Viele Buchen, die ihr Laub in einem Trockensommer bereits früh abwerfen, erholen sich nicht mehr: Auf trockenen Böden sterben innerhalb dreier Jahre bis zu zehn Prozent ab, wie aktuelle Studien zeigen.
Buchen, deren Laub sich frühzeitig verfärben, neigen in den Folgejahren zum Absterben, fasst die eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) die Resultate in einer Mitteilung vom Montag zusammen.
1000 Buchen wiederholt beobachtet
Die WSL lancierte im Trockensommer 2018, als sich vielerorts Buchen bereits im Juli verfärbten, ein ad-hoc-Forschungsprogramm. In dessen Rahmen wurden unter anderem 1000 Buchen mit frühzeitigem Laubfall wiederholt beobachtet, die in den Regionen Baselland, Schaffhausen und Knonauer Amt/Bremgarten in den Kantonen Zürich und Aargau standen.
Das Forschungsteam schätzte bis 2021 jährlich den Anteil toter Äste und den Blattverlust in den Baumkronen bei rund 830 Buchen mit frühem Laubfall im Sommer 2018 und 139 Buchen mit normalem Laubfall im Herbst. Zudem zählte es Schädlinge und Krankheitsanzeichen und bestimmte weitere Standortfaktoren wie Bodenbeschaffenheit und langjährige Wasserdefizite in den Sommermonaten.
Setzt schwächeren Bäumen zu
«Es zeigte sich, dass Baumschäden und ein trockenes Klima zusammenhängen», erklärt Projektkoordinatorin Esther Frei. «Bäume an niederschlagsarmen Standorten und auf Böden, die wenig Wasser speichern können, waren stärker betroffen», sagt sie weiter. Von den Buchen mit vorzeitigem Laubfall starben in der Region Schaffhausen 10 Prozent innerhalb von drei Jahren vollständig ab, in der Region Baselland waren es 7 Prozent und in der Region Knonaueramt/Bremgarten 4 Prozent. Dies sei «ein Vielfaches der natürlichen Sterblichkeit», so die Forscher- Ein weiteres Fünftel der 1000 überwachten Buchen wurde aus Sicherheitsgründen vorzeitig gefällt.
Ulrich Wasem, WSL
Von den 139 Bäumen mit normaler Herbstverfärbung sind gemäss Untersuchung zwei abgestorben, was die WSL als etwa der normalen Abgangsrate entsprechend bezeichnet. Dass die Trockenheit schwache Bäume auf trockenen Standorten stärker schädigte, bestätigen auch Jahrringdaten, die Stefan Klesse von der Forschungsgruppe Dendrowissenschaften auswertete. Die Holzbohrkerne waren 2020 bei Buchen mit geschädigten Kronen in der Ajoie im Kanton Jura entnommen worden. Die Jahrringe zeigten, dass Bäume mit starken Kronenschäden schon in Vorjahren weniger gut gewachsen waren. Die Dürre setze also vor allem schwächeren Individuen zu, schreiben die Forscher.
Auf trockenen Böden wirds schwierig
Die Bäume mit frühzeitigem Laubfall erholten sich besonders auf trockenen Standorten in den Folgejahren nicht, die ebenfalls recht regenarm waren. Im Gegenteil, der Anteil toter Äste stieg mit jedem Jahr. «Das Abwerfen des Laubes ist dort somit nicht als Schutzmechanismus des Baumes zu deuten, um die Trockenzeit besser zu überstehen, sondern als ein Schwächezeichen», erklärt Frei. Auf hingegen feuchteren Böden wie im Knonauer Amt haben viele der Buchen mit frühzeitigem Laubfall erholt.
Auf flachgründigen Böden an Südhängen im Norden der Schweiz und im Südtessin waren die Bäume dieses Jahr am stärksten betroffen. «Auf solchen trockenheitsanfälligen Standorten wird es die Buche in Zukunft schwer haben», warnt Esther Frei. Forstleute werden dort früher oder später auf die Buche verzichten müssen.