Der Klimawandel werde eine intrakontinentale Ausbreitung gebietsfremder Pflanzen beschleunigen, betonen die Wissenschafterinnen und Wissenschaftler in ihrem Report zum Forschungsprojekt, welcher im Fachjournal «Sience Advances» publiziert wurde.
Erst Anfang September verwies der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) in einem Bericht auf die Problematik der Ausbreitung gebietsfremder Arten. Diese können gravierende ökologische Folgen in den von ihnen neubesiedelten Gebieten haben, etwa wenn sie heimische Arten verdrängen und Ökosysteme so aus dem Gleichgewicht bringen. Das Expertengremium listete in dem Bericht über 37›000 gebietsfremde Arten (Pflanzen und Tiere) auf, von denen 3›500 als «invasiv» – also als Gefahr – gelten. Die Kosten, die durch die Ausbreitung solcher Lebewesen entstehen, beziffert der IPBES auf weltweit rund 423 Milliarden Dollar pro Jahr.
Häufig wird bei gebietsfremden Pflanzen oder Tieren zunächst an Arten aus Übersee gedacht, die – sei es beabsichtigt oder als «blinde Passagiere» – die Ozeane überqueren. Sie sind aber nur ein kleiner Teil des Problems, zeigte das Forscherteam am Beispiel von Europa, Australien sowie Nord- und Südamerika.
Eigener Kontinent
Demnach stammten auf diesen Kontinenten mehr als die Hälfte (57 Prozent) der gebietsfremden Pflanzenarten, die sich erfolgreich in neuen Gebieten angesiedelt haben, ursprünglich vom eigenen Kontinent. Besonders hoch waren die Anteile in Europa (65 Prozent) und Nordamerika (46 Prozent). Auffällig niedrig war der Anteil hingegen in Australien (16 Prozent).
Zudem stellten sie wiederkehrende Ausbreitungsmuster innerhalb eines Kontinents fest: In der Mehrzahl der Fälle breiten sich die Pflanzen von äquatornahen Regionen in Richtung der jeweiligen Pole aus.
Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass der fortschreitende Klimawandel die intrakontinentale Ausbreitung gebietsfremder Pflanzen beschleunigen wird. Dies werde zunehmend Wärme liebenden gebietsfremden Arten die Ansiedlung erlauben, was «zu erheblichen negativen Folgen für die Artenvielfalt und Wirtschaft in den Empfängerregionen führen kann», so Biodiversitätsforscher Franz Essl in einer Mitteilung der Universität Wien.