In der Nähe von Oettingen im deutschen Bundesland Bayern, baut die Bio-Bäuerin Franziska Blind Fenchel an. Die Samen sollten in Thüringen zu Tee verarbeitet werden. Doch daraus wurde nichts. In den Bio-Samen wurden Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden.
Die Bio-Bäuerin Franziska Blind sei einfach schockiert gewesen, als die E-Mail vom Labor kam, heisst es in dem Bericht von tagesschau.de. Blind baut zwei Hektar Fenchel für einen Teeproduzenten aus Thüringen an, und dieser lässt die Ware seiner Anbaubetriebe standardmässig im Labor untersuchen. Dieses Labor fand in den Fenchelsamen von Blind Rückstände von Pflanzenschutzmitteln.
Mögliche Erklärung: Abdrift
Der Laborbericht wies für Pendimethalin einen Rückstandswert von 0.11 Milligramm pro Kilo aus. Der Grenzwert liegt in Deutschland bei 0.05. Eine mögliche Erklärung für die Belastung mit diesem Unkrautvernichtungsmittel könnte Abdrift von konventionell bewirtschafteten Feldern in der Nähe sein. Die komplette Fenchel-Ernte von Blind musste vernichtet werden, und der Bio-Bäuerin entstand dadurch ein Schaden von 8000 Euro (8667 CHF).
Der Fall von Franziska Blind sei kein Einzelfall, und die Frage danach, wie gross das Problem in Deutschland ist, sei nur schwer zu beantworten. Harald Ebner, Grünen-Bundestagsabgeordneter und Mitglied des deutschen Landwirtschaftsausschusses, sagte gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, das die Summe der Einzelfälle nahe lege, dass es keine Einzelfälle sind.
Ein Teil kommt nicht dort an
Unumstritten sei, das sich Pflanzenschutzmittel in der konventionellen Landwirtschaft in der Umwelt verbreiten und damit auch auf biologisch bewirtschafteten Feldern landen können. «Wird ein Pflanzenschutzmittel auf den Acker gesprüht, ist es kaum zu vermeiden, dass ein Teil des Mittels nicht dort ankommt, wo es wirken soll», schreibt das deutsche Bundesamt für Risikobewertung (BfR) dazu. Durch Wind, Verdunstung oder über Staubpartikel könnten sich die feinen Tröpfchen möglicherweise verbreiten.
Kaum Hoffnung auf Ersatz
Die Bio-Bäuerin Blind hat kaum Hoffnung, dass sie den wirtschaftlichen Schaden ersetzt bekommt, denn es lässt sich kaum nachweisen, von welchem Feld in der näheren und weiteren Umgebung die Rückstände auf ihr Bio-Feld gelangt sind. Blind sieht bei der Spritzmittelproblematik vor allem die Behörden in der Pflicht. «Wir müssen von diesen Mitteln wegkommen, die langfristig noch in der Umwelt zu finden sind», sagt sie gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln schränkten sie in ihrer Arbeit ein, beklagt Blind. Trotzdem wolle die Bio-Bäuerin ihren Fenchel zukünftig auf einem anderen Feld anbauen, in der Hoffnung auf eine dann unbelastete Ernte.
Eine Studie der privaten Umweltorganisation «Umweltinstitut München» untersuchte 2020, wie sich Pflanzenschutzmittel kilometerweit durch die Luft verbreiten können. Dazu wurde an 163 Standorten in ganz Deutschland die Luft untersucht. Passivsammler, Luftfiltermatten aus Passivhäusern, Baumrinde und Bienenbrot aus Bienenstöcken wurden dafür verwendet. Insgesamt fanden sich in den verschiedenen Sammelmedien 124 verschiedene Wirkstoffe. von Pflanzenschutzmitteln sowie 14 Abbauprodukte. Interessant: 30% der nachgewiesenen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe waren in Deutschland zum jeweiligen Messzeitpunkt nicht mehr oder noch nie zugelassen.
Paracelsus vor paar Hundert Jahren wusste das alles eine Frage der Menge ist, in der heute hochstudierten und hochtechnologisierten Welt wissen wir es nicht mehr.
Die Vernichtung bei so einem knappen Wert ist ein Wohlstandsproblem und dumm, wetten dass weitere Proben gepasst hätten.
Zitat Albert Einstein: Alles ist Gift, es kommt auf die Dosierung an!!
betroffen. 2 mal Dünger bis 8meter ins Felld, 1 mal PSM.
Aber da sind Chemiker wohl ein bisschen mehr abgehärtet!? ;-)
Tatsächlich ist das abdriften von synthetischen Mitteln ein Problem welches besser diskutiert werden sollte! Denn zur Zeit trägt nur selten der Ausbringer den Schaden.
Ebenso wurden Rückstände gefunden die seit Jahren verboten sind und sich also immer noch im Boden befinden. Ich finde das sollte einem zu denken geben.
Es geht nicht darum konventionellen Bauern die Schuld zuzuweisen, die sind in der Situation ja auch nur die ausführende Kraft, sondern die Politik und Hersteller in die Pflicht zu nehmen.
Pendimethalin lagert sich über Jahrzehnte an den Ton-Humus-Komplex an und wird bei pH-Veränderungen freigegeben.
Die Grenzwerte sind einfach hirnrissig! Das hat nichts mehr mit Gefährdung zu tun.
Wenn wir soweit gehen, dann muss auch jeder Batch auf Mykotoxine getestet werden. Wenn wir da dann vergleichbare Grenzwerte festlegen... - Gute Nacht Bio!!!