Zwar können 100 Gramm getrocknete Ginseng-Wurzel für 80 Franken verkauft werden. Reich wird man damit aber nicht.
Seit 1995 bauen Walter und Ursula Schindler aus Oberrinderbach bei Affoltern BE Ginseng an. Ginseng? Die krautige, 30 bis 60 cm hohe Pflanze ist eine Efeuart und kommt hauptsächlich in Korea, China und Sibirien vor. Die rübenartige Wurzel wird als Heilpflanze verwendet. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sie als Aufbaupräparat gegen Müdigkeit und Stress wirkt, die Abwehrstoffe und die Konzentration stärkt.
Nach Standbein gesucht
«Wir haben damals nach Möglichkeiten gesucht, auf unserem hügeligen Betrieb nebst der Milchwirtschaft ein weiteres Standbein aufzubauen, das keine Mechanisierung erfordert», erzählt Ursula Schindler. Dann sei ihr Onkel, der in den USA lebt, zu Besuch gekommen und habe ihnen vom Ginseng erzählt. Damit könne man rasch viel Geld verdienen, habe er gesagt.
Darauf reiste die Schwester von Ursula Schindler in die Staaten und brachte Ginseng-Samen heim. «Die Saat ist sehr heikel und gelingt nur im richtigen Boden und nur, wenn die Samen zuvor ein Jahr lang im Boden vergraben wurden», erklärt Ursula Schindler. «Nach vier Jahren kann man dann die Wurzeln ernten.» Dann hätten sie den nötigen Wirkstoffgehalt.
100 g für 80 Franken
Von den 12a Ginseng, die Schindlers anbauen, sind also jährlich 3a erntereif. Darauf können rund 25kg Wurzeln (Frischsubstanz) geerntet werden. Diese werden getrocknet und als Tee oder Likör ab Hof verkauft. «100g getrocknete Wurzeln kosten 80 Franken», sagt Schindler. «Für eine Kur genügt aber 1 g pro Tag in Form von Tee oder einfach so als Wurzelstückchen.»
Sie hätten relativ rasch gemerkt, dass mit dem Ginseng-Anbau nicht das grosse Geld zu verdienen sei, meint die Bäuerin. Der Aufwand für das Jäten von Hand sei enorm. Auch müssten die Pflanzen mit einem Schattendach vor der Sonne geschützt werden, sonst würden sie verdorren. Der Schutz gegen Schnecken, Mäuse und Pilzkrankheiten sei ebenfalls wichtig. Im Frühling 2013 hätten die Samen nicht gekeimt. «In drei Jahren werden wir also keine Ernte haben.»
«Es braucht Herzblut»
Trotzdem geben Schindlers den Ginseng-Anbau nicht auf. «Es hat uns gepackt», erklärt Ursula Schindler. Als Voraussetzungen für den Ginseng-Anbau nennt sie: «Herzblut, Geduld und Faszination.»