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Kulturpflanzen gemeinsam weiterentwickeln

Partizipative Pflanzenzüchtung verbindet Landwirtschaft, Forschung und Konsumenten, um alte Sorten zu erhalten und neue, klimafitte Pflanzen zu entwickeln. Trotz Hindernissen bietet der Ansatz grosses Potenzial für die Zukunft.

Harry Rosenbaum, lid |

Netzwerke in der Pflanzenzüchtung aufbauen, alte Pflanzensorten wieder entdecken, Forschung betreiben, Enthusiasmus in der Landwirtschaft und in der Nahrungsmittelerzeugung wecken, Vermarktung betreiben, Finanzierungsquellen erschliessen sowie die unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten bis hin zu den Konsumenten registrieren und ausgleichen. All das gehört zur partizipativen Pflanzenzüchtung, die trotz Problemen eine vielversprechende Zukunft hat.

Die praktische Landwirtschaft ist wichtig

Eine Riesenarbeit, aber keine Sisyphusarbeit – so der Eindruck vom Treffen einer Gruppe Projektpartnerinnen und Projektpartner aus der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelerzeugung im zürcherischen Feldbach bei der Getreidezüchtung Peter Kunz. Dabei wurden spezifische Erfahrungen und Informationen aus aktuellen Projekten von ProSpecieRara, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (Fibl) und der Getreidezüchtung Peter Kunz (Gzpk) ausgetauscht.

«Wie können wir Kulturpflanzen gemeinsam weiterentwickeln?», fragte Sebastian Kussmann von der Gzpk in seiner Einführung in das Treffen der verschiedenen Akteurinnen und Akteure. Sie alle beschäftigen sich in der Schweiz und im Ausland auf unterschiedlicher Ebene in der partizipativen Pflanzenzüchtung. Es gehe um die Beteiligung der praktischen Landwirtschaft an der Entwicklung von Sorten, die teilweise in Vergessenheit geraten seien und das sei wichtig, so Sebastian Kussmann: «In den letzten Jahrzehnten wurde dieses Problem erkannt und angegangen.»

Die Vernetzung schreite voran und der Erfahrungsaustausch werde intensiver. Monika Baumann von der Gzpk-Geschäftsleitung äusserte sich ebenfalls zuversichtlich: Der Austausch untereinander finde statt und das bringe Diversifizierung und Vielfalt in die Züchtung. «Für die Zukunft sind Netzwerke und die Stärke von Netzwerken sehr wichtig», so Monika Baumann.

Von Hausgärten und Salaten

Seit 2006 ist Phillipp Holzherr bei der Stiftung ProSpecieRara tätig. Er ist für die Erhaltung und Züchtung von Kulturpflanzen sowie für die Zusammenarbeit mit Gross- und Kleinverteilern im Ernährungssektor zuständig. Phillipp Holzherr ist an verschiedenen Projekten direkt beteiligt und eines davon ist das Projekt «Sativa Rheinau», bei dem ProSpecieRara mit der Gruppe «Vereinte Gärten» zusammenarbeitet.

Dabei geht es um den Erhalt der Sortenvielfalt in der Landwirtschaft und im Gartenbau. «Die meisten alten Sorten können im modernen Erwerbsanbau nicht kultiviert werden – sie wachsen zu langsam, reifen nicht einheitlich oder haben nicht genügend Resistenzen», erklärte Phillipp Holzherr. Viele dieser Nachteile spielten im Hausgarten aber eine untergeordnete Rolle, manche könnten sogar erwünscht sein. Das sei mit ein Grund die alten Sorten zu erhalten.

Ein kürzlich gestartetes und von ProSpecieRara eigenständig betriebenes Projekt ist die Selektion von Sorten. Ein Beispiel in diesem Kontext ist die Salatzüchtung. Vor allem der Mehltau macht den Salaten immer wieder Probleme. «Dagegen werden im Anbau neue Resistenzen gezüchtet, die sich aber bald als nutzlos erweisen – dabei gibt es robuste Sorten, die zwar nicht total resistent sind, jedoch dem Mehltau standhalten können», sagte Phillipp Holzherr weiter und ergänzte: «Durch die Anzucht einer solchen monogenen Robustheit können die Salate aber für andere Krankheiten anfällig werden.» Mit der Sortenselektion soll dieses Problem aber behoben werden.

Getreidesorten im Klimafenster

Das inzwischen abgeschlossene Gzpk-Projekt «Klimafenster» untersuchte die Fragestellung, welche Sorten die Schweizer Landwirtschaft in Zukunft braucht. Und beleuchtete dazu auch den Austausch zwischen Züchtung und Landwirtschaft mit dem Ziel, verlässliche Antworten aus der Praxis zu finden. So wurde das dreijährige Projekt «Klimafenster», das von 2019 bis 2022 lief, in Zusammenarbeit der Gzpk mit dem Verein «Gen Au Rheinau» sowie mit der Unterstützung regionaler Bauernverbände ins Leben gerufen.

Zunehmend sind Sorten gefragt, die bei unterschiedlichen Klimaverhältnissen leistungsfähig sind.  Mit den «Klimafenstern» sollten die Bäuerinnen und Bauern für die Themen Nutzpflanzenvielfalt und Biozüchtung sensibilisiert und ein intensiverer Austausch mit der landwirtschaftlichen Praxis für die aktuellen züchterischen Fragestellungen gefördert werden: Welche Pflanzen brauchen wir in Zukunft? Was müssen diese können, um den klimatischen Bedingungen gerecht zu werden? Und wie kommen unterschiedliche Sorten mit den wechselnden Umweltbedingungen zurecht?

Herausforderungen der partizipativen Sortenprüfung

«Unsere Motivation war die Förderung robuster und anbaufähiger Sorten», sagte Matthias Müller von der gzpk. Dabei sei es um eine situative Sortenprüfung unter verschiedenen Klimabedingungen mit unterschiedlichen Sorten gegangen. Das geschah unter starkem Einbezug der landwirtschaftlichen Praxis, unterstrich Matthias Müller weiter.

An dem Projekt seien anfänglich 30 Betriebe aus den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Solothurn beteiligt gewesen, die sich während der Laufzeit des Projektes auf wenige reduzierten. Auf Flächen von drei auf drei Metern seien in den Betrieben verschiedene Sorten ausgesät worden.

Motivation liess rasch nach

«Unter unserer Anleitung mussten die Beteiligten das Verhalten der Pflanzen beobachten, aufzeichnen und bewerten», erklärte Matthias Müller weiter. Rachel Müller, ebenfalls von der Gzpk, ergänzte: «Es war sehr zeit- und arbeitsintensiv, vieles lief anders als wir uns das vorgestellt hatten und vor allem liess die Motivation bei vielen der beteiligten Landwirtinnen und Landwirte rasch nach», erläutert sie die Schwierigkeiten.

Die App, die extra für das Projekt eingerichtet wurde, wurde ebenfalls nur selten benutzt. «Gerade bei der Pflanzenzucht müsste die Fragestellung direkt aus der Landwirtschaft kommen, das geschah aber kaum – in partizipativem Zusammenhang ist das sehr wichtig!», schlussfolgerte Rachel Müller.

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