Er ist ein typisches Schweizer Getreide – aber nicht nur das. Rund 3000 Jahre lang war er sogar unser Hauptbrotgetreide. Doch dann verschwand er fast gänzlich von der Bildfläche. Er war weder in den Verkaufsregalen zu finden, noch waren Zunft und Konsumenten von ihm überzeugt. Bis sich vor genau dreissig Jahren Emmentaler Produzenten und Röllmüller zusammentaten und die Interessengemeinschaft gründeten.
Sie wollten das ehemalige Hauptbrotgetreide der Schweiz retten. «Die IG Dinkel wurde 1995 gegründet, um den Anbau von Dinkel in der Schweiz zu fördern und eine nachhaltige Wertschöpfungskette aufzubauen», heisst es in einer Mitteilung.
Marke wurde gegründet
Unterstützt durch den Bund und einige Hauptanbaukantone weiteten sich die Aktivitäten der IG Dinkel bald vom Emmental ausgehend auf die gesamte Schweiz aus. Ein Jahr nach der Gründung sei die Marke «UrDinkel» ins Leben gerufen worden. Eine Studie hatte ergeben, dass unverfälschte Getreidesorten besonders nachgefragt seien.
Die Marke «UrDinkel» hatte fortan das Ziel, alte Schweizer Sorten wie Oberkulmer Rotkorn und Ostro zu erhalten. Dazu wurde damals ein verbindliches Pflichtenheft festgelegt. «Ziel ist es, resistente, klimafeste Sorten zu entwickeln, die den Herausforderungen des ökologischen Landbaus standhalten», schreibt die IG Dinkel.
Mehr als nur im Brot
Die Marke «UrDinkel» hat sich heute nicht nur in der Bäckerei, sondern auch in Teigwaren und Guetzli etabliert. Mittlerweile findet man Dinkelmehl auch in vielen verarbeiteten Spezialitäten wieder. Die Branchenorganisation setzt sich aus Produzentinnen, Müllern, Bäckerinnen und Getreidezüchtern zusammen.
Über 3'300 Menschen sind Mitglied der IG Dinkel. Zum 30-jährigen Jubiläum hat die IG Dinkel eine Broschüre mit vielen Informationen rund um den Dinkel herausgegeben. Hier geht es zur Broschüre.
Zukunftsweisende Züchtung
In Zusammenarbeit mit Agroscope und der Getreidezüchtung Peter Kunz gzpk engagiert sich die IG Dinkel in der Dinkelzüchtung. Die Herausforderung besteht darin, die Sortenvielfalt zu erweitern und gleichzeitig die traditionellen Eigenschaften des Dinkels zu bewahren. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf der Weiterentwicklung kankheitsresistenter und für den ökologischen Landbau geeigneter Sorten.
Ein wichtiger Baustein ist das Forschungsprojekt «SpeltBase21», welches in Kooperation mit verschiedenen Partnern die Merkmale von typischem Dinkel identifiziert hat. Hierbei zeigte sich, dass sich Dinkelsorten hauptsächlich durch eine höhere Teigdehnbarkeit, spätere Entwicklung, niedrigere Erntemengen und grössere Pflanzenlänge auszeichnen.
Für die Zukunft plant Agroscope die Suche nach Dinkel-spezifischen genetischen Markern und die Untersuchung der Klimaresistenz von Dinkel im Vergleich zu Brotweizen. Das Ziel ist die Entwicklung robuster und anpassungsfähiger Sorten, die den veränderten Klimabedingungen standhalten und damit die Zukunft von Schweizer Dinkel gewährleisten. pd
Ziel ist es, resistente, klimafeste Dinkelsorten zu entwickeln, die den Herausforderungen des ökologischen Landbaus standhalten.
IG Dinkel