Der unter Leitung der Australian National University entstandene Bericht eines internationalen Forschungsteams kommt zu dem Ergebnis, dass die steigenden Temperaturen die Art und Weise verändern, wie sich das Wasser auf dem Planeten bewegt.
Diese Veränderung bringe den Wasserkreislauf «aus dem Gleichgewicht». «Steigende Meeresoberflächentemperaturen verstärkten tropische Wirbelstürme und Dürreperioden im Amazonasbecken und im südlichen Afrika. Die globale Erwärmung trug auch zu stärkeren Regenfällen und sich langsamer bewegenden Stürmen bei, wie die tödlichen Sturzfluten in Europa, Asien und Brasilien zeigen», wird Albert van Dijk, Leiter der Forschungsgruppe, in einer Mitteilung zitiert.
Von verheerenden Dürren und massiven Sturzfluten
Für den Report nutzten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter Daten von Tausenden von Bodenstationen und Satelliten in der Erdumlaufbahn, um nahezu in Echtzeit Einblicke in kritische Wasservariablen wie Niederschlag, Bodenfeuchtigkeit, Flussläufe und Überschwemmungen zu erhalten.
Das Ergebnis ist eine eindrückliche Bilanz wasserbedingter Katastrophen, die von den Überschwemmungen in Afghanistan und Pakistan im März und den folgenden Monaten über verheerende Dürren im südlichen Afrika, Sturm Boris in Mitteleuropa und Sturzfluten in Spanien bis hin zu tropischen Stürmen in Vietnam und den Philippinen im Oktober reicht. Insgesamt seien bei den erfassten Katastrophen mehr als 8’700 Menschen ums Leben gekommen, 40 Millionen Menschen vertrieben worden und wirtschaftliche Verluste in Höhe von über 550 Milliarden US-Dollar entstanden, so der Bericht.
Auf Gefahren vorbereiten
Der Report stellt fest, dass 2024 etwa vier Milliarden Menschen in 111 Ländern – die Hälfte der Weltbevölkerung – ihr bisher wärmstes Jahr erlebten. Laut Albert van Dijk waren die Lufttemperaturen über Land im Jahr 2024 um 1,2 Grad Celsius wärmer als zu Beginn des Jahrhunderts und etwa 2,2 Grad Celsius höher als zu Beginn der industriellen Revolution. Für van Dijk war 2024 global gesehen ein Jahr der Extreme, aber kein Einzelereignis: «Es ist Teil eines sich verschlimmernden Trends zu intensiveren Überschwemmungen, anhaltenden Dürren und rekordverdächtigen Extremen.»
Dabei würden Niederschlagsrekorde mit zunehmender Regelmässigkeit gebrochen: So seien 2024 rekordverdächtige monatliche Niederschlagssummen um 27 Prozent und tägliche Niederschlagsrekorde um 52 Prozent häufiger erreicht worden als zu Beginn dieses Jahrhunderts. «Rekordtiefstwerte wurden 38 Prozent häufiger erreicht, sodass wir auf beiden Seiten schlimmere Extreme erleben», führt van Dijk weiter aus.
Der Experte betont: «Wasser ist unsere wichtigste Ressource, und seine Extreme – sowohl Überschwemmungen als auch Dürren – gehören zu den grössten Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sind.» Umso wichtiger sei es, sich auf die unvermeidlichen schweren Extremereignisse vorzubereiten und anzupassen: «Das kann bedeuten, dass wir den Hochwasserschutz verstärken, eine dürreresistentere Nahrungsmittelproduktion und Wasserversorgung entwickeln und bessere Frühwarnsysteme einrichten.»
Ausblick auf 2025
Der Report wagt auch einen Ausblick auf 2025: Die hydrologischen Bedingungen zu Beginn des Jahres würden darauf hindeuten, dass sich im nördlichen Südamerika, im südlichen Afrika, im nördlichen Afrika, in Zentralasien, in Teilen Nordamerikas und in Westaustralien Dürreperioden entwickeln oder verstärken könnten. Regionen wie die Sahelzone, das Horn von Afrika, Europa und der grösste Teil Asiens seien relativ feucht und könnten eher von Überschwemmungen als von Dürren bedroht sein.
Im Bericht heisst es abschliessend: «Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels werden die globalen Temperaturen bis 2025 wahrscheinlich weiter ansteigen, was zu mehr Hitzewellen, einem höheren Buschbrandrisiko, heftigen Stürmen und extremen Niederschlagsereignissen führen wird. Dazu gehört auch eine grössere Wahrscheinlichkeit von sich schnell entwickelnden Sturzfluten und Sturzdürren in allen Regionen.»
Umso wichtiger ist es, sich auf die unvermeidlichen schweren Ereignisse vorzubereiten und anzupassen.
Es gab und gibt immer wieder mal extreme Wetterereignisse.