Saftige Grünflächen, so weit das Auge reicht: Rollrasen ist immer mehr gefragt. Mit wenigen Schritten zum Gartentraum, das verspricht die Rollrasenfarm der Familie Zahnd in Wünnewil.
Auf einem kleinen Hügel, mitten in der idyllischen Landschaft des Kanton Fribourgs, thront der Hof von Familie Zahnd. Schon von weitem erkennt man die verschiedenen Grünflächen, die ein bisschen eigenartig wirken, als hätte sie jemand "angeschnitten". Seit 2006 hat der Betrieb Zahnd, der etwa 11 Hektaren bewirtschaftet, die Produktion von Rollrasen aufgenommen und seine "Rollrasenfarm" erweitert.
Sportliche Karriere in England
Ein Kollege hatte Roland Zahnd auf diesen Markt aufmerksam gemacht. So betreibt die Familie heute neben dem Ackerbau und der Schweinezucht erfolgreich den Anbau von Rasen, der später in ganzen Bahnen verkauft wird. Mittlerweile hat sich die Rasenproduktion sogar zum Haupterwerb des Betriebs entwickelt. Die Nachfrage in der Schweiz steigt. Mit immer mehr Haushalten wächst auch der Wunsch nach einem schönen, gepflegten Garten. "Schönes Wohnen hat einen wichtigen Stellenwert in unserer Gesellschaft", meint Roland Zahnd. Und dazu gehöre ein prächtiger Garten.
Wo genau der Rollrasen ursprünglich herkommt, ist nicht bekannt. Berühmtheit erlangte er jedoch vor allem in der Welt des Sports. Ungefähr seit dem 17. Jahrhundert wurde Rollrasen in England auf Sportplätzen verlegt. Fussball und Tennis wären ohne ihn heute kaum denkbar Nicht umsonst ist "Englischer Rasen" ein bekannter Begriff. Er ist berühmt für sein ordentliches und exaktes Erscheinungsbild, kräftig grün und peinlich genau gestutzt. Und genau das ist heutzutage auch in den hauseigenen Gärten zunehmend gefragt.
Gras benötigt 12 Monate
Zwar gestaltet sich das Verlegen des Rasens für den Kunden im eigenen Garten nach dem Kauf einfach und schnell. Hinter einer solchen Rolle Rasen steckt jedoch eine Menge Arbeit. Die Parzellen werden mit Humus bedeckt. Sie sollten möglichst eben und monoton sein, so kann das Gras später schön regelmässig gedeihen.
Nachdem die Fläche gepflügt und planiert wurde, streut Zahnd Substrate, etwa 100 Kubikmeter pro Hektare. "Dieser Vorgang lockert den Boden auf und bereitet ihn für den Rasen vor", erklärt Roland Zahnd. Normalerweise braucht das Gras 12 Monate, bis es schnittbereit ist. Mit dem Substrat lässt sich diese Zeit aber gut auf etwa neun Monate verkürzen.
Im Spätsommer, etwa Ende August, werden rund 250 bis 300 Kilo Samen pro Hektare möglichst breit auf dem Feld verteilt. Die genaue Mischung ist je nach Standort unterschiedlich zusammengesetzt, die vegetative Umgebung muss dabei berücksichtigt werden. Jetzt muss die Parzelle gepflegt werden, damit später das kräftige Grün wächst. Dazu düngt Zahnd mehrere Male und spritzt auch Herbizide. "Natürlich sparsam, aber der Druck ist sicherlich nicht ganz so hoch wie beispielsweise bei einem Biobetrieb", sagt er. Zusätzlich wird der Boden etwa zwei bis dreimal pro Saison bewässert.
Sorgfalt trotz Zeitdruck
Im Frühling, meistens März, ist es dann endlich soweit. Der Rasen kann "geschält" werden. Dabei werden etwa 35 Millimeter tiefe Stücke vom Boden geschnitten. Das lässt eine enorm Bodenabnutzung vermuten, doch Zahnd versichert, dass diese nicht grösser als beispielsweise beim normalen Gemüseanbau sei. Die Fruchtfolge bei Zahnds Felderwirtschaft fällt unterschiedlich aus. Mal pflanzt er Mais an, mal Gemüse. Besonders Weizen hat sich bewährt; er eignet sich optimal um den Boden für die nächste Grasanpflanzung vorzubereiten.
Die zwei Meter mal 40 Zentimeter grossen Rasenbahnen müssen nach der "Ernte" innerhalb von höchstens 24 Stunden verkauft und wieder angepflanzt werden. "In dieser Branche herrscht steter Zeitdruck. Der Rasen darf nicht austrocknen", meint Zahnd. Die Grasmatten, die an zusammengerollte Teppiche erinnern, müssen schnell transportiert werden.
"Schweizer Bauern müssen mehr Mut zeigen"
Die Rollrasenfarm verkauft hauptsächlich an Privatkunden, teilweise durch die Landi vermittelt. Das Geschäft läuft gut. Trotzdem plant Roland Zahnd nicht, seinen Betrieb besonders zu vergrössern. Vielmehr möchte er den persönlichen Kontakt zum Kunden bewahren und seine Erfahrung direkt vor Ort teilen. "Wenn ich den Käufer persönlich beraten kann, verhindert das Probleme, die sonst im Nachhinein entstehen könnten", erklärt Roland Zahnd.
Seiner Meinung nach geht das Persönliche bei einem Grossbetrieb durch zahlreiche Mitarbeiter und einzeln verteilte Arbeitsschritte verloren. Die Rollrasenfarm setzt also auf den direkten Kundenkontakt und sieht darin auch das Geheimnis eines erfolgreichen Kleinunternehmens.
Rund drei Hektar eigens angebaute Rasenfläche verkauft Zahnd pro Saison. Um den Vertrieb jedoch das ganze Jahr über konstant halten zu können, importiert Zahnd zusätzlich 3'000 bis 4'000 Quadratmeter Rollrasen aus Deutschland oder Holland. Dort hat sich der Rollrasenbetrieb bereits seit längerem etabliert. In der Schweiz ist er noch ein Nischenprodukt. Doch genau das macht sich die Rollrasenfarm zu Gute. "Den Schweizer Bauern fehlt der Mut zur Innovation. Als Kleinbetrieb müssen wir solche Nischen ausprobieren", meint Zahnd.