Wie Biomasse aus dem Weinbau verwertet werden könnte, um Wärme und Kälte zu erzeugen und so fossile Energieträger zu ersetzen, hat die Technische Hochschule Köln in einem Forschungsprojekt untersucht. Nach Angaben der Wissenschaftler geht es dabei um Trester, der bei der Weinherstellung als Reststoff übrig bleibt, aber auch um Rebholz, das beim Schneiden der Reben anfällt. Diese blieben bislang weitgehend ungenutzt.
Aus ihrer Untersuchung schliessen die Forscher der Kölner Hochschule für angewandte Wissenschaft, dass in dieser Biomasse auf ganz Deutschland hochgerechnet theoretisch ein Potenzial von insgesamt 4’261 Terajoule vorhanden ist, der jährliche Strom- und Wärmebedarf von mehr als 47’000 Einfamilienhäusern.
Strohballenvergaser-Technologie
Um das energetische Potenzial für Weinbaubetriebe in der Praxis zu erproben, entwickelten die Forscher eine etablierte Strohballenvergaser-Technologie weiter. Die Anlage liefert nicht nur Wärme, sondern wandelt auch einen Teil davon in Nutzkälte um. Mit diesem Konzept wäre es möglich, Energie für den spezifischen Bedarf der Weinbaubetriebe zu erzeugen, zum Beispiel zur Kühlung bei der Lagerung oder zur Nutzung von Wärme für die Erhaltung der Produktfeuchtigkeit, so das Forscherteam.
Um ihre Annahmen zu validieren, berechneten die Forschenden das theoretische Biomassepotenzial für die energetische Verwertung, unterteilt in Rebholz und Trester. Laut den Wissenschaftlern fallen pro Hektoliter Wein etwa 25 Kilogramm Trester an. Bei der Produktion von rund 9 Mio. Hektolitern Wein ergäben sich hochgerechnet pro Jahr etwa 230’000 Tonnen Trester mit einem energetischen Frischmassepotenzial von etwa 1’468 Terajoule.
Ein Rebbau-Betrieb pro Einfamilienhaus
Hinzu kommen rund 308’000 Tonnen Rebholz, das ein weiteres jährliches Biomassepotenzial von 2’793 Terajoule liefert. In Summe stünden also aus den Restbiomassen Trester und Rebholz insgesamt 4’261 Terajoule zur Verfügung. Dies entspricht den Forschern zufolge dem jährlichen Strom- und Wärmebedarf von mehr als 47’000 Einfamilienhäusern. Somit könnte jeder der rund 43’000 Weinbaubetriebe im Schnitt mehr als ein Einfamilienhaus autark mit Energie versorgen.