Forschern des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung und Technologie (INP) ist es gelungen, mit einer Plasmabehandlung die Hygiene und die Widerstandsfähigkeit von Saatgut zu verbessern. Ziel des Forschungsprojekts «Physics for seed treatment» war es, eine zuverlässige und umweltfreundliche Alternative zur chemischen Saatgutbeizung zu entwickeln und damit den Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft zu verringern.
Das Projekt konzentrierte sich laut INP auf die Bekämpfung von Flugbrand bei Gerste und Weizensteinbrand bei Weizen. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Plasmabehandlung in bestimmten Fällen eine ähnlich gute Wirkung wie etablierte Verfahren erzielt hat», erklärte Projektleiterin Nicola Wannicke. Zudem seien positive Effekte auf den Feldaufgang und Ertrag nach der Plasmabehandlung festgestellt worden.
Auch Keimung wird stimuliert
Kaltplasma ist ein teilweise ionisiertes Gas, das aus einer Vielzahl geladener und neutraler Teilchen besteht. Es deaktiviert Bakterien, Pilze und Viren. Umgekehrt werden Zellwachstum und -stoffwechsel aktiviert und damit die Wundheilung angeregt.
Für die Saatgutbehandlung nutzen die Wissenschaftlicher entweder direktes oder indirektes Plasma. Bei der direkten Methode gelangt das Plasma unmittelbar auf die Saatgutoberfläche und kann zur Veränderung der Saatgutoberfläche und Stimulierung der Keimung führen. Beim indirekten Verfahren wird in einem Gerät Luft mit Plasma behandelt. Mit dieser Luft wird dann das Saatgut umströmt, um seine Oberfläche von Pilzen und Bakterien zu befreien. Dadurch kann auch die Lagerfähigkeit des Saatguts verbessert werden.
Langzeitwirkungen müssen noch untersucht werden
Nach Ansicht von Wannicke könnten die Forschungsergebnisse besonders für den Ökolandbau eine entscheidende Rolle spielen, da hier der Einsatz chemisch behandelter Samen stark eingeschränkt sei. Für eine breite Anwendung in der Landwirtschaft müssten allerdings noch die Effizienz unter verschiedenen Bedingungen nachgewiesen und Langzeitwirkungen der Plasmabehandlung auf die Saatgutqualität und die Pflanzenentwicklung genauer untersucht werden.