«Ein Schwarm Krähen kann in kurzer Zeit eine ganze Maissaat vernichten», sagte Biobauer und Präsident des Schweizer Bauernverbands, Markus Ritter, gegenüber dem «Tages Anzeiger». «Krähen warten, bis die Maispflanze aus dem Boden austritt und ziehen sie dann mit dem Schnabel samt Keimling heraus. Dann fressen sie den Keimling ab», führte er weiter aus. Sie gehen dabei gründlich vor. «Krähen gehen in der Reihe von Pflanze zu Pflanze und lassen nichts zurück», so Ritter. Der Schaden sei enorm.
Beizmittel nicht mehr zugelassen
Wegen des Samenraubs hätten viele Bauern letztes Jahr nachsäen müssen, heisst es im Artikel. Das Problem hat sich in den letzten Jahren verschärft, nachdem gewisse Beizmittel in der Schweiz und der EU nicht mehr zugelassen sind. Beizmittel machen die Samen bitter. Das verdirbt den Krähen den Appetit, und sie ziehen weiter auf der Suche nach bekömmlicheren Futterquellen.
In Grangeneuve – dem Kompetenzzentrum des Kantons Freiburg für Ausbildung, Beratung und Vollzug im Bereich der Landwirtschaft – wurden bereits Versuche mit Chili und ätherischen Ölen durchgeführt. Die getesteten natürlichen Produkte haben aber keine vielversprechenden Resultate geliefert. Es wurden lediglich minimale Unterschiede zwischen den verschiedenen getesteten Produkten beobachtet. «Alle Parzellen, die von Krähen befallen wurden, erlitten erhebliche Schäden. Einige Parzellen mussten gar neu angesät werden», so Raphaël Grandgirard vom Kompetenzzentrum.
Ohne Gewöhnungseffekt
Nun sollen also Krähen mit Laserpointern verscheucht werden. Rasch, ohne Lärm und ohne Gewöhnungseffekt, wie die Firma verspricht. Den Laser gibt es als «Taschenlampe» oder als voll-automatische Vorrichtung. Weiter soll die ganze Geschichte kosteneffektiv sein, ohne dass der Internetseite die genauen Preise zu entnehmen sind.
Der Vollautomat kann mit 16 verschiedenen Mustern und 10 Zeitschlitzen programmiert werden. Jedes Muster könne einem bestimmten Zeitfenster zugewiesen werden, so dass eine Vielzahl von Vogelabwehrmustern zu verschiedenen Tageszeiten möglich sei, so der Hersteller. Zudem sind 250 individuelle Wegpunkte pro Muster programmierbar, zur gezielten Ansteuerung von Problemstellen.
Die Website ist voll von Meldungen, über die hohe Erfolgsrate der Technologie. Die Laser sollen sogar gegen Vogelgrippe helfen, da das Abwehrsystem Wildvögel vom Nutzgeflügel fernhalte. Auch Landwirte kommen zu Wort:
-> Hier geht es zur Website der Bird Control Group .
Bewilligung des Bunds notwendig
Doch Laser können gefährlich sein. In der Schweiz sind gemäss dem «Tages Anzeiger» nur Laserpointer der Klasse 1 zugelassen. Jene der Bird Control Group gehören zur Klasse 3B. Wie es gemäss dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) heisst, sind von Hand geführte Laser dieser Stärke verboten.
Anders sieht es bei den fest installierten Geräten aus. Diese dürften unter Auflagen eingeführt werden. Bedingung: Der Importeur müsse die Sicherheit von Dritten gewährleisten und sei auch verantwortlich dafür, dass Piloten nicht geblendet würden. Allenfalls, sagt Daniel Dauwalder vom BAG gegenüber dem «Tages Anzeiger», sei auch eine Bewilligung des Bundesamts für Zivilluftfahrt notwendig.
Fluchtreflex ohne Gewöhnungseffekt
Das BAG warnt: Die Strahlung eines Lasers dieser Stärke sei «gefährlich für das Auge und in gewissen Fällen auch für die Haut». Die Gesundheitsbeamten haben das getestet und einen Laser der Stärke 4 auf Schweinehaut abgefeuert. Sie ist der menschlichen Haut ähnlich. Ergebnis: Nach wenigen Sekunden gab es Rauchausstoss, Geruch von verbranntem Fleisch und Löcher in der Haut.
Die Bird Control Group verspricht weiter, dass Vögel den grünen Laser als ein festes Objekt wahrnehmen. Das löse einen Fluchtreflex ohne Gewöhnungseffekt aus. Ob das stimme, sei fraglich. Die Vogelwarte Sempach berichtet von «gemischten Resultaten» bei den Versuchen und warnt, dass der Einsatz von Lasern aus Sicht des Tierschutzes nicht zu verantworten sei. Dies hat die «Bauernzeitung» in Erfahrung gebracht.
Todesrufe imitieren
Es gibt mittlerweile verschiedene Technologien im Einsatz, gute Resultate habe beispielsweise das System Bird Alert gezeigt, so Livio Rey von der Vogelwarte Sempach gegenüber der «Bauernzeitung». «Es imitiert die Todesrufe von Krähen, die von einem Habicht gepackt werden», erklärt er. Da sei kein Gewöhnungseffekt zu erwarten.
Auf seinem Biohof setzt Ritter auf akustische Abwehr nach der Maissaat. Also auf das Abspielen von Vogelstimmen, die Gefahr signalisieren. «Wichtig ist, dass die Stimmen immer wieder variiert und in unregelmässiger Folge abgespielt werden. Dazu kann das Gerät entsprechend programmiert werden», sagt Ritter gegenüber dem «Tages Anzeiger». Denn: «Die Krähen sind schlau und lassen sich nicht so schnell aus dem Konzept bringen.»