Der Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) zieht Bilanz über das Jahr 2022. Der Kartoffelbau verlangte den Bauern wieder alles ab. Mehr dazu im 6. Teil der Jahresrückblick-Serie.
Das Kartoffeljahr 2022 war für die Produzenten erneut anspruchsvoll. Während im Vorjahr die Nässe den Anbau erschwerte, wurden die Kartoffelproduzentinnen und -produzenten in diesem Jahr von der Hitze und Trockenheit herausgefordert.
Nachdem die Kartoffeln grösstenteils bei guten Bedingungen gepflanzt werden konnten, entwickelten sich die Bestände zuerst erfreulich – bei den Frühkartoffeln liessen die starke Bise und die kalten Nächte im April die Kartoffelstauden jedoch zunächst nur langsam wachsen.
Bewässerung war eingeschränkt
Die Hitzewellen im Sommer und die damit verbundene Trockenheit war für die Kartoffelbestände dann nicht optimal, denn über dem Temperaturoptimum von 25 °C nimmt das Pflanzenwachstum bei Kartoffeln stark ab. Zudem war die Bewässerung aufgrund von regionalen Bestimmungen teilweise eingeschränkt.
Während die Frühkartoffelkampagne zwar noch mit erfreulichen Ernteerträgen aufwarten konnte, beeinträchtigte die heisse Witterung zunehmend die Erntearbeiten.
«Älter» als in anderen Jahren
Hitze und Trockenheit wirkten sich in diesem Jahr dann auch stärker auf die Ertragsbildung der weiteren Kartoffelkulturen aus als in anderen Jahren. Dafür bereitete vor allem in der zweiten Vegetationshälfte die Kraut- und Knollenfäule kaum Probleme.
«Durch den heissen Sommer haben die Kartoffeln ausserdem eine grössere Temperatursumme abbekommen und waren daher bei der Ernte physiologisch bereits älter als in normalen Jahren», erklärt Swisspatat-Geschäftsführer Christian Bucher.
Ruedi Fischer
Dies stelle den Handel und die Industrie vor Herausforderungen, da die Kartoffeln dadurch weniger gut lagerfähig seien und früher zu keimen beginnen würden.
10 Prozent weniger aber trotzdem 20 Prozent mehr
Die Ernteerträge der konventionellen Kartoffeln fielen aufgrund der heissen und trockenen Witterung rund 10 Prozent kleiner aus als der Fünfjahresdurchschnitt. Werden die Erträge mit dem nassen Vorjahr in Relation gesetzt, sind die diesjährigen Erträge laut der Branchenorganisation Swisspatat und aber rund 20 Prozent über den Mengen vom nassen Vorjahr.
Ausserdem weisen die Kartoffeln eine gute Qualität mit weniger Mängeln auf als in einem durchschnittlichen Jahr – so waren die festgestellten Hauptmängel dieses Jahr vor allem missförmige und grüne Knollen sowie Drahtwürmer und Schnecken.
Zusatzimporte bei Bio-Knolle
Bei den Bio-Kartoffeln konnten in diesem Jahr hingegen überdurchschnittliche Resultate erzielt werden und die Lagerbestände liegen rund 40 Prozent über dem fünfjährigen Schnitt. Trotz den guten Erträgen im Biobereich fiel die Gesamternte 2022 allerdings trotzdem rund 8 Prozent tiefer aus als im Durchschnitt der letzten Jahre und für die Versorgung des Schweizer Marktes sind auch dieses Jahr Zusatzimporte notwendig.
Laut Christian Bucher von Swisspatat sind Ertragsschwankungen von plus/minus 20 Prozent bei Kartoffeln nicht aussergewöhnlich, da die Kultur sehr witterungsabhängig ist. Für die Kartoffelbranche war das aktuelle Jahr gesamthaft somit nicht ausserordentlich.
Bio Suisse