Wenn sich Autoreifen während der Fahrt abnutzen, gelangen kleine Partikel in die Böden entlang der Strasse. Sie bestehen aus Gummi, Mineralien, Bitumen und zahlreichen Chemikalien von den Pneus und der Strassenoberfläche.
Fressen Reifenabrieb
Schätzungen zufolge werden weltweit jährlich mehr als 3 Millionen Tonnen solcher Partikel freigesetzt, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Eidgenössische Wasserforschungsinstitut (Eawag) am Donnerstag mitteilte. Weil der Reifenabrieb in die Böden entlang der Strassen gelangt, sind ihm die dort lebenden Tiere wie Regenwürmer und Nematoden durch ihre Lebensweise – nämlich das Durchwühlen und Fressen von Boden – besonders stark ausgesetzt.
Die meisten Reifenchemikalien aus stark belasteten Böden konnten denn auch im Gewebe von untersuchten Regenwürmern nachgewiesen werden. In einer gemeinsamen Studie der Eawag, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) und dem Schweizerischen Zentrum für angewandte Ökotoxikologie (Oekotoxzentrum) wurde nun untersucht, wie sich Reifenabrieb auf das Verhalten und die Gesundheit von Regenwürmern auswirkt.
Negative Effekte
Die Tiere wurden dafür in speziellen Gefässen gehalten, die auf einer Seite mit belastetem und auf der anderen mit unbelastetem Boden gefüllt waren. Das Ergebnis: Bei hohen Konzentrationen von Reifenabriebs mieden die Regenwürmer den verschmutzten Boden deutlich. Bei geringeren Konzentrationen zeigte sich dieser Effekt jedoch nicht.
«Bei höheren Konzentrationen erwarten wir also negative Effekte auf Regenwürmer und der Boden ist womöglich nicht mehr als Lebensraum für die Tiere geeignet», sagt Erstautor Thibault Masset von der EPFL. Der stark belastete Boden roch zudem stark nach Reifenchemikalien, was darauf hindeutet, dass die Reifen flüchtige Stoffe freisetzten.
Gleichzeitig prüften die Forschenden, ob sich der Kontakt mit den Partikeln negativ auf das Überleben oder die Fortpflanzung der Regenwürmer auswirkt. Hier konnten keine signifikanten Auswirkungen festgestellt werden.