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Pflanzenschutzmittel-Cocktails: Schädlich für Bienen?

Laut einer Studie des Biozentrums der JMU Würzburg (D) können Kombinationen von Pflanzenschutzmittelrückständen unter bestimmten Bedingungen schädlich für die Entwicklung von Honigbienen sein. Untersucht wurden ein Neonicotinoid und zwei Fungizide. Da die Ergebnisse in Teilen kontraintuitiv sind, sehen die Wissenschaftler weiteren Forschungsbedarf.

AgE |

Mixturen verschiedener Pflanzenschutzmittel können der Entwicklung von Honigbienen schaden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Biozentrums der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg (D). Demnach sind kombinierte Rückstände von Wirkstoffen für Bienenlarven unter bestimmten Umständen gefährlich.

Die Wissenschaftler untersuchten den «Cocktail-Effekt» eines Insektizids sowie zweier Fungizide. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Environmental Pollution veröffentlicht.

Mit Giften gefüttert

Für Ihren Versuch fütterten die Forscher Honigbienen mit dem gegen Rapsglanzkäfer verwendeten Insektizid Acetamiprid, das letzte noch in der EU zugelassene Neonikotinoid. Eine weitere Testgruppe Bienen erhielt eine Mischung der Fungizide Boscalid und Dimoxystrobin, eine Dritte dagegen einen Cocktail aus allen drei Mitteln.

Zudem wurden die Wirkstoffe in verschiedenen Konzentrationen verabreicht. Sowohl in niedrigen Dosen, die typischerweise in der Umwelt auftreten, sowie in einer im Vergleich dazu zehnfach erhöhten Konzentration.

Das sind die Ergebnisse 

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass diejenigen Honigbienen, denen das Neonicotinoid in der zehnfach erhöhten Dosis verabreicht wurde, eine höhere Sterblichkeitsrate aufwiesen. Von den mit dem Insektengift gefütterten Larven überlebten demnach knapp 80%, während 90% der Larven der Kontrollgruppe das Erwachsenenstadium erreichten.

Auch starben die mit Acetamiprid gefütterten erwachsenen Honigbienen früher als ihre Artgenossinnen der Kontrollgruppe.

In der umweltrelevanten Konzentration, die beispielsweise oft in Blütenständen nachgewiesen wird, hatte das Neonikotinoid dagegen keinen Effekt auf die Bestäuber. Unbeeindruckt blieben die Bienen zudem von dem mit Fungiziden behandelte Larvenfutter. In den verabreichten Dosen entfaltete es keinen direkten Einfluss auf die Sterblichkeit der Insekten, so die Wissenschaftler.

In Teilen widersprüchliche Effekte

Unklarer ist das Bild dagegen bei der Wirkung, dass die Pflanzenschutzmittel in Kombination miteinander entfalten. Hierbei kam die Studie zu komplexen, in Teilen kontraintuitiven Ergebnissen. Demnach führte die niedrigere Neonikotinoid-Dosierung gemeinsam mit den Fungiziden zu einer deutlich erhöhten Sterblichkeit der erwachsenen Bienen: Diese starben im Median mit einem Alter von 27 Tagen, während die Bienen der Kontrollgruppe 31 Tage lang lebten. Dieses Teilergebnis zeige, dass eine ansonsten unschädliche Menge Neonikotinoid zumindest in der Kombination mit den Fungiziden gefährliche Effekte entfalten kann.

Für die Forscher überraschend war dagegen, dass eine Kombination der gleichen Wirkstoffe, Insektizid mit Fungiziden, jedoch mit einem zehnfach höher dosierten Neonikotinoid, keinen Effekt auf die Sterblichkeit der Bienen hatte. Und das, obwohl das Insektizid in der höheren Konzentration für sich allein genommen bei der damit gefütterten Kontrollgruppe die Sterblichkeit erhöht hatte.

Für Studienautorin und JMU-Doktorandin Sarah Menzer zeigen die Ergebnisse, dass die Effekte von kombinierten Pflanzenschutzmittelrückständen weiter untersucht werden müssen. Jedenfalls seien die Ergebnisse «alarmierend», so Menzer. Denn wegen ihres grossen Flugradius kämen Bienen mit vielen verschiedenen Wirkstoffen in Kontakt. Solitär lebende Wildbienen seien dabei womöglich stärker gefährdet als die in Kolonien lebenden Honigbienen, in denen die Schäden der Pflanzenschutzmittel ein Stück weit abgefedert werden könnten.

 

Kommentare (3)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Emilie Jaberg | 23.09.2024
    Wir hätten kein Gewässer-und Insekten Problem, wenn wir das Ideale Bio Produkt auch angewendet hätten. Es ist nie zu spät. Holland hat vor über 40 Jahren das schweizer Produkt sofort übernommen und eine Grossprodution aufgebaut. Unsere Regietung ist bis heute nicht fähig dies ordentlich zu prüfen, obwohl es genügend wissenschaftliche Belege gibt. Die FiBL besitzt sie und wendet sie nicht an um der Landwirtschaft Unterstützung zu bieten
  • Martin | 18.09.2024
    Das wichtigtse Ergebniss dieser und praktisch aller anderen Studien zu Umweltthemen ist: Es braucht weitere Studien und vor allem weitere Gelder für die zusätzlichen Studien. Dies vor allem um die wirtschaftliche Existenz der Forschenden und deren Arbeitgeber zu sichern. Sonst besteht die Gefahr, dass die Forschenden ohne Forschungsauftrag dastehen und allenfalls einer Arbeit nachgehen müssten, welche unter Ihrer Würde wäre. Das gilt es doch unbedingt zu verhindern.
    Wissenschaft und Forschung haben in unserer Gesellschaft einen Status erhalten, der vergleichbar ist, mit der früheren Stellung des katholischen Dorfpfarrers. Wer dessen Aussagen hinterfragte, landete auf dem Scheiterhaufen.
  • Kollege | 17.09.2024
    "In der umweltrelevanten Konzentration, die beispielsweise oft in Blütenständen nachgewiesen wird, hatte das Neonikotinoid dagegen keinen Effekt auf die Bestäuber."
    Fazit: Korrekt angewendet, keine Schädigung.

    Warum wird dann die Extremdosis als Bewertungsgrundlage verwendet?
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