Urban Dörig ist seit 2009 Pächter der Domäne St. Katharinental TG. Sie war ein ehemaliger Klosterbetrieb.
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Urs Dörig bewirtschaftet den Pachtbetrieb Staatsdomäne St. Katharinental in Diessenhofen TG. Im Interview erklärt, weshalb er Gründüngungen einsetzt. Und er erklärt, wie die Bevölkerung darauf reagiert.
Urban Dörig, welchen Stellenwert haben bei Ihnen die Gründüngungen?
Weil wir keine Stallungen und darum keine feste Tierhaltung haben, sind sie für uns ein entscheidendes Tool, um unsere Böden bedeckt zu halten und «unsere Kühe im Boden», die Bodenlebewesen, zu füttern.
Was sind die Vorteile?
Ich bringe Vielfalt in den Betrieb, so wie sie in der Natur auch existiert. Die unterschiedlichen Pflanzen fördern und stärken einander gegenseitig. So können unter der Bodenoberfläche mit unterschiedlichen Wurzelarten diverse Nährstoffe in verschiedenen Tiefen erschlossen werden. Diese Nährstoffe werden von den Gründüngungspflanzen gespeichert und stehen allen zur Verfügung. Über dem Boden kann auf verschieden hohen Blatt-Etagen das Sonnenlicht für die Photosynthese besser aufgefangen werden. Mit diesem Prozess wird die Energie der Sonne in den Böden gespeichert und schlussendlich zu Humus aufgebaut. Dazu ist der Boden bedeckt und somit vor Austrocknung und Erosion geschützt. Dank all diesen Punkten wird das Wasser vom Boden aufgenommen und länger im Boden gespeichert. Als Nebeneffekt biete ich mit dieser Vielfalt, Futter und Lebensraum für ganz viele Lebewesen oder eben die Biodiversität.

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Wie hoch sind die Kosten des Anbaus einer Gründüngung?
Die Kosten für das Saatgut sind hoch, vor allem wenn ich eine Mischung mit vielen Komponenten anbaue. Einen direkten Nutzen habe ich ja nicht davon, ich kann nichts ernten und nichts davon verkaufen. Wenn aber die Gründüngung dank Vielfalt kräftig wachsen kann und so die diversen oben genannten Funktionen übernehmen kann, lohnen sich diese Kosten. Dabei muss man aber eine langfristige Sicht haben, die auch die nächste Generation einschliesst.
Wie sieht die Bilanz mit oder ohne eine Gründüngung aus?
Es gibt da eine kurzfristige und eine langfristige Sicht. Kurzfristig gesehen wäre es einfacher, um den Boden zu bearbeiten, wenn kein «lästiges» Grün da ist. Dazu muss ich kein Saatgut kaufen. Langfristig gesehen geht es aber nur mit Gründüngung oder Kunstwiese, oder einfach mit bewachsenen Böden. Nur so sind sie geschützt, durchwurzelt und lebendig. So kann das Wasser gehalten, die Sonne aufgefangen und gespeichert und das Bodenleben gefüttert werden.
Wenn alle Landwirte auf Gründüngung setzen würden, könnte man auf einzelne gesetzliche Massnahmen verzichten?
Das richtige Verständnis von allen Seiten würde enorm helfen. Die Natur funktioniert nicht nach gesetzlichen Massnahmen und sie kann nicht einfach «gesteuert» werden. Was es braucht ist das richtige Verständnis für diese Kreisläufe und das entsprechende Verhalten von uns allen, nicht nur von der Landwirtschaft. Die Schweizer Bauern sind bezüglich Gründüngungen schon sehr weit, da wäre das Potential in ganz vielen sogenannten Agrarstaaten um ein Vielfaches höher. In der Schweiz haben wir nur wenige reine Ackerbaugebiete. Viele Betriebe haben Tiere und somit natürlich lebendigere und stärker bewachsene Flächen.
Wir reagiert die Bevölkerung darauf?
Wir haben in diesem Herbst zwei Meter hohe Gründüngungen mit unseren Angus Mutterkühen und ihren Kälbern geweidet. Oft hat man nur irgendwo im Feld die Glöcklein gehört oder ein paar schwarze Ohren gesehen. Das hat nicht nur uns fasziniert, sondern auch ganz viele Spaziergänger. Man hat gespürt, wie sich auch die Leute freuen, wenn wieder Leben in die Felder kommt.
Betriebsspiegel Domäne St. Katharinental
Die Felder liegen zwischen Diessenhofen und dem Scharenwald, direkt am Rhein. Die Böden sind ziemlich leicht und enthalten wenig Ton, dafür ziemlich viel Sand. In der Fruchtfolge werden verschiedene Kulturen wie Weizen, Dinkel, Hafer, Kartoffeln, Zuckerrüben, Mais, Sojabohnen, Karotten, Kürbis, Chicoréewurzeln, Brachen, Wiesen und Weiden angebaut. Die Domäne umfasst rund 100 Hektaren Land.
Weil keine Stallungen vorhanden sind, weiden nur im Frühling und Herbst eine Herde Angus Mutterkühe und im Winter eine Schafherde auf den Weiden und Feldern. Familie Dörig versucht die natürlichen Kreisläufe möglichst wirken zu lassen. Aus diesem Grund bewirtschaften sie den Betrieb seit diesem Jahr nach biologischen Richtlinien. Urs Dörig schloss nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung am BBZ Arenenberg mit dem Meisterdiplom als Gemüsegärtner ab.