Schwer behangene Äste an einem Niederhelfenschwiler Beeriapfel-Hochstamm in Niederhelfenschwil. Dank Initiativen zur Förderung dieser alten Apfelsorte wurden in den letzten Jahren wieder hochstämmige Beeriapfelbäume gepflanzt. – Fructus
Der fast verschwundene Niederhelfenschwiler Beeriapfel ist zur Obstsorte des Jahres gewählt worden. Der intensiv duftende Apfel eignet sich hervorragend für die Herstellung von Most, wie Fructus, die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten, schreibt.
Vom Niederhelfenschwiler Beeriapfel existierten nur noch vereinzelte, «von engagierten Landwirten gepflegte Bäume», hiess es in einer Mitteilung der Vereinigung vom Dienstag. Dank mehrerer Initiativen sei die Apfelsorte aus dem Kanton St. Gallen nun daran, in die Obstgärten zurückzukehren.
Wenig anfällig auf Pilzkrankheiten
Den Namen habe der Apfel wegen seines erdbeerfarbigen Äusseren erhalten. Der Beeriapfelbaum wachse «eher eigensinnig und schwach». Er neigt dazu, abwechselnd an einzelnen Ästen Früchte zu tragen und reagiert empfindlich auf zu starken Schnitt. Sein Blattwerk sei robust und wenig anfällig für Pilzkrankheiten, damit eigne er sich gut für den extensiven Feldobstbau.
«Reife Beeriäpfel fallen zuerst durch ihre schöne Färbung und den intensiven Duft auf. Sie sind klein, kugel- bis kegelförmig und von grüngelber Grund- und rot bis dunkelroter Deckfarbe», schreibt Fructus. Das Fruchtfleisch sei fest, saftig und habe ein intensives Aroma. In den ersten Wochen nach der Ernte ist der Beeriapfelein fruchtig spritziger Tafelapfel, der sich gut lagern und in der Küche verarbeiten lässt. Das Fruchtfleisch bleibt dabei fest und erhält, wenn es mit der Schale gekocht wird, eine zartrosa Farbe.

Fructus
Reguläre Jungbaum-Produktion
Der Beeriaapfel eignet sich auch hervorragend zum Mosten. Die wurde aber erst mit dem Aufkommen der Süssmostproduktion entdeckt. Mostereien haben für die Sorte auch einen besseren Preis bezahlt. «Trotzdem blieb der Beeriapfel eine regionale Sorte und wurde mit der Zeit von ertragreicheren Varietäten verdrängt», heisst es in der Mitteilung weiter.
Mitte der Neunzigerjahre wurde der Verein Naturschutz Niederhelfenschwil-Zuzwil auf das langsame Verschwinden der ortseigenen Sorte aufmerksam. In der Folge wurde nach nach Standorten für junge Beeriapfelbäume gesucht. 140 Bäume wurden schliesslich gepflanzt. Einige Jahre danach finanzierte die Gemeinde Niederhelfenschwil die Virusfreimachung der Sorte, um eine reguläre Jungbaum-Produktion in den Baumschulen zu ermöglichen und die Qualität der Jungpflanzen sicherzustellen. Dank dieser Aktion sind nun seit 2017 in verschiedenen Schweizer Baumschulen zertifizierte Beeriapfelbäume erhältlich.
Der Niederhelfenschwiler Beeriapf stehe stellvertretend für die grosse Zahl lokaler Obstsorten, die trotz guten Eigenschaften nie den Weg über eine Region hinausgefunden hätten. Der Verein stellt jedes Jahr eine ganz besondere, alte Obstsorte in den Mittelpunkt, erzählt aus ihrer Geschichte, beschreibt ihre Eigenschaften und beleuchtet ihr Potenzial für die Zukunft.