Temperaturen, Klimagas-Emissionen und der Anteil von Kohlendioxid (CO₂) in der Atmosphäre sind gemäss des Reports alle auf Rekordhoch. Die aktuelle Klimapolitik reicht nur für eine Begrenzung der Erderwärmung auf 3 Grad (Vorjahresreport: 2,8 Grad) und das Umsetzen aller Ankündigungen nur für 2,5 Grad (Vorjahr: 2,4 Grad). Die Federführung für das Kapitel «Globale Emissionstrends» lag beim Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).
Auch Zuwachsrate sinkt nicht
Laut dem Report stieg der globale Treibhausgas-Ausstoss im vergangenen Jahr auf das neue Allzeithoch von 57,4 Millionen CO₂-Äquivalenten; dabei sind andere Gase wie Methan (CH₄), Lachgas (N₂O) sowie fluorierte Treibhausgase entsprechend ihrer Wirkung auf CO₂ umgerechnet. Die Zuwachsrate steigt weiter: Sie betrug 1,2 Prozent und damit 0,3 Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt 2010 bis 2019, den zehn Jahren vor der Corona-Pandemie.
Die CO₂-Konzentration in der Erdatmosphäre stieg auf 417,9 ppm (Teile je eine Million Luftmoleküle); vor der Industrialisierung waren es 280 ppm. Und dem 2015 im Weltklimaabkommen proklamierten Ziel, die Erderhitzung im langjährigen Durchschnitt möglichst auf 1,5 Prozent zu begrenzen, steht für 2022 ein weiterer Rekord gegenüber: In der Kurzfristbetrachtung war der Planet bereits an 86 Tagen mehr als 1,5 Grad wärmer als vor der Industrialisierung.
Trendwende lässt auf sich warten
«Auch wenn für 80 Prozent der globalen Emissionen inzwischen Ankündigungen existieren, sie irgendwann auf netto null zu senken – die Emissionen selbst nehmen weiter zu, die Trendwende lässt immer noch auf sich warten», sagt William Lamb, Wissenschaftler in der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitsforschung und einer der beiden Leitautoren des Emissionskapitels im UNEP-Report.
«Weder die aktuelle Krise bei der Versorgung mit fossilen Energien, hervorgerufen durch Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, noch die Fortschritte bei erneuerbaren Energien haben für eine wirkliche globale Klimawende gereicht. Es läuft in die falsche Richtung – aber wie wir in unserem Kapitel zeigen, durchaus nicht überall in gleichem Masse», so Lab. Dies zeigen die vorläufigen Länder-Zahlen für 2022, noch ohne die noch nicht vorliegende CO₂-Bilanz von Wäldern und landwirtschaftlichen Flächen.
Rückgang in der EU
Demnach stiegen die Treibhausgas-Emissionen besonders stark in Indonesien (10,0 Prozent) und Indien (5,1 Prozent), hingegen nur mässig in den USA (1,6 Prozent) und China (0,3 Prozent); rückläufig waren sie in der EU (minus 0,8 Prozent), Russland (minus 1,0 Prozent) und Brasilien (minus 2,5 Prozent).
Beim aktuellen globalen Anteil an den Emissionen liegt China mit 30 Prozent deutlich höher als die USA und die EU zusammen mit 18 Prozent. Anders verteilt ist hingegen die historische Verantwortung für die Klimakrise: Von den globalen Emissionen 1850 bis 2021 erfolgten nur 13 Prozent in China, in den USA und den heutigen EU-Staaten hingegen zusammengenommen 32 Prozent.
Einkommen hat grossen Einfluss
Das am MCC federführend gestaltete Kapitel des UN-Berichts präsentiert auch Berechnungen nach der Klimabilanz von Einkommensgruppen quer durch alle Länder. Demnach verursacht das reichste Zehntel knapp die Hälfte aller Klimagas-Emissionen – und nicht weniger als ein Drittel dieser globalen Oberschicht wohnt mittlerweile nicht in den reichen Industrieländern, sondern in den Entwicklungs- und Schwellenländern.
«Die uralte Diskussion über Ungleichheit beim Lebensstandard bekommt vor dem Hintergrund der Klimakrise noch einmal zusätzliche Relevanz», sagt MCC-Forscher Lamb. «Grosse Häuser, grosse Autos, viele Flugreisen, hoher Fleischkonsum – das ist eben nicht nur Privatsache.»
Hier ist der «Emissions Gap Report 2023» im Original.
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