Die Schweiz importiert jährlich 14'600 Tonnen Phosphor. Dieser kommt in Form von Mineraldünger (4'200 Tonnen) sowie in Tierfutter (6'200 Tonnen), Lebensmitteln (2'600 Tonnen) und Chemikalien (1'600 Tonnen) über die Landesgrenze. Da es keine primären Phosphorvorkommen in der Schweiz gibt, kann laut dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) derzeit der Phosphorbedarf, insbesondere der Bedarf an Phosphordünger, nur mittels Importen aus dem Ausland gedeckt werden.
Marokko, China und Russland
Diese Abhängigkeit sei Anlass zur Sorge. Denn die direkte Ausbringung des phosphorhaltigen Klärschlamms als Dünger in die Landwirtschaft ist seit 2006 verboten. Klärschlamm muss seit dem Verbot verbrannt, das heisst thermisch behandelt werden. Um die Lücke beim Phosphordünger zu schliessen, wird Phosphor in Form von Phosphat aus Gesteinen abgebaut, zu einem Dünger verarbeitet und importiert.
Die grössten Phosphorreserven finden sich dabei nur in wenigen Ländern und geopolitisch instabilen Regionen, wie z. B. Marokko, China und Russland. Je nach Abbaugebiet seien die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Menschen gravierend.
Phosphor aus Abfallströme verwerten
Wie das Bafu schreibt, könnten in Zukunft jährlich 6'900 Tonnen Phosphor aus den Schweizer Abfallströmen verwertet werden. Der wichtigste phosphorreiche Abfall ist Klärschlamm mit rund 5'700 Tonnen Phosphor pro Jahr. Der zweite wichtige phosphorreiche Abfallstrom sind die tierischen Nebenprodukte (Tier- und Knochenmehl): Ca. 1'200 Tonnen Phosphor gehen in der Schweiz jährlich über diese Abfälle verloren.
Tierische Nebenprodukte weisen im Vergleich zu Klärschlamm hohe Phosphorkonzentrationen und geringe Verunreinigungen auf, so das Bafu. Entsprechend lasse sich Phosphor in tierischen Nebenprodukten technisch einfach stofflich verwerten.
Phosphorpotenzial der Schweiz mit jährlichem Verbrauch vs. Potenzial der verwertbaren Abfallströme, bei einer Rückgewinnungsquote von 80%.
Bafu
«Bei einer Rückgewinnungsquote von beispielsweise 80 % könnten theoretisch knapp 40 % des jährlichen Phosphorverbrauchs mit Schweizer Recycling-Phosphor gedeckt werden», erklärt das zuständige Bundesamt weiter.
Ab 1. Januar 2026
Den Grundstein dafür hat der Bundesrat im Oktober 2015 gelegt: Er verabschiedete die Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA), einschliesslich der Regelungen zur Phosphorrückgewinnung. Diese besagt, dass aus Abwasser, aus Klärschlamm zentraler Abwasserreinigungsanlagen oder aus der Asche aus der thermischen Behandlung von solchem Klärschlamm Phosphor zurückzugewinnen und stofflich zu verwerten ist.
Gleiches soll für den Phosphor in Tier- und Knochenmehl gelten, das nicht als Futtermittel verwendet wird. Der Bundesrat hat damals festgelegt, dass diese Rückgewinnungspflicht für Phosphor ab dem 1. Januar 2026 gilt.
10 Jahre Hin und Her
Anfang Dezember wird das Bafu nun die Vernehmlassung zur Revision der Abfallverordnung eröffnen, welche alle Details zum Recycling regelt. Auch der Schweizer Bauernverband (SBV) unterstützt das Vorhaben und schreibt: «Die Bemühungen, aus Klärschlamm den wertvollen Phosphor zurückzugewinnen und wieder in die Landwirtschaft zurückzuführen, stehen nach über zehn Jahren Hin und Her kurz vor ihrem Abschluss.»
Das Recycling solle dazu beitragen, dass die Schweizer Landwirtschaft unabhängig von Phosphorimporten wird, so der SBV.
-> Mehr Infos zum Phosphorrecycling gibt es auf der Website des Bafu
Klährschlamm wurde von den genau gleichen Stellen empfohlen und jetzt sind ganze Betriebe in ihrer Existenz bedroht.