Diese Rahmenbedingungen führen zu einer Situation, die es so noch nie gab: Das Sortiment im Supermarkt wird bereits jetzt mit ausländischer Ware ergänzt.
Hitze und Trockenheit
Durch die kalte Witterung in diesem Frühjahr konnten die Erdäpfel erst später gepflanzt werden, die kühlen Temperaturen bedingten weiters ein langsameres Wachstum. Die darauffolgende Hitze hat die Bestände zusätzlich gestresst. Bei Temperaturen über 25°C verlangsamt sich das Knollenwachstum, ab 30°C stellt die Kartoffelpflanze das Wachstum ein. Dies hat die neue Ernte stark verzögert, der Markt war leergeräumt und konnte in den letzten Wochen nur knapp versorgt werden.
Durch die anhaltende Hitze und Trockenheit gibt es zum einen aktuell keine Zuwächse. Zum anderen ist die Kartoffelernte aufgrund des harten Bodens nicht möglich, die Knollen würden dabei beschädigt und geschädigte Knollen können nicht als Speiseware vermarktet werden. Die durch den Klimawandel stark veränderte Witterung ist einer der Hauptgründe für die prekäre Situation. Die Verschiebung der Vegetationsperioden sowie lange Trocken- und Hitzeperioden bei gleichzeitig fehlender Bewässerungsinfrastruktur setzen den Kartoffeln spürbar zu.
Pflanzenschutzmittel fehlen
Nebst den klimatischen Bedingungen gibt es einen zweiten Hauptgrund für den Versorgungsengpass bei Kartoffeln in Österreich: der Wegfall bzw. die Einschränkung wirksamer Pflanzenschutzmittel. Vor allem bei der Drahtwurmbekämpfung, aber auch bei Käferbefall, Krautfäulebehandlung und Krautminderung. Dies macht es schwer, die Kultur gesund und in vermarktbarer Qualität bis zur Ernte zu bringen.
«In den letzten Jahren wurden uns die Werkzeuge genommen, um Krankheiten und Schädlinge wirksam zu bekämpfen. Die Konsequenz zeigt sich im Rückgang der Flächen», sagt Anita Kamptner, Geschäftsführerin der InteressenGemeinschaft Erdäpfelbau (IGE). Kein Betrieb könne es sich leisten, viel Geld in den Anbau zu investieren und dann zusehen zu müssen, wie die Kartoffeln dem Drahtwurm zum Opfer fallen und schliesslich entsorgt werden müssten. «Davon kann man nicht leben und auch keinen Betrieb erhalten.», macht Kemptner deutlich.
Fläche deutlich gesunken
Für die bäuerlichen Betriebe ist der Erdäpfelanbau in den vergangenen Jahren zum Risiko geworden. Immer mehr Betriebsführer sehen sich dazu gezwungen, auf den Anbau zu verzichten und stattdessen auf andere Kulturen zu setzen, um die Existenz ihrer Betriebe zu sichern.
So ist die heimische Kartoffel-Anbaufläche bereits zum dritten Mal in Folge zurückgegangen. Die Anbaufläche in Österreich hat sich seit dem Jahr 2020 von 24’251 Hektar auf 20’529 Hektar im Jahr 2023 verringert und ist damit um mehr als 15 Prozent gesunken