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Müssen Gewässerschutzzonen ausgeweitet werden?

Flohkrebse spielen eine wichtige Rolle in Grundwasser-Ökosystemen. Schweizer Forschende erkennen nun einen Zusammenhang zwischen dem Vorkommen der Flohkrebse im Grundwasser und der Art der Landnutzung. Die geringere Anzahl von Flohkrebsen in Ackernähe könnte darauf hinweisen, dass die Gewässerschutzzonen zu klein sind.

pd/ome |

Forschende des Wasserforschungs-Instituts des ETH-Bereichs (Eawag) haben einen weltweit einmaligen Datensatz zum Vorkommen verschiedener Flohkrebse im Grundwasser zusammengetragen und ausgewertet, wie das Institut in einer Medienmitteilung schreibt. Die Forschenden konnten zeigen, dass sich die Landnutzung im Umkreis von bis zu einem Kilometer um die Wasserfassung auf die empfindlichen Tiere auswirkt.

Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die heutigen Grundwasserschutzzonen nicht gross genug sind, so eine Schlussfolgerung der Forschenden. Ihre Resultate könnten als Argument für eine allfällige Ausdehnung der Grundwasserschutzzonen dienen.

Trinkwasser ist keine Selbstverständlichkeit

80 Prozent des Trinkwassers in der Schweiz stammt aus unsichtbaren Wasserreserven im Untergrund. Zahlreiche Grundwasserfassungen zapfen diese Reserven an. Dabei stehen die Trinkwasserversorgungen zusehends unter Druck. «Um die Qualitätskriterien erfüllen zu können, müssen sie teils Brunnen vom Netz nehmen oder Wasser aus belasteten Quellen mit weniger belastetem Wasser mischen», sagt die Eawag-Gewässerökologin Mara Knüsel.

Knüsel und ihr Team haben sich in den letzten Jahren intensiv mit kleinen Tieren befasst, die im dunklen und kalten Nass zuhause sind: den Grundwasserflohkrebsen. Sie gleichen winzigen Garnelen und sind – im Unterschied zu den unterschiedlich pigmentierten Bachflohkrebsarten – weiss und blind. Sie haben eine wichtige Rolle für die Funktion von Grundwasserökosystemen.

Weniger Flohkrebse in Ackernähe

In ihrem neuesten, soeben in der Fachzeitschrift Ecological Applications veröffentlichten Beitrag bringen die Forschenden das Vorkommen der Flohkrebse mit der Art der Landnutzung im Mittelland in Zusammenhang. An Wasserfassungen, die mitten im Wald stehen, haben die Forschenden häufig Flohkrebse gefunden. An Wasserfassungen hingegen, die in der Nähe von Äckern stehen, stiessen die Forschenden deutlich seltener auf Flohkrebse. Das Grundwasser dieser ackernahen Brunnen war zudem tendenziell stärker mit Nitrat belastet als bei den von Wald umgebenen Wasserfassungen, was für eine schlechtere Trinkwasserqualität steht, heisst es in der Mitteilung.

Allerdings sei es verkürzt, nur aufgrund des Fehlens von Flohkrebsen auf eine schlechtere Wasserqualität zu schliessen. Andere Faktoren könnten auch eine Rolle spielen, so die Forschenden . Sie betrachten die An- oder Abwesenheit der Tierchen deshalb eher als ergänzenden Indikator. Es könnte ein Hinweis sein, dass an einem bestimmten Standort allenfalls die Biologie beeinträchtigt ist, heisst es in der Mitteilung.

Reichen bisherige Schutzzonen nicht aus?

In ihren Analysen weisen die Forschenden nach, dass sich die Art der Landnutzung auch noch in einem grösseren Umkreis auf das Vorkommen von Flohkrebsen auswirkt: Im Datensatz hinterlässt auch Ackerland, dass sich in 600 bis 1’000 Metern Entfernung von der Wasserfassung befindet, ein negatives Signal im Grundwasser.

Das Projekt AmphiWell

Das Projekt AmphiWell hat zum Ziel, das Vorkommen von Grundwassertieren in Quellfassungen schweizweit zu erfassen und zu dokumentieren. Der Fokus liegt dabei auf Flohkrebsen (Amphipoden). Das Projekt wird von der Forschungsgruppe um Professor Florian Altermatt durchgeführt. Es wird unterstützt vom Wasserforschungsinstitut Eawag, dem Bundesamt für Umwelt BAFU, dem SVGW und der Universität Zürich UZH. Ein zentrales Ziel des Projekts ist es, die Biodiversität im Grundwasser besser zu verstehen und zu schützen. 

In der Schweiz schreibt das Gewässerschutzgesetz zwar vor, dass sogenannte Schutzzonen um Wasserfassungen angelegt werden, um das wertvolle Trinkwasser vor Verunreinigungen und anderen schädlichen Einflüssen zu bewahren. Im Mittelland umfassen diese Schutzzonen allerdings ein Gebiet, das sich im Schnitt nur 300 bis 400 Meter um den Fassungsbereich ausdehnt. «Wir kommen zum Schluss, dass die derzeit eingerichteten Schutzzonen vielleicht nicht genügend gross sind, um mögliche negative Auswirkungen der Landnutzung auf die Lebensgemeinschaften im Grundwasser zu verhindern», halten die Forschenden fest.

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