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«Die Rübe war einst eine Hackfrucht»

Kann man Ökologie und Ökonomie im Ackerbau in Einklang bringen? Ist diese riesige Herausforderung für die Bauern zu bewältigen? Ja, aber nur mit vereinten Anstrengungen und mit Kompromissen, lautete das Fazit.

Susanne Meier |

 

 

Kann man Ökologie und Ökonomie im Ackerbau in Einklang bringen? Ist diese riesige Herausforderung für die Bauern zu bewältigen? Ja, aber nur mit vereinten Anstrengungen und mit Kompromissen, lautete das Fazit.

«Die Landwirtschaft ist in einem Spannungsfeld zwischen Ertrag und Ökologie, in dem Kompromisse gefunden werden müssen», betonte Bernard Lehmann gleich zu Beginn der 1.nationalen Ackerbautagung, die vergangene Woche an der Rütti stattfand. Die Weltbevölkerung wachse, und auch in der Schweiz brauche es jährlich 1 Prozent mehr Nahrungsmittel, um die Menschen zu versorgen, warnte der Vorsteher des Bundesamts für Landwirtschaft.

Fläche ist limitiert

Doch wie kann man die produzieren, wenn man sie nicht einfach importieren will? Lehmann stellte Lösungsvorschläge vor und kommentierte sie gleich selber: «Mehr Anbaufläche? Haben wir nicht. Food Waste vermindern? Da können wir was tun. Die Fläche, auf der keine Nahrungsmittel wachsen, also die Ausgleichsflächen, verringern? Da kommen wir in Clinch mit der AP 14–17.» Bleibt  laut Lehmann die ökologische Intensivierung, also gemäss einer französischen Definition das Gestalten von produktiveren, nachhaltigeren Produktionssystemen, die weniger Wirkstoffe brauchen und die Umwelt weniger gefährden.

Konkret: besser angepasste Sorten und neue Methoden zur Krankheits- und Schädlingsbekämpfung nutzen, besser verstehen, wie die Natur funktioniert und ihre Ressourcen besser nutzen, und wegkommen von Praktiken, die auf einem exzessivem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Düngern, fossilen Treibstoffen und Wasser beruhen.

Doppelter Erfolg

Wie er auf seinem Betrieb in Orges VD ökologisch und wirtschaftlich zu arbeiten versucht, zeigte Nicolas Pavillard. Er bewirtschaftet einen 60-ha-Ackerbaubetrieb, seit 2007 in einer Fruchtfolgegemeinschaft. Angebaut werden Getreide und Ölfrüchte. Pavillard lobte die überbetriebliche Zusammenarbeit: «Sie hat zu einer Diskussion über die Arbeitsmethoden geführt.» Man versuche, die Kosten und den Arbeitsaufwand zu senken: «Kleine, umständlich zu bewirtschaftende Parzellen werden extensiviert.» Ebenso wurde auf den pfluglosen Anbau umgestellt, der Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln, Treibstoff oder Dünger soweit möglich reduziert.

Mit doppeltem Erfolg: «Das hatte alles – eigentlich unbeabsichtigt – auch ökologische Vorteile.» Doch Pavillard ist noch nicht zufrieden. Er nimmt an einem Bodenschutzprogramm teil, möchte die Fruchtfolge anpassen, um den Ungräserdruck zu reduzieren und die Biodiversitätsförderflächen zu verbessern. Er mache das freiwillig. Auch die Politik solle mehr auf Freiwilligkeit statt auf Vorschriften setzen.

Es gibt Zielkonflikte

Ob Vorschriften, Labelprogramme oder Effizienzsteigerung: Die Bauern erwarten von den Beratern, dass sie ihnen den Weg durch den Dschungel weisen. Keine einfache Aufgabe, wie Andreas Rüsch, Ackerbauberater am Strickhof, betonte. «Ökologie und Ökonomie sind grundsätzlich in Einklang zu bringen, es gibt aber Zielkonflikte.» Der Markt stelle Ansprüche, die der Ökologie widersprechen würden: «Drahtwurmschäden beispielsweise werden vom Markt nicht toleriert, ebenso wenig wie Schneckenfrass.»

Die Anforderungen des Handels seien nicht immer in Einklang zu bringen mit den Vorstellungen der Konsumenten einer ökologischen Produktion: ein Spagat für die Bauern, sollen sie doch mit weniger Pflanzenschutz gleich hohe Qualität produzieren.

Hacken statt spritzen

Stefan Wyss von der Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ) zeigte den Spagat: «Die Rübe ist eigentlich eine Hackfrucht. Weil die chemische Unkrautbekämpfung aber meist wirtschaftlicher ist, wird sie heute flächendeckend eingesetzt. Aus ökonomischen Gründen gibt es keine Biorüben in der Schweiz.» Doch unbestritten ist, dass der Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln im Ackerbau reduziert werden soll.

Nicht nur in der Schweiz, wie Michel Gygax von der Fachstelle Pflanzenschutz des Kantons Bern betonte, sondern auch in Frankreich. Dort müssen die Rübenpflanzer bis 2018 die Hälfte der Herbizidmenge einsparen – mit der Folge, dass neue Generationen von Hackgeräten und Bandspritzen entwickelt werden. Solche Verfahren mit reduzierter Bodenbearbeitung möchte die SFZ nun auch in der Schweiz testen.

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