.
In Bezug auf Ernteertrag und damit Flächenbedarf schneidet Dinkel schlechter ab als Weizen. Laut der Branchenorganisation Swissgranum lag der durchschnittliche Weizenertrag von ÖLN-Weizen von 2014 bis 2023 bei 56,9 dt/ha. Mit einem Durchschnittswert von 37,4 dt/ha bei Dinkel liegt dieser deutlich tiefer.
Höherer Flächenbedarf
In der biologischen Produktion zeigen sich bei den Zahlen von Swissgranum zufolge von 2020 bis 2023 ähnliche Unterschiede. So liegt der Durchschnittsertrag von Weizen in diesen vier Jahren bei 40,3 dt/ha, während beim Dinkel nur 28,3 dt/ha geerntet werden konnten. Damit ist der Flächenbedarf für die Produktion von Dinkel rund 1,5-mal – bzw. 1,4-mal in der biologischen Produktion – höher als jener für Weizen.
Zu beachten ist aber auch das unterschiedliche Düngungsniveau. So liegt die Düngungsnorm gemäss den Grundlagen zur Düngung von Ackerkulturen aus dem Jahr 2017 bei Winterweizen bei 140 kg Stickstoff pro Hektare bzw. 120 kg/ha für Sommerweizen. Dinkel benötigt mit 100 kg Stickstoff pro Hektare deutlich weniger Nährstoffe.
Vorteile in Fruchtfolge
Im Bereich der Verarbeitung zeigen sich nur leichte Unterschiede zwischen den beiden Kulturen. Laut Renato Bischof, Produktionsleiter Meyerhans Mühlen AG, entstehen bei der Vermahlung von Dinkel rund 2 % mehr Kleie als bei Weizen. «Da der Dinkel etwas klebrig ist, darf nur ganz wenig benetzt werden, und bei der Vermahlung soll die Mahlleistung um ein Drittel reduziert werden», so Bischof. Auch die Walzenführung sei etwas höher als bei der Weizenvermahlung.
Die Beliebtheit von Dinkel wird damit kaum gedämpft. Weiter ist der Dinkel relativ tolerant gegenüber dem pH-Wert des Bodens und kann gemäss dem Merkblatt «Optimale Fruchtfolgen im Feldbau» von Agroscope bei einem pH von 5 bis 7,5 angebaut werden. Zudem ist Dinkelanbau gemäss diesem Merkblatt bis auf eine Höhe von 1400 m ü. M. möglich. Die Beliebtheit zeigt sich auch in den Anbauf lächen der beiden Kulturen. So nahmen jene von Weizen gemäss den Zahlen von Swissgranum seit 2015 tendenziell ab. Dagegen stieg die Dinkelanbaufläche kontinuierlich an.
Urdinkel
Auch innerhalb des Dinkels zeigen sich Unterschiede im Ertragsniveau. «Ist es noch zulässig, veraltete, ertragsschwache Sorten mit einer hohen Volatilität im Ertrag weiterhin zu erhalten?», schrieb Alt-Landwirt Anton Kipfer aus Stettlen BE vor einem Jahr in einem Leserbrief im «Schweizer Bauer». Für die Ernte 2025 werden von Swissgranum vier Dinkelsorten empfohlen. Oberkulmer und Ostro, die von Kipfer angesprochenen ertragsschwachen Sorten, sowie Edelweisser und Polkura die laut Agroscope ein höheres Ertragspotenzial und ein besseres Toleranzprofil aufweisen.
Jedoch sind diese nicht für die Marke Urdinkel zugelassen. Im Versuchsbericht des Forum Ackerbau von 2020 erreichte Edelweisser im vierjährigen Durchschnitt von 2017 bis 2020 Erträge von bis knapp 90 dt/ha, das sind 19,7 dt/ha mehr als Ostro. Polkura erbrachte einen Mehrertrag von 9,1 dt/ha gegenüber der Sorte Oberkulmer beziehungsweise 6,8 dt/ha gegenüber Ostro. hun
Ein besonders kritisches Beispiel ist der Anbau von Bio- oder Urdinkel. Diese flächenintensiven Kulturen benötigen weit mehr Land als beispielsweise Weizen, liefern aber deutlich geringere Erträge. Trotz dieser Ineffizienz wird der Anbau solcher Kulturen weiterhin durch Flächenzahlungen (Biobeitrag, PSB-Beiträge) gefördert, was den Druck auf landwirtschaftliche Flächen erhöht und die Nachhaltigkeit infrage stellt. Solche Anbausysteme verschärfen das Problem und sind weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll. Eine Reform der Subventionen ist notwendig, um ineffiziente Anbaumethoden zu verhindern und stattdessen auf Produktivität und Klimaresilienz zu setzen.
Die Förderung muss deshalb gezielt auf kleine Betriebe ausgerichtet werden. Diese Familienbetriebe, die oft nur 12 bis 15 Hektar bewirtschaften, sind nicht nur wirtschaftlich wichtig, sondern spielen auch eine zentrale Rolle in der Klimaresilienz der Landwirtschaft. Sie verdienen gezielte Unterstützung, damit sie ein stabiles Einkommen erzielen können und ein geregeltes Sozialleben mit freien Wochenenden und Urlaub möglich ist.
Ein einmal vollzogener Strukturwandel hin zu immer grösseren Betrieben kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Es ist daher entscheidend, jetzt Massnahmen zu ergreifen, die kleine Familienbetriebe fördern, bevor es zu spät ist. Nur so kann eine zukunftsfähige und klimaresiliente Landwirtschaft gewährleistet werden, die nicht durch ineffiziente Anbausysteme wie den flächenintensiven Dinkel unnötig belastet wird.