Ab 2023 wird der Bund Einzelkulturbeiträge für Eiweisspflanzen zur menschlichen Ernährung ausrichten. Damit soll der steigenden Nachfrage Rechnung getragen werden. Ist der Anbau von Kichererbsen oder Linsen eine Option? Macht mit bei unserer Umfrage
Der Bundesrat hat anlässlich seiner Sitzung vom 2. November 2022 das landwirtschaftliche Verordnungspaket 2022 verabschiedet. Unter anderem wird neu der Anbau von Kichererbsen und Linsen zur menschlichen Ernährung unterstützt.
Schweizer Produktion fördern
Der Bundesrat hat die entsprechende Verordnung geändert, um der steigenden Nachfrage von pflanzlichen Proteinen und dem Trend nach einer ausgewogeneren, pflanzenbasierten Ernährung Rechnung zu tragen. Bisher wurden bei Körnerleguminosen Beiträge für den Anbau zu Futterzwecken ausgerichtet.
Ziel ist, den Ausbau des Angebots an Lebensmitteln mit hohem Anteil an pflanzlichen Proteinen aus Schweizer Produktion zu fördern, wie der Bundesrat am Mittwoch mitteilte. Entsprechend wird die Einzelkulturbeitragsverordnung geändert. Die Förderung von Körnerleguminosen zu Futterzwecken mit Einzelkulturbeiträgen wird auf Körnerleguminosen für die menschliche Ernährung ausgeweitet.
Die Stützung von 1000 Franken pro Hektare und Jahr wird für sechs botanische Gattungen von Leguminosen ausgerichtet: Phaseolus (Bohnen), Pisum (Erbsen), Lupinus (Lupinen), Vicia (Wicken), Cicer (Kichererbsen) und Lens (Linsen).
Linsen sind vorwiegend einjährige, seltener auch ausdauernde, krautige Pflanzen. Der Stängel ist aufrecht bis niederliegend. Sie ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit.
Susanne Meier
BLW-Chef sieht Potenzial
Potenzial bei der pflanzlichen Produktion sieht auch Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW). Hier gebe es Potenzial, sagte er in den Mittwochsausgaben der Tamedia-Zeitungen. Über die Direktzahlungen werde der Anbau der pflanzlichen Produktion für die menschliche Ernährung attraktiver gemacht, sagte er weiter. «So wurde etwa der Anbau von Eiweisspflanzen wie Erbsen früher nur unterstützt, wenn sie zur Fütterung von Tieren dienten. Heute ist das anders», hielt er fest.
Man versuche, Fehlanreize zu eliminieren. Doch für den BLW-Direktor ist klar: «Wie sich die Produktion verändert, hängt stark davon ab, wie sich das Konsumentenverhalten entwickelt.» Die Ackerflächen würden derzeit aber zu 60 Prozent für den Anbau von Tierfutter genutzt. Für eine Änderung ist aus seiner Sicht eine Änderung des Konsums notwendig.
SBV für Gleichstellung
Auch der Schweizer Bauernverband (SBV) hatte sich für Einzelkulturbeitrag eingesetzt. So sagte David Brugger, Leiter Geschäftsbereich Pflanzenbau beim Schweizer Bauernverband (SBV) im Februar gegenüber «Agricultura», dass die Gleichstellung von Produkten für die menschliche Ernährung auch für den SBV ein wichtiges Anliegen sei.
Das Potential für Eiweisskulturen wie Soja sei gross, sagt Brugger. Es brauche aber eine bessere Deklaration zur Rohstoffherkunft in verarbeiten Produkten und separate Rohstoff-Richtpreise für Produkte zum menschlichen Verzehr.
Und gegenüber «Schweizer Bauer» sagte Brugger im Oktober 2021, dass die Ernährungstrends neue Perspektiven bieten: «Soja oder Gelberbsen für Fleischersatzprodukte wären gefragt, leider fehlt in der Schweiz die Verarbeitungsindustrie.» Zudem fehle bei solchen Spezialkulturen oft der Grenzschutz, die Folge sei Importe zu tiefen Preisen. «Wichtig ist, Konsumenten und Verarbeiter bezüglich Herkunft zu sensibilisieren, was zum Teil schon geschieht», so Brugger. Ziel müsse sein, einen Teil der Wertschöpfung auf die Betriebe zu bringen, denn diese sei bei den Nischenkulturen aktuell sehr schlecht.
Sind Eiweisspflanzen für Eure Ackerflächen eine Option? Baut Ihr solche Kulturen bereits an? Oder habt Ihr kein Interesse oder keine verfügbaren Flächen? Stimmt ab und diskutiert mit.
Lupinen sowie Acker- und Stangenbohnen
Gemäss einer Studie der Berner Fachhochschule und Agroscope zum Thema «Pflanzliche Proteine als Fleischersatz» besteht in der Schweiz Potenzial für den Anbau von Eiweisspflanzen für die menschliche Ernährung. Gemäss dieser Studie würden sich für die Proteingewinnung etwa Lupinen sowie Acker- und Stangenbohnen eignen. Für die Verwendung dieser Rohprodukte in der Produktion von pflanzenbasierten Fleischalternativen müssten diese allerdings zuerst zu proteinreichem Mehl, Konzentraten oder Isolaten verarbeitet werden.
Grund für die ausbleibende Produktion ist das Fehlen einer Verarbeitungsindustrie ist in der Schweiz. «Damit die Schweizer Landwirtschaft ebenfalls von diesem Wachstumsmarkt profitieren kann, braucht es einen gesamtheitlichen Blick auf die Wertschöpfungskette von der Produktion der Rohstoffe, über deren Aufbereitung und Verarbeitung bis hin zur gezielten Vermarktung», so die Studie.
Potenziale ausgewählter Ackerkulturen zur Lebensmittelmittelproduktion" verfasst. Dazu wurden rund 20 Expert*innen interviewt. Darin wird auch das Potenzial und die Herausforderungen von Körnerleguminosen besprochen. https://www.blw.admin.ch/blw/de/home/services/newsletter.html