Wer im Sommer den Hofladen der Familie Schwaller im solothurnischen Biberist betritt, fühlt sich in mediterranen Gefilden. Ganze Gestelle sind voller Nektarinen und Pfirsiche in reicher Sorten- und Artenvielfalt, vor allem auch der flache Saturn-Pfirsich. «Ganz anders als der Detailhandel haben wir ein viel breiteres Sortiment. Dieser kennt nur zwei, drei Sorten», verweist Urs Schwaller auf die Einzigartigkeit seines Angebotes.
Die Sortenvielfalt verhilft auch zu einem breiten Erntefenster, Schwallers können von Juli bis September Pfirsiche und Nektarinen anbieten. «Die Kundinnen und Kunden staunen jeweils, wenn wir im September noch frische Schweizer Pfirsiche und Nektarinen im Angebot haben», so Schwaller.
Bäume aus Italien
Schon lange seien auf dem Hof Pfirsichbäume gewachsen, allerdings nicht professionell produziert worden. Vor rund 15 Jahren nahm Urs Schwaller an der Breitenhoftagung – einer Fachtagung für Obst teil. Dort habe ein Referent erklärt, dass man den Pfirsichanbau in der Schweiz vergessen soll. Da dachte sich Schwaller: «Wenn der abrät, muss ich damit anfangen.»
Eine Herausforderung war die Beschaffung der Bäume, da sie in dieser Menge in der Schweiz nicht vorrätig waren. Schliesslich fand sich eine Lösung in Italien und bald stand die Vermarktung der Pfirsiche und Nektarinen an. «Dank guter Publicity lief die Vermarktung von Beginn an gut», so Urs Schwaller.
Zentrale Lage vorteilhaft
Er setzt seine Ernte per Direktvermarktung ab, kann allerdings überschüssige Mengen auch an den Grosshändler Petracca aus Pieterlen liefern. So findet die Pfirsich- und Nektarinen-Ernte stets einen Abnehmer.
Zugute kommen dem Hof und dem Hofladen in der Direktvermarktung die zentrale Lage inmitten von Biberister Wohngebieten. Auch beim Besuch im Laden am Montagmorgen herrscht reger Betrieb, viele Stammkundinnen und -kunden kommen zum Einkauf.
Ein Pfirsich im Wein
Der Hofladen ist bedient. «Anders funktioniert das nicht», sagt Urs Schwaller. Sonst komme zu vieles weg. Aber er sieht im bedienten Laden einen weiteren grossen Vorteil. «Ich kann die Kundinnen und Kunden beraten, auch gleich noch Rezepte und die neuen Sorten erklären», so Schwaller.
An diesem Morgen zeigt er einer Mutter mit Kindern die neue, gelbe Pfirsichsorte «Percocche» im Angebot. Sie kommt zwar noch aus Italien, Schwaller will sie aber künftig selbst produzieren. Die Sorte sieht zwar unbekannt aus, aber jede und jeder dürfte sie kennen: Es ist jene Sorte, die normalerweise zu Dosenpfirsich verarbeitet wird.
Kürzlich seien Italiener in seinem Laden gewesen und hätten ihm erzählt, dass sie diese Pfirsich-Sorte in Schnitzen in Wein legen würden. Dann wird der Wein getrunken und danach die besonders saugfähige Pfirsichsorte gegessen.
Von Juli bis September kann die Familie Schwaller aus Biberist Nektarinen und Pfirsiche aus eigenem Anbau verkaufen. Möglich macht dies die Sortenvielfalt auf dem Hof.
Jonas Ingold
Pilz und Fliegen sind Problem
Wie der Anbau dieser Sorte gelingen wird, zeigen die nächsten Jahre. Nicht bei allen Sorten läuft es gleich gut. «Die flachen Nektarinen sind zum Beispiel sehr heikel», erzählt Urs Schwaller. Die von einem Pilz verursachte Kräuselkrankheit macht den Bäumen zu schaffen.
Eine grundsätzliche Herausforderung für Schwallers Kulturen ist die Kirschessigfliege, die vor einigen Jahren in der Schweiz aufgetaucht ist und sich weit verbreitet hat. Schwaller musste deshalb seine Obstanlagen komplett einnetzen, ansonsten wäre an eine gute Ernte nicht mehr zu denken.
Auch viele Rückschläge
Pfirsiche und Nektarinen sind nicht die einzige Hof-Spezialität. Auch Marroni baut Schwaller an. Er hat dafür aus China eine Schälmaschine importiert. Die geschälten Marroni liefert er an den Vermicelles-Spezialisten Brand in Niederönz. Von dort kommen sie zurück in seinen Hofladen, wo Schwallers das Schweizer Vermicelles anbieten. Sehr gefragt bei den Kundinnen und Kunden sind auch die Kiwis.
Aber nicht bei allen Kulturen läuft es so gut. Die Versuche mit dem Mandelanbau verliefen eher harzig, die Aprikosen produzieren Schwallers wegen Pflanzenkrankheiten nur noch als Hobby. Und bei dem Kaki verliefen die ersten Versuche mit einer weichen Fruchtsorte nicht wie erhofft, so dass Urs Schwaller jetzt auf eine härtere Sorte setzt. Mit den Maulbeeren steht eine nächste Kultur schon in der Pipeline.
Und woher kommt dieser Pioniergeist und der Mut zu immer neuen Sorten? «Du musst immer etwas ausprobieren. Wenn du stehen bleibst, stirbt der Betrieb», stellt Schwaller klar.
Betriebsspiegel Schwaller-Hof:
- 21 Hektar
- Obstanlage 1.75 ha mit Äpfeln, Birnen, Zwetschgen, Kiwi, Nektarinen, Pfirsich, Nashi
- Erdbeeren 1 ha
- Kartoffeln
- Weizen, Gerste, Lupinen, Mais
- Gemüse, div. Speise- und Zierkürbisse
- Legehennen, Kaninchen
- Direktvermarktung
Andre Bohren
Mit solchen Pionieren wie Herr Schwaller geht's voran in die Zukunft!
Ich wünsche im viel Erfolg!
Es braucht Geduld,aber zB Petflaschen mit kleinen Löcher und Wasser,Essig Sprutz Abwasch Mittel gefüllt bringt guten Erfolg,dass immer weniger Fruchtfliegen herumschwirren.