Die Kirschessigfliege sei ein verheerender Schädling im Beeren-, Steinobst- und Weinbau, so Agroscope weiter. Die Weibchen legen als einzige Fruchtfliegen-Art die Eier in unbeschädigte, reifende Früchte, die danach nicht mehr verkauft werden können.
Die aus Ostasien stammende Fliege wurde in der Schweiz 2011 erstmals nachgewiesen. Sie legen ihre Eier in reifende Früchte, die danach nicht mehr verkauft werden können. Sie habe bisher keine effizienten natürlichen Feinde in der Schweiz.
800 bis 1000 Schlupfwespen
Die Weibchen der Kirschessigfliege legen als einzige Fruchtfliegen-Art die Eier in unbeschädigte, reifende Früchte, die danach nicht mehr verkauft werden können.
Carole Parodi, Agroscope
Die Freisetzungsversuche mit 800 bis 1000 Schlupfwespen sollen laut dem Kompetenzzentrum klären, ob sich diese Schlupfwespe in der Schweiz ansiedeln kann, um die Population der Kirschessigfliege zu regulieren und Produktionsverluste zu verringern. In ihrem Herkunftsgebiet sind Asiatische Schlupfwespen ein natürlicher Gegenspieler der Kirschessigfliegen. Sie parasitieren deren Larven. Diese sterben in der Folge ab.
Es sei der erste gebietsfremde Nützling, der in der Schweiz für die biologische Schädlingsbekämpfung freigesetzt werde, hiess es von Agroscope. Gleiches wurde in den letzten drei Jahren bereits in Italien und den USA und diese Woche in Frankreich gemacht. Erste Resultate aus diesen Ländern würden optimistisch stimmen.
Vor allem in Hochstammanlagen
Das Ziel ist, die Populationsgrössen der Kirschessigfliege natürlich zu verkleinern und so die Schäden an der landwirtschaftlichen Produktion ohne zusätzlichen Pflanzenschutzmitteleinsatz zu verringern. Hilfreich sei das vor allem in Hochstammanlagen, die schwierig zu schützen seien, so die Forschenden.
Mittel- bis langfristig soll ein natürliches Gleichgewicht gegen die Kirschessigfliege erreicht werden, damit sie sich nicht weiterhin ungehindert vermehren kann.
Risiko minimal
Die Forschenden stiessen mit der Schlupfwese (Ganaspis brasiliensis) auf einen natürlichen Gegenspieler der Kirschessigfliege. Seither wird diese parasitische Schlupfwespe in der Schweiz unter kontrollierten Laborbedingungen erforscht. Bis der der Freisetzungsversuch starten konnte, musste viel geforscht werden. «Vor allem das Risiko von negativen Auswirkungen auf einheimische Arten gilt es zu analysieren. Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass Ganaspis brasiliensis auf die Kirschessigfliege spezialisiert ist. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sie Larven von heimischen Fruchtfliegen parasitiert», sagt Lukas Seehausen, Wissenschaftler beim CABI in Delémont und Spezialist für invasive Arten und biologische Kontrolle. Das Bundesamt für Umwelt hat den von Agroscope eingereichten Antrag für einen Freisetzungsversuch geprüft und bewilligt.
Bekämpfung läuft seit Jahren
Von 2015 bis 2020 leitete Agroscope in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und weiteren Partnern aus Forschung, Beratung, Praxis und Vollzug die «Task Force Kirschessigfliege». Ihr Ziel war es, für die Landwirtinnen und Landwirte nachhaltige Strategien zu entwickeln, um Beeren, Früchte und Reben vor dem Schädling zu schützen.
Dominique Mazzi, Wissenschaftlerin bei Agroscope und ehemalige Leiterin der Task Force, erklärt: «Die Kirschessigfliege befällt auch wildwachsende Früchte ausserhalb der landwirtschaftlichen Produktion. Deshalb braucht es grossflächige und langfristige Massnahmen, die auch dort die ungehinderte Vermehrung des Eindringlings eindämmen». Die klassische biologische Kontrolle, bei der nach natürlichen Gegenspielern im Herkunftsgebiet des invasiven Schädlings gesucht wird, die dann als Nützlinge eingeführt werden, könne ein Teil dieser Lösung sein.