Das langfristige Potenzial des Waldes zur Kohlenstoffspeicherung ist bislang womöglich überschätzt worden. Das legt eine Studie der Schwedischen Landwirtschaftlichen Universität (SLU) nahe, die in der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht wurde.
Bei Messungen und Modellen zur Kohlenstoffbilanz von Wäldern seien abgestorbene, CO2 emittierende Zweige nicht ausreichend berücksichtigt worden, heisst es in der Studie. Dadurch werde das Kohlenstoffspeicherpotenzial um bis zu 17% überschätzt, was wiederum die globalen Kohlenstoffbilanzen verzerre.
Baumstamm bis zum Kronenansatz
Im Rahmen der Studie analysierte das Forscherteam Daten aus gross angelegten Waldforschungsversuchen aus unterschiedlichen Teilen der Welt. «Unsere Studie zeigt, dass uns ein Sechstel der Kohlenstoffdynamik von Wäldern entgehen kann, wenn wir bei der Zählung keine abgestorbenen Äste einbeziehen», erklärt Erstautor Hyungwoo Lim.
Die Forschenden empfehlen daher, in den nationalen Waldinventuren weitere Variablen zu messen, etwa die Höhe eines Baumstamms bis zum Kronenansatz. Dies würde zu besseren Schätzungen des Beitrags von toten Ästen im Kohlenstoffkreislauf führen.
Modellsimulationen anpassen
Bisher habe der Umsatz der Äste in der Forschung wenig Beachtung gefunden. Wohl auch, weil es sich dabei um Prozesse handelt, die schwer zu messen sind und es damit schwierig sei, sie in Modellen genau zu erfassen, begründet der Studienmitautor Ram Oren. Dennoch müssten die Modellsimulationen im Lichte der neuen Erkenntnisse angepasst werden, lautet das Fazit.