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Hülsenfrüchte: die Lösung für viele Probleme?

Ein Professor für Kulturpflanzenwissenschaften der ETH Zürich ist überzeugt, dass ein vermehrter Anbau von Hülsenfrüchten grosse Vorteile mit sich bringen würde. Die Schweizer Landwirtschaft könne dadurch nachhaltiger und vor allem auch unabhängiger vom Ausland werden.

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Achim Walter ist ein begeisterter Verfechter von Hülsenfürchten und überzeugt, dass deren Anbau mit vielen Vorteilen verbunden ist, lässt sich seinem Blog entnehmen.  Walter ist Professor für Kulturpflanzenwissenschaften am Institut für Agrarwissenschaften der ETH Zürich.

Landwirtschaft und Gesellschaft sähen sich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Walter erwähnt dabei etwa den geringen Selbstversorgungsgrad, die hohen Treibhausgasemissionen in der Nutztierhaltung oder den Stickstoffüberschuss. Für alle diese Probleme gäbe es eine einfache Lösung: Hülsenfrüchte.

Was ist vom «Plan Wahlen» geblieben?

Wer sich für Schweizer Geschichte interessiert, wird irgendwann einmal auf den Namen Friedrich Traugott Wahlen stossen. Wahlen war Bundesrat von 1958 bis 1965. Bekannt wurde er aber für sein Ziel, die Selbstversorgung der Schweiz mit Grundnahrungsmittel zu sichern.

Dass es dafür zuerst einen Zweiten Weltkrieg brauchte, um diesen Selbstversorgungsgrad mit dem «Plan Wahlen» von 52% (1939) auf 72% (1945) zu erhöhen, ist bedauerlich. Bedauerlich ist auch, dass wir heute wieder bei einem Selbstversorgungsgrad von rund 50% angelangt sind.

Das Hauptziel für Wahlen bestand auch darin, mehr Menschen pro Hektar Anbaufläche zu ernähren. Dafür wurden vermehrt Kartoffeln und Gemüse wie etwa Bohnen anstelle von Futtermitteln für Tiere angepflanzt. Und dies soll auch in Zukunft wieder so sein, wenn es nach Achim Walter geht.

Pflanzenbau hauptsächlich für Tiere

Denn im Jahr 2020 wurden etwa 60 Prozent der Ackerfläche der Schweiz für den Anbau von Tierfutter genutzt, heisst es im Blog weiter. Hülsenfrüchte wie Erbsen oder Soja-​ und Ackerbohnen bedeckten nur 2,3 Prozent der Ackerflächen.

Doch genau diese Hülsenfrüchte erfüllen jenes «Wahlen-Kriterium», nämlich mehr Menschen pro Hektar ernähren zu können. Ausserdem seien Leguminosen gesünder als tierische Produkte, führt Walter weiter aus. Sie bräuchten weniger Wasser und weniger Platz als die Viehzucht und würden auch kein Methan produzieren.

Ein weiteres Problem erkennt Walter aber auch im zu hohen Fleischkonsum der Schweizer Bevölkerung. Zu Wahlens Zeiten betrug dieser 30 Kilo pro Person und Jahr. Heute sind es rund 50 Kilo. Ein geringerer Fleischkonsum würde automatisch die Tierbestände sinken lassen. Dadurch könne auf Futtermittelimporte verzichtet werden und durch den vermehrten Fokus auf den Anbau menschlicher Nahrung würde auch der Selbstversorgungsgrad wieder steigen.

Fleischproduktion bleibt lukrativer

Zudem seien Hülsenfrüchte gut für den Boden. Sie würden Stickstoff aus der Luft binden und an den Boden abgeben, was sich positiv auf die Fruchtfolge auswirken würde. Der Bedarf an Stickstoffdüngung würde sich reduzieren. Ausserdem liessen sich 85 Prozent der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen auf die Nutztierhaltung zurückzuführen, heisst es im Blog weiter. Dies mache rund 14 Prozent der Gesamtemissionen des Landes aus. 

Eine geringere Nutztierhaltung und ein vermehrter Anbau von Leguminosen biete klare Vorteile, lautet ein Fazit des Professors für Kulturpflanzenwissenschaften. Wieso dieser Wandel nicht längst schon stattgefunden hat, erkenne er auch darin, dass es erst seit Januar 2023 Direktzahlungen für Leguminosen gibt , die für den menschlichen Bedarf angebaut werden. Trotzdem bleibe es immer noch lukrativer, Fleisch zu produzieren. Zurzeit lohne es sich einfach nicht, in grossem Massstab Leguminosen anzubauen, heisst es im Blog. 

 

Rahmenbedingungen müssen ändern

Walter nennt einige Rahmenbedingungen, die sich ändern müssten, um diesen Wandel voranzutreiben:

  • Änderung der Direktzahlungs-​ und Preispolitik
  • Änderung des Ernährungsverhaltens hin zu mehr pflanzlichen Proteinprodukten aus der Schweiz
  • Sicherheit und langfristige Absatzkanäle, um das wirtschaftliche Risiko eines Systemwechsels mitzutragen
  • Aufbau von Produktionsanlagen und Verarbeitungsketten für pflanzliche Proteine
  • Züchtung von robusteren Pflanzen mit Resistenzen gegen Klima und Schädlinge

Die Frage, die Achim Walter auf seinem Blog begleitet ist die: Wie können wir Betriebe unterstützen, damit sie freiwillig auf den Anbau von Leguminosen umstellen?

Vielleicht sollte diese Frage durch eine weitere ergänzt werden: Wie können wir die Bevölkerung unterstützen, damit sie freiwillig weniger Fleisch und mehr Leguminosen isst ?

-> Hier können sie die von Achim Walter begleitete Studie nachlesen mit dem etwas langen und übersetzten Titel: «Durch die Umstellung vom Futter- auf den Körnerleguminosen-Anbau kann die Schweizer Landwirtschaft nachhaltiger und autarker werden»

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