Auf dem Gelände von Agroscope in Changins wurde drei Jahre lang (2019-2021) ein Versuch durchgeführt, bei dem verschiedene Bodenpflegemassnahmen, darunter die Begrünung der Fahrgassen untersucht wurden. Agroscope veröffentlichte zu der Studie ein Communiqué mit den wichtigsten Ergebnissen.
Für die Studie wurde eine Kontrollparzelle mit chemischer Unkrautbekämpfung (unbedeckter Boden) mit drei Parzellen mit permanenter Begrünung verglichen: natürliche Spontanbegrünung, Aussaat einer Standard-Mischung für den Rebbau (UFA 2) bzw. einer Mischung («MCS4») mit weniger wuchskräftigen und damit potenziell weniger konkurrenzstarken Arten.
Verschiedene Begrünungen
Beim Verfahren mit regelmässiger Unkrautbekämpfung blieb der Boden während des Sommerzeitraums unbedeckt, so Agroscope. Dagegen sei der Boden beim Verfahren mit Spontanbegrünung ab frühem Frühling kontinuierlich bedeckt gewesen. Die sehr artenarme Vegetation habe allerdings nicht zur Förderung der Biodiversität beigetragen.
Die Standard-Mischung für den Rebbau (UFA 2) ermöglichte laut den Forschenden eine schnelle und dichte Bodenbedeckung, verbesserte aber die Biodiversität ebenfalls kaum. Mit der «MCS4»-Mischung schliesslich wurde eine weniger konkurrenzstarke permanente Begrünung und zumindest die Qualitätsstufe I bezüglich Förderung der Biodiversität erreicht.
Wirkung auf Ertrag und Wuchskraft der Reben
Die jährlichen Niederschlagsmengen schwankten, doch die Reben litten in den drei Versuchsjahren unter keinem nennenswerten Trockenstress, so das Forschungsinstitut Agroscope. Unter diesen Bedingungen hätten die natürliche oder gesäte Begrünung der Fahrgassen keinen erheblichen Einfluss auf Ertragskomponenten wie Fruchtbarkeit der Knospen, Trauben- und Beerengewicht oder Wuchskraft der Triebe im Vergleich zur Parzelle mit chemischer Unkrautbekämpfung gehabt.
Durch die Begrünung entstanden etwas höhere Bitterkeitsnoten sowie ein dezenteres Bouquet.
zvg
Zusammensetzung der Beeren
Die Zusammensetzung der Beeren bezüglich Zuckergehalt, pH-Wert, Gesamtsäure, Wein- und Apfelsäure bei der Lese war unabhängig von der Bodenpflege gleich. Sowohl die natürliche als auch die gesäte Begrünung führte aber zu einer Verringerung des Gehalts an assimilierbarem Stickstoff in den Beeren im Vergleich zur nicht begrünten Parzelle. Auch der Gehalt an NH3 und primären Aminosäuren (a-Aminosäuren) in den Beeren war in den begrünten Varianten niedriger.
Sensorische Analyse der Weine
Bei der sensorischen Analyse der Weine, die zwei Monate nach der Abfüllung durchgeführt wurde, konnten für den Jahrgang 2019 keine wesentlichen Unterschiede bei Geruchs- und Geschmackskomponenten zwischen den drei Begrünungsvarianten und der Variante mit unbedecktem Boden festgestellt werden.
Beim Jahrgang 2020 zeigten die Weine aus den begrünten Varianten mit den Mischungen «MCS4» und UFA Rebberg im Vergleich zur spontanen Begrünung und zum unbedeckten Boden dagegen etwas höhere Bitterkeitsnoten sowie ein dezenteres Bouquet. Weine aus der Variante mit Unkrautbekämpfung (unbedeckter Boden) wurden beim Jahrgang 2021 bei der Verkostung bevorzugt. Es wurden keine geruchlichen und geschmacklichen Unterschiede zwischen der natürlichen Begrünung und den gesäten Begrünungen der Fahrgassen festgestellt.
Fazit
- Die natürliche und die gesäte Begrünung mit den Mischungen MSC4 bzw. UFA Rebberg führten im Vergleich zur unbegrünten Variante (unbedeckter Boden) zu einer Verringerung des Stickstoffgehalts der Trauben bei der Lese, d.h. bezüglich NH3, primären Aminosäuren (a-Aminosäuren) und assimilierbarem Stickstoff.
- Bei den Bedingungen ohne Trockenstress waren die Ertragskomponenten (Fruchtbarkeit der Knospen, Beeren- und Traubengewicht) und die Wuchskraft der Triebe unabhängig von der Bodenpflege gleich.
- Die verschiedenen Bodenpflegemassnahmen hatten keinen erheblichen Einfluss auf die Beerenzusammensetzung, d.h. auf Zuckergehalt, pH-Wert, Gesamt-, Wein- und Apfelsäure.
- Die Weine aus den begrünten Varianten wurden als etwas bitterer und ihr Bouquet als diskreter bewertet als die Weine aus der unbegrünten Variante.
- Die Auswahl, die Etablierung und die Aufrechterhaltung von konkurrenzschwachen Arten zur Begrünung von Rebbergen bedarf noch weiterer Untersuchungen.