Samstag, 3. Juni 2023
27.07.2020 19:32
Schädlinge

Mit Samuraiwespe gegen Stinkwanze

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Von: lid/mge/blu

Kann die Samuraiwespe die Marmorierte Baumwanze nachhaltig bekämpfen? Die Forschungsanstalt Agroscope geht dieser Frage nun mit einem Freisetzungsversuch nach.

Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde 2004 zum ersten Mal in der Schweiz entdeckt. Seither hat sie sich zu einem bedeutenden Schädling in der Landwirtschaft und zu einem lästigen Plagegeist in Siedlungsgebieten entwickelt, schreibt das Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope in einer Mitteilung.

Nun haben das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und das Bundesamt für Umwelt (Bafu) erstmals einen kontrollierten Freisetzungsversuch mit dem asiatischen Gegenspieler, der Samuraiwespe, bewilligt. Diese Schlupfwespe soll auf einer Birnenparzelle im Kanton Zürich ihre eigenen Eier in die Eigelege der Marmorierten Baumwanze legen und damit dessen Vermehrung eindämmen. Die Resultate des Freisetzungsversuchs sind in einigen Wochen zu erwarten.

Freie Mittel schafften Bewegung

Der Nationalrat Philipp Kutter (CVP/ZH) reichte eine Motion ein, welche Politiker aus allen Fraktionen
mitunterzeichnet haben. Konkret forderte der Vorstoss den deutlichen
Ausbau der Forschung und Beratung im Kampf gegen die Marmorierte
Baumwanze im Speziellen und der invasiven Krankheitserreger im
Generellen. In einer öffentlichen Motion antwortete der Bundesrat, das ihm die Schäden bekannt seien und nun freiwerdende Mittel durch die Neuorganisation der Forschungsanstalt Agroscope, teilweise für die Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden könnten.

Die Marmorierte Baumwanze befällt über 200 verschiedene Wirtspflanzen. Einstiche in Früchte oder Gemüse führen zu Deformationen und bitteren Stellen, sodass sie sich nicht mehr für den Verkauf eignen. Oft ist auch eine weitere Verarbeitung nicht möglich.

Resultate in einigen Wochen

Laut Agroscope, hätten am ersten Versuchstag die Forschenden ca. 270 nicht mehr
lebensfähige Eigelege der Marmorierten Baumwanze auf einer Birnenparzelle
ausgebracht und in unmittelbarer Nähe die Samuraiwespen freigesetzt.
Nach vier Tagen würden die ausgebrachten Eier wieder eingesammelt, ins
Labor gebracht und untersucht, ob sie durch die Wespen parasitiert
wurden.

Barbara Egger, verantwortliche wissenschaftliche Mitarbeiterin
bei Agroscope, freut sich über diesen ersten Freilandversuch: «Der
Versuch ist sehr wichtig, um abschätzen zu können, ob die Samuraiwespe
auch unter Schweizer Bedingungen die Marmorierte Baumwanze natürlich
bekämpft. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse.» Die Resultate des
Freisetzungsversuchs sind in einigen Wochen zu erwarten.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Der Freisetzungsversuch ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit
zwischen mehreren Forschungsgruppen von Agroscope und unterschiedlichen
Akteuren der Landwirtschaft: Tim Haye vom Forschungszentrum Commonwealth
Agricultural Bureaux International CABI begleitet den Versuch mit
seiner Expertise im Bereich der biologischen Kontrolle von
Schadinsekten. Die Samuraiwespen werden von Andermatt Biocontrol
geliefert.

Landwirt Daniel Wegmann stellt die Birnenparzelle seines
Betriebes für den Versuch zur Verfügung. Und auch der Schweizer
Obstverband (SOV) und David Szalatnay (Fachstelle Obst, Strickhof) haben
mitgeholfen den Freisetzungsversuch zu ermöglichen.

Die marmorierte Baumwanze ist für den Obst- sowie den Gemüsebau gefährlich. Im Obstbau befällt sie Pfirsiche, Nektarinen und Birnen. Die Wanzen saugen an den Früchten, die mehr oder weniger starke Deformationen ausprägen. Obwohl Einstiche kurz vor der Ernte nicht mehr zu wahrnehmbaren Dellen an den Früchten führen, sind sie ein grosses Problem, weil sie als Eintrittspforte für Krankheitserreger dienen und die Früchte in der Folge am Lager zu faulen beginnen.

Schäden in einem Jahr verdoppelt

Die Schäden durch die Wanze werden immer grösser. Sie haben sich 2019 im Vergleich zu 2018 verdoppelt. Die Marmorierte Baumwanze hat laut dem Schweizer Obstverband (SOV) im letzten Jahr Schäden von mehr als drei Millionen Franken verursacht. Bereits gibt es Ernteausfälle von bis zu 20 Prozent. «Das Ausmass der Schäden erfordert schnelle Lösungen, um die einheimische Obstproduktion zu unterstützen. Besonders betroffen sind die Birnenkulturen angrenzend zu Häusern, Scheunen oder zu Siedlungsgebieten», teilte der Obstverband im vergangenen Herbst mit.

Der Verband spricht von einem nationalen Problem. Dies wird bestätigt. «Die Wanze hat sich in den vergangenen Jahren über die ganze Schweiz ausgebreitet», sagte Markus Hunkeler, zuständig für Spezialkulturen und Pflanzenschutz in den Kantonen Luzern und Zug. Betroffen seien vor allem Anlagen angrenzend an urbane Gebiete. Besonders betroffen sind die Birnenkulturen angrenzend zu Häusern, Scheunen oder zu Siedlungsgebieten.

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