Der Asiatische Laubholzbockkäfer wird die Stadt Winterthur noch jahrelang auf Trab halten. Erst wenn vier Jahre lang kein Käfer, keine Eiablage oder Larve gefunden worden sind, kann für das Gebiet in Oberwinterthur Entwarnung gegeben werden. Die Überwachung kostet jährlich knapp eine Million Franken.
Vor knapp einem Jahr - am 19. Juli 2012 - war auf einer Baustelle in Oberwinterthur ein erster Laubholzbockkäfer gefunden. Was folgte, war ein regelrechter Feuerwehreinsatz der Stadtgärtnerei, wie Christian Wieland, Leiter Stadtgärtnerei Winterthur, am Freitag vor den Medien in Winterthur sagte.
144 Käfer und 98 befallenen Bäume
Seither wurden 144 weitere Käfer gefunden, 98 befallene Bäume sowie 180 weitere Bäume und Gehölze präventiv gefällt. Nun hat der Winterthurer Stadtrat eine Strategie und entsprechende Massnahmen zur Bekämpfung des Laubholzbockkäfers - kurz ALB -verabschiedet.
Um das Gebiet des Fundes - der sogenannten Fokuszone - wird zweimal jährlich jeder Baum geprüft. In einem grösseren Gebiet erfolgt einmal jährlich eine Prüfung der städtischen Bäume. Baumkletterer und eigens geschulte Hunde führen die Überwachungen durch.
Im April und Mai waren in Winterthur letztmals fünf Larven gefunden worden. Der ALB hat eine Lebensdauer von zwei Jahren. Die Massnahmen zur Bekämpfung können deshalb frühestens eingestellt werden, wenn während der Überwachung von zwei Käfergenerationen keine neuen Eiablagen, Larven oder Käfern mehr gefunden werden. Nach jedem Fund fängt die vierjährige Sicherheitsfrist neu an.
Kaum Feinde in Europa
Der ALB gilt als besonders gefährlicher Schädling und hat in Europa kaum Feinde. Gefährdet sind vor allem Laubbäume, insbesondere Ahorn, Pappel, Weide, Rosskastanie, Birke, Platane und Buche. Eingeschleppt wird er häufig mit Holz aus Asien - oft Verpackungsholz. Seit Juli 2012 werden deshalb Steinimporte in die Schweiz strenger kontrolliert. Sie werden jeweils auf Holzpaletten geliefert.
Der ALB war auch Ende Mai Thema zwischen China und der Schweiz: Bundesrätin Doris Leuthard unterzeichnete in Peking ein Abkommen zum Wissensaustausch beim Waldschutz. Der Bund verspricht sich davon, dass der ALB bereits am Ursprungsort bekämpft werden kann.
Bekämpfung kostete fast eine Million
In der Schweiz wurden seit 2011 aus sieben Kantonen ALB-Fälle gemeldet. Betroffen sind die Kantone Freiburg, Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Thurgau, Zürich, Luzern und Bern. In Thurgau und Bern wurden vier respektive zwei tote Käfer in der Nähe von Holzverpackungen gefunden.
In Winterthur ist der bisher schweizweit grösste Befall. Die Bekämpfung des ALB kostet die Stadt Winterthur jährlich 950'000 Franken. Winterthur hat beim Kanton ein Unterstützungsgesuch zur Übernahme von zwei Dritteln der Kosten gestellt.