Die Europäische Kommission hat am Freitag beschlossen, die Zulassung der Insektizide Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-Methyl für den europäischen Markt zu beenden.
Nachdem die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ihre schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, insbesondere die Gentoxizität und die Entwicklungsneurotoxizität, bestätigt hatte, hatte die Kommission vorgeschlagen, die Zulassung der Insektizide nicht zu verlängern. Die Mitgliedstaaten hatten diesem Vorschlag im Dezember mehrheitlich zugestimmt.
Schutz hat Priorität
«Der Schutz der Bürger vor gefährlichen Chemikalien ist eine der Prioritäten meines Mandats und des europäischen Grünen Deals. Die Kommission wird nicht zögern, Pestizide zu verbieten, die nachweislich schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Ich fordere die Mitgliedstaaten nunmehr auf, Erzeugnisse, die diese beiden Stoffe enthalten, von ihrem nationalen Markt zu nehmen», sagte die EU-Kommissarin Stella Kyriakides.
Im Rahmen des europäischen Grünen Deals wird die Kommission in der ersten Jahreshälfte 2020 eine Strategie «Vom Hof auf den Teller» vorlegen. Diese hat unter anderem zum Ziel, die Abhängigkeit, Gefahren und Nutzung von chemischen Pestiziden sowie von Düngemitteln und Antibiotika erheblich zu verringern, teilt dei EU-Kommission weiter mit.
Kartoffeln, Gemüse, Beeren und von Trauben
Chlorpyrifos und Clorpyrifos-Methyl wurden ab den 1960er-Jahren in die Schweiz eingeführt. Sie gehören zu den am häufigsten eingesetzten landwirtschaftlichen Pestiziden und werden unter anderem zum Besprühen von Kartoffeln, Gemüse, Beeren und von Trauben verwendet.
Gemäss Greenpeace Schweiz und WWF Schweiz haben Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-methyl eine ähnliche Struktur wie gewisse chemische Kampfstoffe. Sie seien äusserst giftig für Vögel, Säugetiere, Fische, Amphibien, Insekten und auch alle Arten von Bienen und Hummeln. Die Wirkstoffe töteten zudem das Leben im Boden. Der Wirkstoff kann während einer Schwangerschaft zu Hirnschäden beim ungeborenen Kind führen.
Auch in der Schweiz in der Kritik
Auch in der Schweiz stehen die Wirkstoffe Chlorpyrifos und Chlorpyrifos-methyl umstritten. Das Bundesamt für Landwirtschaft widerrief bereits Ende Mai alle zwölf Bewilligungen für Pestizide mit den beiden Wirkstoffen. Damals musste neun dieser Pflanzenschutzmittel unverzüglich vom Markt genommen werden, drei weitere dürfen noch während zwölf Monaten verkauft werden.
Landwirte dürfen zudem vorhandene Lagerbestände noch während zwölf Monaten aufbrauchen. Insgesamt waren vom Rückzug 26 Produkte betroffen. Der Entscheid ist allerdings noch nicht rechtskräftig, acht Hersteller und Händler wehrten sich vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen das Verbot. Drei weitere lehnen das Verbot rundweg ab. Laut einer Mitteilung von Greenpeace Schweiz und WWF Schweiz handelt es sich bei diesen dreien um Dow AgroSciences, Syngenta und Sintrago.