Zur Einhaltung der Pariser Klimaziele müssen neuartige Formen der CO2-Entnahme aus der Atmosphäre einem aktuellen Bericht zufolge rapide weiterentwickelt werden. Diese seien aber keine Alternativen zu einem ambitionierten Klimaschutz.
«CO2-Entnahmen sind eine Notwendigkeit. Sie werden nicht vom Himmel fallen, wir müssen uns darum kümmern», sagte Jan Minx vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), einer der Studienautoren, in einem Online-Briefing vor Journalisten.
«Wir brauchen beides»
Gemeinsam mit anderen Klimaforschern aus Deutschland, Grossbritannien und den USA veröffentlichte Minx am Donnerstag eine Bestandsaufnahme zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre. Das zentrale Fazit: Obwohl die Entfernung unabdingbar für die Einhaltung der Pariser Ziele ist, sehen Staaten in ihren Klimaschutzplänen die Weiterentwicklung neuartiger Technologien kaum bis gar nicht vor.
Zwar werde auch heute schon CO2 aus der Atmosphäre entnommen, allerdings fast ausschliesslich durch konventionelle Methoden wie Aufforstung. Davon unterscheiden die Wissenschaftler neuartige Methoden wie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (BECCS) oder die direkte Entnahme aus der Luft mit anschliessender Speicherung (DACCS). Ohne diese gehe es nicht, so die Einschätzung.
Die Wissenschaftler warnen davor, die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre als Alternative zu ambitioniertem Klimaschutz zu sehen. «Es geht nicht um Entweder-oder. Wir brauchen beides», sagte Mitautor Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Potential wird noch kaum genutzt
Aktuell werden mit den neuartigen Methoden dem Bericht zufolge gerade einmal 0,002 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre entfernt. Zur Erreichung der Klimaziele müsste bis 2030 30 Mal so viel entnommen werden, bis Mitte des Jahrhunderts sogar 1300 Mal so viel.
Die kommenden Jahre sind laut den Autoren entscheidend dafür, neuartige Methoden zur CO2-Entnahme weiterzuentwickeln und politische Rahmenbedingungen für ihre Skalierung zu schaffen. Nur wenn dies geschehe, sei es realistisch, dass sie wie benötigt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in grossem Massstab zum Einsatz kämen.