Dies sei ein Befund, der in der Grössenordnung etwa auch für Medikamentenrückstände in pflanzlichen Nahrungsmitteln bekannt sei. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift «Frontiers in Environmental Science» und untermauert Ergebnisse aus einer früheren Laborstudie. Untersucht wurde Gemüse, das in der Schweiz, Italien, Spanien oder Israel gewachsen war.
Werden in Felder geschwemmt
Autoreifen bestehen aus einer komplexen Mischung von Materialien, die ihre Leistung und Haltbarkeit verbessern. Hierzu gehören 5-15 % chemische Additive, welche hunderte von Substanzen umfassen, zum Beispiel Antioxydanzien, Antiozonierungsmittel, Vulkanisierungmittel, Antialterungsmittel und viele mehr, um die vielseitigen Eigenschaften eines modernen Reifens zu ermöglichen. «Die Toxizität von Reifen- und Strassenabriebpartikeln hängt mit ihren organischen Zusatzstoffen, den Additiven, und den damit verbundenen Umwandlungsprodukten zusammen», erklärt Anya Sherman, Erstautorin der Studie. Hierzu gehörten auch chemische Zusatzstoffe, die Hunderte von Substanzen umfassten.
Chemische Stoffe aus Autoreifen gelangen durch atmosphärische Ablagerung, Bewässerung mit aufbereitetem Abwasser und die Verwendung von Klärschlamm als Dünger auf Felder gebracht. «Dort können sie von Pflanzen aufgenommen werden und so auch den Menschen erreichen», sagte Thilo Hofmann, Leiter der Forschungsgruppe.
«Gehören da nicht hin»
Die Proben wurden auf insgesamt sechzehn chemische Verbindungen untersucht, die mit Reifen in Zusammenhang gebracht werden. «Während die Konzentrationen und tägliche Aufnahme zum Glück relativ gering sind, findet man dennoch Stoffe aus Autoreifen in der Nahrung. Da gehören sie nicht hin», sagte Hofmann. Als nächste Schritte sollten nun die gesundheitlichen Aspekte untersucht werden. Die Studie ist eine Zusammenarbeit des CeMESS und der Hebrew University of Jerusalem.
Bereits im Jahr 2023 konnten die Wissenschafter zeigen, dass Additive aus Autoreifen prinzipiell von Pflanzen aufgenommen werden können. «Die Frage war jedoch, ob dies nur in unserer mechanistischen Laborstudie passiert, oder auch im Freiland», erklärt Erstautorin Anya Sherman. Daher analysierten die Wiener Umweltwissenschafterinnen nun in der aktuellen Studie, ob Salatpflanzen die von Reifenabrieb abgebebenen Chemikalien unter natürlichen Wachstumsbedingungen aufnehmen.