Langjährige Dürren sind in den letzten 40 Jahren häufiger, intensiver und grossflächiger geworden. Das zeigen Schweizer Forscherinnen und Forscher in einer Studie, die am Donnerstag im Fachjournal «Science» veröffentlicht wurde. «Für Natur und Mensch stellen diese Dürren eine wachsende Bedrohung dar», warnen die Forschenden in der Studie.
Zwischen 1980 und 2018 hat die weltweit von lang anhaltenden Dürren betroffene Landfläche im Schnitt jedes Jahr um rund 50'000 Quadratkilometer zugenommen, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigten. Das ist mehr als die Fläche der Schweiz.
Südwesten der USA von «Megadürre» betroffen
Zudem sind die extremen Dürren im Untersuchungszeitraum häufiger geworden. Fünf der zehn grössten «Megadürren» traten laut der Studie in den letzten 12 Jahren des Untersuchungszeitraumes auf. Am intensivsten war dabei die Dürre im östlichen Kongo-Regenwald zwischen 2010 und 2018.
Sie betraf im Jahr 2014 ein Einzugsgebiet von 1,5 Millionen Quadratkilometern. Aber auch Nordchile leidet bereits seit 14 Jahren unter extremer Dürre, der Südwesten der USA erlebte acht trockene Jahre und Südaustralien drei.
«Enormer wirtschaftlicher Schaden»
«Mehrjährige Dürren richten enormen wirtschaftlichen Schaden an, etwa in der Landwirtschaft und der Stromerzeugung», betonte Studienleiter Dirk Karger in einer Mitteilung der WSL zur Studie.
Trotzdem gibt es aber Dürren, die weitgehend unbemerkt bleiben, wie die Forschenden in der Studie erklärten. Denn aus manchen Regionen, wie dem tropischen Regenwald und den Anden, gibt es nur wenige Beobachtungsdaten.
Regionen unterschiedlich betroffen
Verschiedene Ökosysteme reagieren dabei unterschiedlich auf Dürren. Besonders Grasländer reagieren empfindlich auf Dürren, was sich laut der WSL als verschwindendes Grün auf Satellitenbildern zeigt. Gräser können sich aber auch rasch wieder erholen.
Ganz anders sei es in den Tropen. So merke man der Blätterdecke von Tropenwäldern die darunter liegende Dürre lange nicht an, da sie oft recht lange auf grosse Wasserreserven zurückgreifen können, erklärte das Ista in einer Mitteilung zur Studie. Es stelle sich aber die Frage, wie lange solche Regionen dem noch standhalten.
«Bei extremem Wassermangel können Bäume in tropischen und borealen Regionen absterben, was zu langfristigen Schäden an diesen Ökosystemen führt», sagte Karger. Insbesondere die boreale Vegetation werde wahrscheinlich am längsten brauchen, um sich von einer solchen Klimakatastrophe zu erholen.
Keine saisonalen Ereignisse
Für die an der Studie beteiligte Gletscherforscherin Francesca Pellicciotti vom Ista greift angesichts der neuen Daten die weit verbreitete Sichtweise, dass Dürren jährliche oder saisonale Ereignisse sind, nicht mehr. Diese Ansicht stehe «in krassem Gegensatz zu den längeren und schwereren Megadürren, mit denen wir in Zukunft konfrontiert sein werden», sagte sie laut der Mitteilung.
Man müsse sich insbesondere auf langanhaltende Dürreperioden einstellen und Strategien zur Schadensbegrenzung nicht nur auf eine Saison oder ein einzelnes Jahr beschränken, hiess es auch von der WSL.