Die Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft unterstützt seit drei Jahren Landwirtschaftsbetriebe in höheren Lagen. Anfang Juli wurden die laufenden Versuche und ersten Ergebnisse den Medien vorgestellt. Die Alp- und Berglandwirtschaft wird sich unweigerlich auf einen Wandel einstellen müssen, lässt sich der Medienmitteilung entnehmen. Die Tradition wird den innovativen Technologien wohl nicht weichen, aber doch ein wenig Platz machen müssen.
So verändere der Klimawandel auch die Menge und die Qualität des Futters für Wiederkäuer, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Versuchsstation entwickelt deshalb Futterbaumischungen, die eine höhere Toleranz gegenüber Trockenheit aufweisen und gleichzeitig einen guten Ertrag erzielen. Die Forschenden von Agroscope untersuchen zurzeit neun neue Futterbaumischungen an fünf unterschiedlichen Standorten in den Partnerkantonen (BE, GR, TI, UR, VS).
44 % mehr Futter mit «Spezialmischung»
Die Futterbaumischungen bestehen aus einem hohen Anteil an produktiven und weit verbreiteten Futterpflanzen. Hinzu kommen unterschiedliche Anteile an trockenheitsresistenten Arten. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend: Selbst unter trockenen Bedingungen erzielten die Mischungen mit den resistenten Arten bis zu 44 % mehr Futter als die Referenzmischungen.
Versuchsstation für 20’000 Betriebe
Die Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft ist eine Partnerschaft zwischen Agroscope, AGRIDEA und fünf Alpenkantonen (BE, GR, TI, UR, VS). Sie vereint die Kompetenzen aus Forschung, Praxis und Beratung im Dienste der Bergbetriebe.
Gemäss dem Schweizer Bauernverband sind rund 20'000 Betriebe oder 41 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz in der Bergregion tätig. Sie bewirtschaften über 405'000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche in den Bergzonen.
Um die Widerstandsfähigkeit der Futterbaumischungen gegenüber Trockenheit besser zu verstehen, wird in den Sommermonaten der Jahre 2024 und 2025 im Kanton Bern eine Trockenheitssimulation durchgeführt. Die eine Hälfte der Mischungen wird den lokalen Niederschlag erhalten, die andere Hälfte wird einer extremen Trockenheit ausgesetzt, die mit Hilfe von Folientunnels aus dem Gemüsebau simuliert wird.
Vierzehn Alpen unter der Lupe
Durch die Auswirkungen des Klimawandels auf das Futter müssten auch die Referenzwerte für die Berechnung des optimalen Viehbesatzes auf der Alp angepasst werden, heisst es weiter. Ein fünfjähriges Projekt bewertet unter anderem den Ertrag und die Qualität des Futters auf 14 Alpenweiden im Alpenraum und im Jura. Die Standorte sind repräsentativ für die geo-klimatische Vielfalt.
Kühe geniessen den Ausblick auf einer Bündern Alp.
Adrian Haldimann
Die Beobachtungen im Jahr 2023 zeigen eine reiche Vielfalt an Alpenpflanzen mit über 300 Arten. Die Vielfalt ist jedoch auch verletzlich: Zwei Drittel der Arten kommen nur auf wenigen Parzellen vor. Ein Drittel wurde nur einmal beobachtet.
Neue Technologien für das Herdenmanagement
Die Versuchsstation analysiert auch das Potenzial moderner Technologien zur Optimierung des Herdenmanagements im Berggebiet. Dabei wird auch die Rentabilität untersucht. Zum Beispiel können Drohnen die Überwachung von Herden in steilem Gelände erheblich erleichtern, indem sie den Zeit- und Arbeitsaufwand für die Kontrolle der Tiere verringern. Ausgestattet mit Kameras und Sensoren sollten die Fluggeräte eine genaue und schnelle Überwachung ermöglichen, insbesondere auch für den Herdenschutz gegen grosse Raubtiere.
Bei virtuellen Zäunen (die in der Schweiz noch nicht zugelassen sind) kommen GPS-Halsbänder zum Einsatz, um nicht-physische Weidegrenzen zu schaffen. Ein Versuch von Agroscope zeigt, dass sich die Tiere schnell an die virtuellen Zäune gewöhnen, dass sie das Weidemanagement erleichtern und den Arbeitsaufwand verringern. Das Thema muss allerdings noch weiter erforscht werden, bevor ein Einsatz in der Praxis möglich sein wird.
Welche Geheimnisse verbirgt der Berner Alpkäse?
Die Versuchsstation führt zudem weitere wichtige Projekte zu folgenden Themen durch: Bekämpfung der Verbuschung, Erhaltung der pflanzlichen Biodiversität, Umgang mit Problempflanzen, Anbau von Getreide und Hülsenfrüchten zur Diversifizierung der Produktion, sowie Technologien im Zusammenhang mit der Milchproduktion.
So wird zum Beispiel Ziegenmilch, die weit weniger bekannt ist als Kuhmilch, eingehend untersucht, um die Faktoren, die ihre Qualität beeinflussen, besser zu verstehen. Auch der Berner Alpkäse, der noch lange nicht alle Geheimnisse seiner Typizität preisgegeben hat, wird mit Hilfe modernster Mikrobiologie untersucht.
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